EditorialGeschädigter Ruf nach Lizenzen-Fiasko: Einer BGL Ligue nicht würdig

Editorial / Geschädigter Ruf nach Lizenzen-Fiasko: Einer BGL Ligue nicht würdig
 Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Peinlich und rufschädigend – anders kann man die Konsequenzen der Bombe, die am vergangenen Freitag in der Luxemburger Fußballblase platzte, nicht beschreiben. Gleich vier Mannschaften aus der BGL Ligue haben auch in zweiter Instanz keine UEFA-Lizenz bekommen. Anders ausgedrückt: Ein Viertel der Liga erfüllt die Mindestkriterien für eine Teilnahme am europäischen Geschäft nicht – und wird bei der Aufteilung der nächsten Subsidien des Dachverbandes (in Höhe von 1,6 Millionen Euro) nur spärlich bedient werden. 

Dabei war der Swift Hesperingen sportlich bereits für die Conference League qualifiziert. Bei der obligatorischen Kontrolle durch eine externe Audit-Firma wurden beim Ex-Meister allerdings gleich drei entscheidende Versäumnisse aufgedeckt: Der Verein um Investor Flavio Becca hatte es verpasst, vor dem Stichdatum des 31. März verspätete Personalkosten, Steuern und Sozialabgaben nachzuzahlen. Keine Lappalien demnach. Jetzt werden Hesperingen zudem die UEFA-Entschädigungen für die Teilnahme am europäischen Geschäft durch die Lappen gehen – die rund 200.000 Euro pro Runde bedeutet hätten.

Der Mann am Schalthebel des Swift hat in der Vergangenheit nie den Gang vor einen Richter gescheut und wird wohl auch diesmal gegen die Entscheidung der FLF-Juristen klagen. Der nationale Fußballverband ist, wie sämtliche europäische Föderationen, mit der Bewertung der Rechnungsprüfungs-Gutachten beauftragt und muss sich strikt an die UEFA-Vorgaben halten. Auch die Escher Jeunesse wird vor das Luxemburger Sportgericht ziehen – in erster Linie, um die finanziellen Schäden zu begrenzen: Bekommen die Schwarz-Weißen vor der CLAS („Commission luxembourgeoise d’arbitrage pour le sport“) recht, würden sie etwa 90.000 Euro an UEFA-Zuschüssen erhalten. Im anderen Fall dürfte diese Summe sehr viel kleiner ausfallen – was für den ohnehin schwer angeschlagenen Rekordmeister eine kleine Katastrophe wäre.

Bei der Jeunesse geht die Misere auf die Misswirtschaft der Griechen-Periode zurück, erklärte Präsident Marc Theisen im Interview. UT Petingen hinkte bei den Zahlungen an die Krankenkasse hinterher, bei den Schifflingern weigerte sich die Audit-Firma wegen fehlender Dokumente, überhaupt erst eine Überprüfung durchzuführen. 

Professionalismus klingt anders. Geschädigt wurde der Ruf einer ganzen Liga. Wobei einige „gute Schüler“ sicherlich mit stolzem Blick auf die Arbeit von Sekretären und Kassierern – womöglich zum Großteil Leute aus dem Ehrenamt – blicken dürfen, die keine Eckdaten verpassten. 

Doch wie lange ist das bestehende Luxemburger Modell (wo sich Großsponsoren, Ehrenamt und Profiverträge gegenüberstehen) – inklusive der enormen finanziellen Diskrepanzen – noch lebensfähig? Es war und ist nicht verwerflich, oben mitspielen zu wollen. Doch langlebig ist ein auf Mäzenen-Spritzen gebauter Ruhm noch nie gewesen. Eine Escher Fola muss sich heute auf das Talent der eigenen Jugend verlassen. Ob es reicht, zeigt sich am Sonntag. Avenir Beggen ist ein anderes Beispiel für einen Verein, der nie an den Erfolg vergangener Zeiten anknüpfen konnte. Und es gibt sicherlich noch andere, denen es in Zukunft ähnlich ergehen wird, sollte sich die BGL Ligue nicht bald Gedanken um einen nachhaltigen, gesunden Weg machen. 

Dass ausgerechnet seit dieser Saison nur noch fünf Eigengewächse auf dem Spielerbogen stehen müssen und die Liste gleichzeitig von 16 auf 18 Namen ausgeweitet wurde, beweist, dass der aktuelle Zug nicht mehr bremsen wird. Der Aufruhr war groß, als im Winter gleich drei internationale Hochkaräter nach Luxemburg kamen – aber nur einer dieser drei Klubs erhielt seine Lizenz in erster Instanz. Und es ist kein Geheimnis, dass auf Dauer nur eine Handvoll Teams das vorgegebene Tempo halten können. 

Doch das UEFA-Lizenzen-Debakel sollte ein Denkanstoß sein: Die FLF ist gefordert und muss überlegen, ob in Zukunft in so einem Fall nationale Konsequenzen nötig sein sollten. Denn es gibt bekanntlich auch diejenigen, die seit Jahren konstruktiv gewirtschaftet haben, ohne sich Verrücktheiten zu erlauben. Im Sommer wird sich zeigen, wie erfolgreich UNA Strassen oder Victoria Rosport in Europa sein können. Es sind keine Wunder zu erwarten. Allerdings besteht Zuversicht, dass eine Teilnahme an der EP-Qualifikation wohl keinen der beiden Klubs dazu bringen würde, monatelang über die eigenen Verhältnisse zu leben …