In der Moselstadt nimmt man es mit der politischen Farbenlehre offensichtlich nicht so genau. Allein während der letzten Amtszeit Stahls wechselten gleich zwei Mitglieder des elfköpfigen Gemeinderates die Fahnen. Rodolphe Steffen ging von der LSAP, für die er bei den letzten Wahlen 2005 noch auf der Lise stand, zur CSV. Der jüngste Wechsel betrifft den Parteikollegen von Stahl, Gemeinderatsmitglied Marcel Lamy, der bei den kommenden Kommunalwahlen für die Grünen mitgeht und auch auf deren Liste steht.
" class="infobox_img" />Bürgermeister Robert Stahl (DP)
Verlässlich zu regieren, scheint da nicht ganz einfach. „Das hat nichts mit Grevenmacher oder dem Gemeinderat zu tun“, kommentiert der amtierende Bürgermeister Stahl die letzte Fahnenflucht, „das waren parteiinterne Unstimmigkeiten, die zum Wechsel geführt haben.“
Parkplatznot beseitigen
Das hat Robert Stahl aber nicht dazu veranlasst, mit seiner Kandidatur Stabilität zu zeigen. Er fühlt sich mit 66 Jahren zu „jung“, um „nichts mehr zu machen“, und er will zu Ende bringen, was er 2000 angefangen hat. Dazu gehört die Verkehrsplanung, an der der Gemeindrat unter Stahl zwar schon gefeilt hat, die aber immer noch nicht zufriedenstellend ist. Grevenmacher leidet unter Parkplatznot für die Einwohner. Deshalb wurde in einer der letzten Sitzungen des Rates vor den Ferien schon „Parking résidentiel“ in verschiedenen Straßen der Stadt genehmigt, neue Parkplätze werden gebaut.
Ein zweites Projekt, worüber auch schon länger diskutiert wird, ist das „Zehntscheuerhaus“ im historischen Kern der Stadt. Das denkmalgeschützte Haus aus den Anfangsjahren des 17. Jahrhunderts, das derzeit vor sich hingammelt, soll in ein Jugendhaus mit Internetcafé umgewandelt werden.
Da, wo früher die Bauern ihre Steuern entrichten mussten, soll die Jugend zukünftig eine Anlaufstelle haben. Auch für den Marktplatz, als Herz des Zentrums, gibt es neue Pläne. Er soll zum großen Teil von parkenden Autos befreit, grüner und „bürgernäher“ werden. Auch für die vielen Sport- und Kulturvereine will Stahl umsetzen, was er 2000 angefangen hat.
Alle nutzen derzeit das „Centre culturel“ unweit der Mosel, wo auch der Weinmarkt stattfindet. Terminkollisionen sind vorprogrammiert. „Die Kultur soll in der Stadt bleiben, der Sport bekommt ein neues Gebäude am Stadion“, lauten die Stahlschen Pläne zur Entzerrung. Die Opposition hat dazu andere Pläne.
Eine weitere „Baustelle“ ist der Ausbau der Gewerbezone „Potaschbierg“. Stahl will verstärkt Unternehmen ansiedeln, um Arbeitsplätze zu schaffen. Das alles folgt wie auch der Bau des neuen Rathauses 2000 einer gewissen Logik. „Mit 5.000 Einwohnern gehen wir gut als Proporzgemeinde durch“, sagt Stahl, „für echten Einfluss aber sind wir zu klein“. Grevenmacher soll weiter wachsen, um mehr Gewicht bei politischen Prozessen auf nationaler Ebene zu bekommen.
Stahl will Grevenmacher zu einer echten Distriktshauptstadt entwickeln: über Zuzug durch neu geschaffenen Wohnraum und über Fusion. „Die einzige Fusion, die hier einen Sinn hat, ist die mit Mertert-Wasserbillig“, sagt er. Diese neue Gemeinde hätte rund 9.000 Einwohner, was eine nicht mehr zu vernachlässigende Größe in Luxemburg darstellt. „Die Probleme sind dieselben in beiden Gemeinden“, sagt Stahl.
In diesem Zusammenhang gehört die Forderung nach einer „Maison médicale“, wie sie der oppositionelle CSV-Spitzenkandidat Léon Gloden artikuliert, für den Bürgermeister in die Kategorie „purer Populismus“. „Von Grevenmacher aus ist man in 15 Minuten im Centre auf dem Kirchberg“, sagt Stahl, „von Echternach braucht man die gleiche Fahrzeit in die Stadt wie nach Grevenmacher. Wo werden die Leute dann lieber hingehen, in ein hauptstädtisches Krankenhaus oder in die Maison médicale nach Grevenmacher?“ Das Gleiche gelte für Remich.
„Und was ist, wenn ein Patient aus Echternach anreist, in Grevenmacher behandelt wird und dann erfährt, dass die diensthabende Apotheke an dem Tag in Mondorf ist?“ dekliniert Stahl sein „Nein“ durch.
Wenn, dann müsse das nach dem Vorbild von Boewingen/Attert gemacht werden, wo es seit Jahren ein „Haus der Ärzte“ mit medizinischer Allgemeinversorgung zu jeder Zeit gebe. „Dann muss man sich aber auch mit den Ärzten hier zusammensetzen, wenn es einem ernst damit ist“, sagt Stahl.
Die Zukunft der Stadt läge auch nicht in der Renovierung der Moselpromenade und einem Fahrradweg, wie ihn die CSV-Opposition fordert. „Todsicher nicht“, sagt Stahl.
Das sei „Braderie“ rund um die Hauptprobleme der Stadt.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können