Friedrich Merz ist der Sieger. Der 66-jährige Jurist hat es im dritten Anlauf geschafft, Vorsitzender der CDU zu werden. Bereits im ersten Wahlgang erreichte Merz mit 62,1 Prozent einen klaren Sieg vor seinen Mitbewerbern Norbert Röttgen und Helge Braun. Merz ist also nicht nur der gefühlte Liebling der CDU-Basis, er hat es nun schwarz auf weiß: Die CDU-Mitglieder erhoffen sich von ihm, einem Vertreter des konservativen Flügels, eine Neupositionierung der Partei. Die hohe Beteiligung der Basis ist ein ermutigendes Zeichen für politische Partizipation.
Ob Merz die CDU tatsächlich mit einem schärferen konservativen Profil ausstattet, oder doch die Mitte wählt, wird sich in den nächsten Wochen weisen. Deutlich wurde im parteiinternen Wahlkampf, dass Merz deutlich gemäßigter aufgetreten ist als in den beiden Auseinandersetzungen zuvor, er nahm die Wünsche nach Modernisierung der Partei auf und verzichtete auf scharfe Töne. Mit der Wahl seines Generalsekretärs, dem Berliner Mario Czaja, demonstrierte er, dass sich die CDU verjüngen und großstädtischer aufstellen muss, um Wähler auch in anderen Milieus für sich zu begeistern.
Merkels Widersacher
Die Ära Angela Merkels endet nun mit der Wahl ihres langjährigen Widersachers Friedrich Merz. Ironie oder Folgerichtigkeit der Geschichte? Von beidem ein wenig.
Er habe nur leise Wow gesagt, Triumphgesänge seien ihm fremd, sagte Merz nach seinem Wahlsieg. Nun, wer ihn kennt, weiß, dass das sicher nicht so ganz richtig ist. Sein Naturell beinhaltet durchaus eine klare Siegermentalität. Aber Merz hat dazugelernt in den vergangenen Jahren und hat am Tag seines Triumphes eine Bescheidenheit durchscheinen lassen, die ihm und der Partei gut zu Gesicht steht. So kann es gehen. Er wird vielen in der Partei die Hand reichen müssen, auch dem liberalen, sozialen Flügel, für den die beiden unterlegenen Kandidaten Röttgen und Braun stehen. Und der Bundestagsabgeordnete muss sich schnell Gedanken machen zur Frage des Fraktionsvorsitzes. Er beschied am Freitag, diese Frage stehe derzeit nicht an. Stimmt nicht, sie steht sofort an. Sonst schwelt erneut ein Machtkampf zwischen ihm und dem jetzigen Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus. Mit seinem deutlichen Ergebnis als Pfund wird Merz in der Frage des ersten Redners der Opposition wuchern können.
Merz wird nun alle Teile der Partei zusammenhalten müssen, das künftige CDU-Präsidium muss dies spiegeln. Um dann geeint die Finger in die Wunden und Fehler der Ampel-Koalition zu legen. Diese werden kommen. Die Union muss dies geeint nutzen – dann hat man die Chance, die Oppositionsbank auch wieder zu verlassen.
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