D’Miselerland brennt!Geistreiche Expedition – Die zehnte Auflage des nationalen Brennertages an der Mosel

D’Miselerland brennt! / Geistreiche Expedition – Die zehnte Auflage des nationalen Brennertages an der Mosel
Camille Duhrs edelste Brände und der Whisky reifen in alten Weinfässern Foto: Herbert Becker

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Das Wochenende stand ganz im Zeichen hochprozentiger Edelbrände: Fünf Destillerien hatten ihre Pforten geöffnet und zum bereits 10. Mal unter dem Slogan „D’Miselerland brennt!“ eingeladen. Degustieren konnte man die edelsten, geistreichen Erzeugnisse und so sprichwörtlich in die Brennblase eintauchen.

Die Bezeichnung „Brand“ sollte beim Degustieren und Genießen übrigens nicht Programm sein. Der passionierte Kenner und Liebhaber weiß, ein edler Brand muss geschmeidig sein am Gaumen und darf im Abgang nicht brennen. Die althergebrachte Kunst des Brennens wird an der Luxemburger Mosel seit Generationen gepflegt und so haben sich die Destillerien entlang der Mosel vor zehn Jahren zur Asbl. „D’Brenner am Miselerland“ zusammengeschlossen, um der Öffentlichkeit die Pflege dieser Tradition näherzubringen und bei diesen Events auch zu zeigen, welch ausgezeichnete Erzeugnisse man aus den Früchten aus Wingert, Bongert und Feld produzieren kann.

Der gemächlich dahingehende Herbst hat uns in den vergangenen Tagen schon einiges beschert: Indian Summer, heftige Herbststürme und auch Regenfälle. Am Wochenende hat das Wetter noch einmal animiert, die eigene Wohlfühlzone zu Hause zu verlassen. Offiziell eröffnet wurde die 10. Auflage des Events bereits am Freitagabend mit einem kleinen Festakt in der Destillerie Zenner in Schwebsingen in Anwesenheit der Minister Romain Schneider, Lex Delles und Henri Kox.

Herbstliche Küchenklassiker

Also haben auch wir uns auf eine geistreiche Expedition gegeben mit Start in der „Moselmetropole“ Grevenmacher. Wir halten Einkehr bei Henri Streng, Ehrenpräsident der Genossenschaftskellerei Vinsmoselle, dessen Großvater hier schon eine Brennerei betrieben hat. Sohn Pol und Tochter Martine führen den Betrieb nun schon in der vierten Generation. In den vergangenen Jahren fand der Brennertag immer an einem Sonntag statt. Um den Publikumszulauf ein wenig zu entzerren, haben die fünf teilnehmenden Betriebe das Ganze in diesem Jahr auf zwei Tage ausgeweitet, auch um das etwas jüngere Publikum anzusprechen. Pol Streng und sein Team hatten für Samstag eine Abendsession unter dem Slogan „Soirée Ofyr a Flam“ lanciert, in Kooperation mit dem Restaurant „Bistro Quai“ mit Spezialitäten wie Graved Lachs, Zanderfilet oder Risotto mit Burrata. Als Digestif gourmand gab’s einen Glüh-Gin. Der Abend war ausgebucht und auch am Sonntag herrschte reger Betrieb. Man konnte nach Herzenslust die edlen und geistreichen Erzeugnisse degustieren, und für das leibliche Wohlergehen sorgten Klassiker wie Kürbissuppe, Kniddelen oder Winzerteller.

Wir fragen Pol Streng nach der diesjährigen Obsternte. „Es war ein für unsere Verhältnisse normales Jahr ohne nennenswerte Ausfälle“, weiß der passionierte Brenner. „Herausragend jedoch war unsere Mirabellenernte, ausreichende Menge und Top-Qualität.“

Unser weiterer Weg führt uns bergan nach Niederdonven. Die Herbstsonne taucht das Rebenlaub in ein beeindruckendes Farbenspiel und wir treffen auf Camille Duhr, Betreiber der „Distillerie Diedenacker“. Hier wird bereits nachweislich seit 1862 gebrannt, nunmehr schon in der sechsten Generation. In seiner Brennanlage blubbert gerade der Gin. „Vor etwa fünf Jahren dachten wir, Gin brennen ist nur eine Modeerscheinung“, erklärt uns Camille Duhr. „Das Phänomen hat sich jedoch immer mehr ausgeweitet, da Gin besonders bei der jüngeren Generation nach wie vor angesagt ist und unsere Kunden auch Interesse gezeigt haben. Ich habe meine Frau Mariette dann mit der Rezeptur beauftragt und sie hat eine Kreation mit zwölf verschiedenen Botanicals hervorgebracht.“ Neben den klassischen Bränden aus Äpfeln, Birnen, Mirabellen oder Zwetschgen führt Camille Duhr aber auch diverse Spezialitäten im Portfolio. Etwa seinen „Wäibrand 1862“, eine Cuvée aus Auxerrois und Pinot blanc, die vier Jahre im Eichenfass reift. Das Highlight ist jedoch sein Whisky. „Wir waren die ersten im Land, die einen Whisky gebrannt haben“, erklärt Camille nicht ohne stolzen Unterton. „Ich habe hier vier verschiedene Variationen, mit fünf, sechs, sieben und zehn Jahren Reifezeit im Eichenfass. Die Fässer kaufe ich bei Winzerkollegen, die diese nach Gebrauch an mich abgeben.“ Im Shop des Hauses herrscht reger Andrang. Camille Duhrs Angebot reicht von „Äppel“ über „Neelchesbiren“ und „Schléiwen“ bis zu „Wéngertspijen“.

Trüffel aus dem Miselerland

Wie ist es im Allgemeinen um die Brennerzunft bestellt? „Das hat in den vergangenen Jahrzehnten schon deutlich abgenommen“, bekennt Camille Duhr. „Wir beklagen den Abbau von fast 500 Brennereien seit den 60er Jahren, heute sind noch cica 50 Betriebe aktiv. Da wird jedoch mit Herzblut, Passion und Traditionsbewusstsein gebrannt, man geht dennoch mit der Zeit und reagiert auf Kundenwünsche. Die am Event teilnehmenden Betriebe sind auch alle Mitglied der ,Marque nationale‘ unterliegen also strengsten Qualitätskontrollen. Entspricht ein Produkt nicht den Vorgaben, gibt es auch nicht das begehrte Siegel.“

Wir entdecken eine besondere Leckerei an der Theke: Trüffel aus dem Miselerland! Wir fragen nach der Herkunft und was es damit auf sich hat. „Zum zehnjährigen Jubiläum hatten wir die Idee, unseren Kunden einen besonderen Gaumenschmaus zu offerieren“, erklärt Camille Duhr. „Jeder der fünf Betriebe hat seinen besten Brand zur Verfügung gestellt und der Patissier-Chocolatier Hoffmann aus Wormeldingen hat fünf verschiedene Trüffel mit unterschiedlichen Schokoladen daraus kreiert.“

Gleich am Moselufer in Ahn gelegen, gab man sich auch bei Max Lahr & Fils den geistreichen Genüssen hin. Robert Max ist nur nicht Winzer aus Leidenschaft, er betreibt auch die einzige Brennerei in Ahn mit Edelbränden aus eigenem Obst wie Mirabellen, Äpfel, Zwetschgen und Kirschen. Auch bei Steve Weber in Oberwormeldingen konnte man in die Geheimnisse der Destillation eintauchen, im Fokus des Genussmarathons standen hier seine bekannten Mirabellenbrände.

Der Herbst konnte keinen gelungeneren Abschluss als dieses Event finden.