Sonntag21. Dezember 2025

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KunsteckeGalerie Ceysson & Bénétière eröffnet neue Saison mit „XXL“-Ausstellung

Kunstecke / Galerie Ceysson & Bénétière eröffnet neue Saison mit „XXL“-Ausstellung
Werke wie dieses von Bernard Piffaretti sind in der Galerie Ceysson & Bénétière zu sehen Quelle: Ceysson & Bénétière

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Ceysson & Bénétière, die Galerie auf Wandhaff, eröffnet die neue Saison mit einer „XXL“–Ausstellung. Rund 70 Arbeiten des französischen Malers Bernard Piffaretti zieren die Wände der räumlich größten Galerie des Landes. Das Tageblatt war zu Besuch.

Es ist nicht die erste Schau des 1955 in Saint-Etienne geborenen Künstlers Bernard Piffaretti: Ihn verbindet mehr als seine Kunst mit Bernard Ceysson, hat dieser doch 2006 seine erste Galerie zusammen mit Loïc Bénétière in Saint-Etienne gegründet, wo er vorher auch Museumsdirektor war. Piffaretti wird während der LuxArt Week (LAW) auch Werke in einer Bank auf Kirchberg ausstellen.

Mit dem Titel „XXL“ verbindet sich nicht ein Hinweis auf eine Kleidergröße, vielmehr hat Bernard Piffaretti diesen Sammeltitel bewusst gewählt, dies wegen der vielfältigen Möglichkeiten der Räumlichkeiten, auch großformatige Werke auszustellen, sowie der Tatsache, dass er in einer Schau die Dimension seines Œuvre, das er in 45 Jahren geschaffen hat, kompakt präsentieren kann. Den Künstler an einem festgefahrenen Stil festzunageln, ist nicht angebracht, hat er doch im Laufe der Jahre seiner aus der amerikanischen Nachkriegsmalerei aufgesogenen Inspiration, gespickt mit Elementen der kurzzeitigen „Supports/Surfaces“-Bewegung, sowie mit eigenen Stilmitteln sein Schaffen immer wieder aufgefrischt.

Das Prinzip „duplication“

Hat der Amerikaner Barnett Newman seine „zips“ (Striche) zur finalen Bildgestaltung eingesetzt und variiert, so teilt Bernard Piffaretti seine Kompositionen mit einer oder zwei parallel laufenden Streifen in zwei Hälften. Diese können auch schon mal ungleich sein. Die zentrale Axe wird bei ihm zum System. Die „duplication“ ist eines seiner Markenzeichen. Auf der einen Hälfte entwickelt er frei eine Figur, auf der anderen gibt er diese locker wieder, ohne aber ein Spiegelbild erzielen zu wollen. Nuancen sowohl in der Pinselführung als auch in der Struktur oder in der Wiedergabe des Motivs offenbaren die Einzigartigkeit einer jeden Bildhälfte, die jedoch zusammen als „Malerei“ ein Ganzes ergeben.

Piffarettis Markenzeichen: die Teilung der Leinwand
Piffarettis Markenzeichen: die Teilung der Leinwand Quelle: Ceysson & Bénétière

Er schafft, so betont der Künstler, eine „métapeinture“, eine Vorgehensweise, die ihm auch dank Referenzen aus der Kunstgeschichte und Zitate markanter Meister fast vergessener Zeiten erlaubt, diese modern aufzuarbeiten. Selbstredend geht die Entwicklung des Zeitgeschehens nicht spurlos an ihm vorbei: Er greift Fragmente seiner Umwelt, Tendenzen dies- und jenseits der großen Pools auf, reibt diese jedoch an seinen Überzeugungen und Prinzipien auf, um in seiner ihm eigenen Kunstauffassung immer wieder dynamische Akzente zu setzen. Seine Bilder ähneln sich nicht: Auch wenn die meisten den beschriebenen Grundregeln folgen, so strahlen seine Arbeiten je nach Zeitraum andere/unterschiedliche Stimmungen aus.

Kosmologie der eigenen Art

Die in der Ausstellung „XXL“ versammelten Werke haben unterschiedliche Formate, bieten neben Streifen und Linien, geometrisch angeordneten Quadraten oder Rechtecken und Dreiecken, gitterähnlichen Strukturen, auch Kreise und andere Figuren an, dies sowohl in schlichter Farbgebung als auch recht bunter Farbgestaltung, wobei es wegweisende Hauptbilder und unvollendete Arbeiten gibt, abgesehen von den 24 handgezeichneten und mit einfachen Stiftfarben realisierten sogenannten „dessins après tableau“. Piffaretti sagt dazu, er zeichnete manchmal, aber nicht bei jedem Bild, ein fertiggestelltes Gemälde frei im Kleinformat nach, sozusagen um dem Bild eine Art eigenes Label zu verpassen. „XXL“, notiert die Expo-Präsentation, „reprend toutes les figures de B.P. pour en dessiner la cosmogonie: les classiques, les métapeintures, les inachevés, les tableaux en négatif, les kiné, les petits tableaux ainsi que les dessins après tableau“.

Die Werke sind nicht chronologisch nach Daten geordnet, sodass die grob in vier Schaffensperioden entstandenen Bilder nicht direkt einer Epoche zugeteilt werden können – vielmehr verschmelzen sie zu dem, was der Künstler beabsichtigt hat: Bilder aus den 80er- und 90er-Jahren mit jenen Anfang dieses Jahrhunderts oder später bis in die heutige Zeit zu einer Mega-Schau der Malerei werden zu lassen. Piffaretti meint: „La peinture s’avance dans un entre-deux fécond entre déjà-là et pas-encore, entre répétition et invention.“ In der heutigen Zeit könnte man meinen, so sagt es der Künstler: „Peindre la peinture“. In der Tat, auch wenn sich der Maler Bernard Piffaretti auf Leinwand und Papierbögen konzentriert, er ist auch für andere Gestaltungstechniken offen. Im französischen Harfleur hat er die Kirchenfenster eines schmucken Gotteshauses mit einer Kombination aus Blau, Rot und Gelb, geschickt angeordnet, erneuert, eine Intervention, die sich zu einer langen Liste an Solo-Shows, Beteiligung an Group Shows und andere Performances gesellt.

Galerie mit internationalem Flair

Mehr Infos

„XXL“ von Bernard Piffaretti in der Galerie Ceysson & Bénétière noch bis zum 13. Dezember. 13-15, rue d’Arlon; Koerich. ceyssonbenetiere.com.

Haben wir eingangs die Freundschaft und gemeinsamen Überzeugungen in Sachen Kunst von Künstler und Galerist kurz erwähnt, so seien uns noch ein paar Worte zum Selbstverständnis der Galerie gegönnt. Mit der Eröffnung einer Galerie in Tokio 2025 hat die Kunstgruppe Ceysson & Bénétière Aufmerksamkeit in der französischen Fachpresse erregt. Sowohl die größte Tageszeitung als auch Fachmagazine, etwa „Beaux Arts“, haben sich rezent in Artikeln dem Aufstieg der Galerie, die sich von Saint-Etienne auszu einer „multinationale“ entwickelt hat und mittlerweile unter Obhut des Kunsthistorikers Bernard Ceysson von François Ceysson und Loic Bénétière gesteuert wird, gewidmet. „XXL“ reiht sich in das Bestreben, international bewusst aufzutreten, ein.