Das lederne Gilet hat viele Kilometer auf dem Buckel. Bruno Pinho trägt es immer über seiner Motorradjacke. Es begleitet ihn seit gut 20 Jahren. Die abgewetzten Stellen und die vielen Sticker erzählen die Geschichten seiner Reisen auf dem Zweirad. Allein siebenmal hat er zwischen 2015 und 2023 am „Elefantentreffen“ in Thurmansbang im bayerischen Wald teilgenommen.

Mehrere Tausend Motorradfahrer treffen sich dort. Fachsimpeln unter Gleichgesinnten, – Pinho nennt es „Benzingespräche“ – bringt die Fans alljährlich zusammen. Wenn er über die Faszination Motorradfahren spricht, gerät der ansonsten eher vernünftige Mann ins Schwärmen. Er selbst fährt seit 25 Jahren Motorrad. „Man spürt einfach alles um sich herum viel intensiver als im Auto“, geht die Kurzzusammenfassung.
Reiseerlebnisse teilen
Der Reiz, die Naturlaunen auf zwei Rädern zu bewältigen, kommt hinzu. An diesem Tag ist er durch starken Regen bis zur Fahrschule gefahren. Vom Motorradfahren kann ihn so etwas nicht abhalten. Er hat die richtige Kleidung für solche Fälle. Bei den Insider- oder besser Fantreffen kommen die Ländersticker auf den Zweirädern zur Geltung. Pinhos BMW GS 1300 Adventure hat noch nicht so viele am Rahmen kleben.
Er fährt die Maschine erst seit Frühjahr dieses Jahres. Ihr Vorgänger hat in 18 Jahren mit ihm 260.000 gefahrene Kilometer gesammelt und ist übersät von den Souvenirs aus aller Herren Länder. „Man sieht die Karosserie kaum noch“, sagt Pinho nicht ohne Stolz. Er ist ziemlich viel herumgekommen in Europa. „Auf meinen vielen Reisen habe ich mir immer wieder gedacht, es ist so schade, dass keiner das sehen und daran teilhaben kann, was ich gerade erlebe“, sagt er.

Das bringt den Fahrlehrer mit Fahrschule in Schifflingen auf die Idee, Reisen wie diese für andere Interessierte zu öffnen. Das Projekt „Bruno Motorcycle Tours“ ist seit diesem Jahr neben der Fahrschule ein zweites geschäftliches Standbein. Kleine Gruppen sollen es sein und bleiben. Fünf andere „Gäste“ nimmt er mit, wenn ab 31. Juli Pässe wie den Col de l’Iseran“ (2.770 Meter) oder den „Col de la Bonette“ (2.715 Meter) bezwingt.
Ehrenamtlich engagiert
Nach über 20 Jahren als Fahrlehrer mit mittlerweile fünf Mitarbeitern hat er sich mehr und mehr auf die Organisation des Schulbetriebs und seit neuestem der Motorradreisen zurückgezogen. Damit kombiniert er jetzt seine Leidenschaft und einen guten Zweck. Er will nicht mehr einfach nur reisen, sondern dabei Spenden sammeln. Der gebürtige Luxemburger mit portugiesischen Wurzeln ist seit 2022 Mitglied bei den Street Angels.
Die ASBL verteilt ehrenamtlich Essen und Kleidung an bedürftige Menschen. „ASBLs wie diese können jede Spende gebrauchen“, sagt er. Das hat er gerade zuletzt wieder gemerkt. Als der Lieferwagen der ASBL kaputt war und in die Werkstatt musste, fielen nicht nur Kosten an. Auch die Mission der ASBL musste ausfallen. Sie konnten das Essen nicht liefern. Neben den Street Angels sollen die „Fondation Wonschstär“ und die Tierschutzorganisation Frida mit Sitz in Remich von seiner Idee profitieren.
Die ersten zwei Reisen für dieses Jahr, in denen er als Reiseleiter aktiv war, liegen schon hinter ihm. Zur Eröffnung der diesjährigen Saison von „Bruno Motorcycle Tours“ ging es ein Wochenende quer durch das Land, die zweite führte sieben Tage in die Schweiz. Die zehn Tage in den südfranzösischen Alpen sind der dritte Versuch, mit dem Motorradfahren Geld zu sammeln. Los geht es im französischen Thonon-les-Bains am Genfer See quer durch die Savoyen über Briançon bis nach Saint-Raphaël an der Mittelmeerküste.
Spenden gehen an sozial engagierte Organisationen

Dort wollen die Motorradfahrer zwei Tage Meeresluft und -frische genießen, bevor es über die berühmte „Route Napoléon“ zurückgeht nach Luxemburg. Die letzte Reise für dieses Jahr führt im September nach Schottland. 7.500 Kilometer werden so zusammenkommen. Für jeden Kilometer will Pinho unter dem Motto „Ride for Change“ einen Euro sammeln, um sie zu gleichen Teilen an die drei Organisationen zu spenden.
1.500 Euro sind bis jetzt auf dem Konto. Es gibt also noch Luft nach oben. Dem Verdacht, er mache die Spendenaktion, um auf sein neues Projekt, die Motorradreisen, aufmerksam zu machen, hält er entgegen: „Es ist genau andersherum“, sagt er. „Ich möchte über die Reisen dafür sensibilisieren, dass hier in Luxemburg Hilfe gebraucht wird.“
Das Spendenkonto
Spenden können mit Payconiq an die 621 322 616 überwiesen werden oder per Überweisung an Bruno Motorcycle Tours, IBAN: LU130019 7955 1623 9000, Betreff: Don Ride for Change.
De Maart





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