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Kopf des TagesFriedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow ist tot

Kopf des Tages / Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow ist tot
Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow steht während des Bürgerfestes vor dem Brandenburger Tor auf der Bühne. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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Glasnost und Perestroika

Michail Gorbatschow – genannt „Gorbi“ – war einer der letzten noch lebenden Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges. Nun ist der Friedensnobelpreisträger, der bis zuletzt für demokratische Freiheiten in Russland kämpfte, gestorben.

Wie Tass und Interfax am späten Dienstagabend aus Moskau meldeten, starb Gorbatschow im Alter von 91 Jahren. Kurz danach bestätigt das Zentrale klinische Krankenhaus (ZKB) in Moskau: „Heute Abend ist nach schwerer und langer Krankheit Michail Sergejewitsch Gorbatschow gestorben“.

Der weltweit geschätzte Politiker galt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges. Besonders die Ostdeutschen verehren „Gorbi“, wie sie ihn nennen, bis heute als Staatsmann, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte.

Im Westen als großer Staatsmann und Wegbereiter der deutschen Einheit verehrt, lasten ihm noch heute viele Russen den Zusammenbruch der Sowjetunion und das Chaos nach dem Ende des Kommunismus an. Dass ausgerechnet Gorbatschows Reformgedanken Weltgeschichte schreiben würden, schien lange kaum absehbar. Am 2. März 1931 in einer bäuerlichen Familie im südrussischen Stawropol geboren, beginnt Gorbatschow seine politische Karriere als kommunistischer Apparatschik. Auf eine Karriere als Parteifunktionär in seiner Heimatregion folgt der Sprung nach Moskau. In den 1970er-Jahren tritt er ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei ein, als Schützling von KGB-Chef Juri Andropow wird er 1985 zur neuen Nummer eins in der Sowjetunion.

Im Vergleich zu den Hardlinern im Politbüro gilt Gorbatschow schnell als Reformer. Auch im Ausland sehen viele in dem neuen Mann an der Spitze der UdSSR einen erfrischenden Gesprächspartner. „Er ist von seiner Art relativ offen und intelligent. Er ist umgänglich und hat einigen Charme und Humor“, schreibt die konservative britische Premierministerin Margaret Thatcher vier Monate vor Gorbatschows Ernennung zum Generalsekretär des Politbüros an den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan.

Anders als im Westen stehen bei der politischen Bewertung Gorbatschows in Russland nicht dessen Abrüstungspolitik und ehrgeizige Reformansätze im Vordergrund – sondern deren Scheitern. Zunächst lässt die Politik von Glasnost und Perestroika – Offenheit und Umgestaltung – Millionen Menschen in der Sowjetunion in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre auf ein besseres Leben hoffen. Doch bei vielen Russen herrscht heute die Erinnerung an den ungezügelten Kapitalismus und die zahlreichen Privatisierungen vor, die nach dem Ende des Kommunismus über das Land hereinbrachen und von denen vor allem einige Oligarchen profitierten.

1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umbrüchen in allen Republiken des Sowjetstaates und letztlich zu einem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. Gorbatschow trat als Präsident der Sowjetunion 1991 zurück, bevor sich der Staat wenig später selbst auflöste. Der neue starke Mann in Moskau wurde damals der russische Präsident Boris Jelzin (1931-2007). 

Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow sich um seine eigene politische Stiftung in Moskau verdient gemacht. Die Organisation setzt sich für demokratische Werte und eine Annäherung Russlands an den Westen ein.

Gorbatschow schrieb zahlreiche Bücher – zuletzt unter anderem auch über seine Enttäuschung von den Deutschen und dem Westen. Konkret beklagte er dabei, dass neue Feindbilder gegen Russland gezeichnet würden. Zu den Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 war er aus Gesundheitsgründen nicht gereist. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden.

Der Politiker war Miteigentümer der Kreml-kritischen Zeitung Nowaja Gaseta, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hatte in den vergangenen Jahren Kreml-Chef Wladimir Putin mehrfach aufgefordert, die Freiheit der Medien und Wahlen nicht weiter einzuschränken.

Der Staatsmann wird in Moskau auf dem Neujungfrauenfriedhof für Prominente beerdigt – neben seiner Frau Raissa.  (dpa)

jeff
31. August 2022 - 7.39

Här Hottua - d'Welt?? Wierklech?? Ass dach wéi de Spiegel just gutt fir déi Leit déi keng eegen Meenung hunn, an sech domat einfach eng opschwätzen loossen. Déi Artikelen sinn et net wäert  gelies ze Liesen. A wat NATO ubelaangt, do huet Hien hinnen einfach nëmmen vertraut - an ass skrupellos bedrunn ginn - wat eng Léier fir Zukunft war mat béisem Ausgang

Robert Hottua
31. August 2022 - 2.57

Herr Gorbatschow war kein erfrischender politischer Romantiker. Nach dem Abzug der russischen Armee aus Afghanistan war er aus finanziellen Gründen zu politischen und wirtschaftlichen Reformen gezwungen. War er daraufhin der NATO gegenüber geopolitisch wirklich naiv oder wurde er dazu bewegt?
https://www.welt.de/geschichte/article124856615/Wie-Afghanistan-zum-sowjetischen-Trauma-wurde.html
MfG
Robert Hottua