18. November 2025 - 21.06 Uhr
Akt.: 18. November 2025 - 22.41 Uhr
ChamberFrieden äußert sich zu Briefen von OGBL und LCGB
Im Brief von Anfang Oktober griffen Nora Back (OGBL) und Patrick Dury (LCGB) Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) scharf an. Dieser sei seinem Amt nicht gewachsen. Es fehle ihm nicht nur an Fachkenntnis, sondern auch an persönlichen Qualitäten. Dieses Fazit ziehen die beiden Vorsitzenden nach enttäuschenden Erfahrungen, die sie während der Verhandlungen zur Rentenpolitik sowie der Gespräche mit den Sozialpartnern machen mussten. Mischo neige dazu, „Konfliktsituationen zu provozieren“. Luc Frieden stellte klar, dass die beiden Vorsitzenden keine Antwort zu erwarten haben, „weil man solche Äußerungen über Leute nicht schreibt“. Ihn störe die Wortwahl und die Form der Kritik.
Zwischen dem Minister und den Gewerkschaften kam es im Laufe der Legislaturperiode des Öfteren zu Streit. OGBL und LCGB werfen Mischo vor, die Rolle der Gewerkschaften bei der Verhandlung von Tarifverträgen ausbooten zu wollen. Den „Ständigen Ausschuss für Arbeit und Beschäftigung“ boykottieren sie bereits. Weitere Streitpunkte sind etwa die Entwicklung des Mindestlohns oder die Reform der Ladenöffnungszeiten.
Jeder Brief, der höflich formuliert ist, erhält auch eine höfliche Antwort von der Regierung
In einem zweiten Brief, der vergangene Woche publik wurde, geht es um die Gesundheitspolitik im Großherzogtum. Die Reformen, an denen die Regierung Frieden, genauer Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) arbeiten, liefen auf eine „Kommerzialisierung“ des Gesundheitssektors hinaus. Eine Liberalisierung ambulanter Leistungen führe zu einer „Zwei-Klassen-Medizin“. Ende Oktober kündigte die „Association des médecins et médecins-dentistes“ (AMMD) die Konventionen mit der Nationalen Gesundheitskasse (CNS) auf. Diese seien nicht mehr „mit der modernen Medizin und dem Prinzip der freien Arztwahl“ zu vereinbaren. Gesundheitsministerin Deprez arbeitet nach eigener Aussage an einem Konzept, um die Liberalisierung ausgewählter Bereiche der ambulanten Versorgung zu ermöglichen. Auch sogenannte „Ärztegesellschaften“ sollen zukünftig solche Praxen betreiben dürfen. Luc Frieden stellte am Mittwoch in der Chamber klar, dass das Konventionssystem erhalten bleibe. Eine ausführliche Antwort der Regierung werde auf diesen Brief folgen. „Jeder Brief, der höflich formuliert ist, erhält auch eine höfliche Antwort von der Regierung“, so der Premier.
Luxemburg unter „Migrationsdruck“?
Meris Sehovic („déi gréng“) kam in der Chamber auf die vor einer Woche veröffentlichte EU-Migrationsanalyse zu sprechen. Luxemburg treffe laut dem Bericht die volle Solidaritätspflicht gegenüber Staaten wie Frankreich oder Deutschland, die in den vergangenen Jahren viele Migranten aufnahmen. An Premierminister Luc Frieden (CSV) gerichtet fragte Sehovic, ob Luxemburg mehr Menschen aufnehmen oder andere Länder finanziell kompensieren werde.
Die EU-Migrationsanalyse ist ein Bericht des EU-Innenkommissar Magnus Brunner zum sogenannten Solidaritätspool. Das Verfahren soll Mitgliedstaaten, die unter einem hohen Migrationsdruck stehen, entlasten. Der Bericht untersucht, welche Staaten bisher viele Migranten aufgenommen haben und welche Staaten sich stärker durch Aufnahmen oder Geldleistungen an der Bewältigung der Immigration beteiligen müssen.
Frieden zeigte sich am Mittwoch erstaunt über die Einteilung Luxemburgs als nicht stark betroffenes Land. Nach Ansicht der Regierung sei Luxemburg in einer ähnlichen Situation wie seine Nachbarländer. „Wir haben in den letzten Jahren viele Flüchtlinge aufgenommen, pro Kopf nicht weniger als Nachbarstaaten“, so Frieden. Die Regierung habe immer Solidarität gezeigt und werde das auch in Zukunft tun. Außenminister Bettel werde in Brüssel anfragen, wie es zu der Kategorisierung gekommen sei.
Chamber für Hilfe-Hotline zur Suizid-Prävention
Zu Beginn ihrer Rede räumte Taina Bofferding (LSAP) mit einem Mythos auf. Ein Suizid beruht meist nicht auf einem konkreten Todeswunsch. Der Tod ist nicht das primäre Ziel, doch wird hingenommen, um dem quälenden Leid endlich ein Ende zu setzen. Auch seien Suizidversuche selbst kein Hilferuf mehr, diese kämen vorher. Suizide sind verhinderbar, darauf wollte Bofferding hinaus. Luxemburg habe ein großes Problem im Bereich der mentalen Gesundheit. Ein Viertel der Schülerinnen und Schüler an den Lycéen haben in den vergangenen zwölf Monaten über Suizid nachgedacht. Sozialer Druck, oftmals verstärkt durch soziale Medien und Cybermobbing, verstärke Unsicherheit und Vereinzelung.
Djuna Bernard („déi gréng“) zeigte sich alarmiert. Suizid sei die häufigste Todesursache unter den 15- bis 20-Jährigen in Luxemburg. Es brauche dringend die Anerkennung des Berufs des klinischen Psychologen, so die Abgeordnete. Eine gesetzliche Regelung der Anforderungen an psychologische Berufe sei wichtig, um die Zusammenarbeit verschiedener Akteure im Bereich der mentalen Gesundheit zu verbessern. „Wenn Leute sich dazu durchringen, nach Hilfe zu fragen, darf es nicht noch sechs Monate dauern, bis die diese bekommen“, so Bernard.
Carole Hartmann (DP) stellte klar: „Nur ohne Stigma und Tabus schaffen wir Raum für Betroffene, sich die Hilfe zu holen, die sie brauchen.“ Suizidprävention sei eine Frage der Erreichbarkeit von Hilfsangeboten. Dem stimmte Marc Baum („déi Lénk“) zu, doch hinge der Zugang zu Psychologen häufig vom Geld ab. Zudem sorge auch die soziale Situation in Luxemburg dafür, dass Hoffnungslosigkeit zunehme. In der Sache zeigte die Chamber bei diesem Thema Einigkeit, die Motion Taina Bofferdings, die Hilfsangebote im Großherzogtum besser zu koordinieren, lehnte die Mehrheit von CVS und DP jedoch ab. Der Psychologe und CSV-Abgeordnete Ricardo Marques war mit seiner Motion, eine zentrale Hilfs-Hotline für psychische Krisen einzurichten, hingegen erfolgreich. Einstimmig beschloss das Parlament den Vorschlag.
De Maart
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