BadmintonFrédéric Mawet, Technischer Direktor des Verbands: „Haben einige sehr talentierte junge Spieler in unseren Reihen“

Badminton / Frédéric Mawet, Technischer Direktor des Verbands: „Haben einige sehr talentierte junge Spieler in unseren Reihen“
 Foto: Darren Staples/AFP

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Es ist fast sechs Jahre her, dass Frédéric Mawet den Posten des Technischen Direktors beim Badmintonverband übernommen hat. Der damalige Zentralvorstand unter dem Vorsitz von Robert Smit ging das Risiko ein, gegen den Willen mehrerer Vereine Geld freizugeben, damit Mawet mehrere neue Projekte in Angriff nehmen konnte. Mittlerweile werden die ersten Früchte geerntet.

Tageblatt: Herr Mawet, Sie sind 2017 mit großen Ambitionen nach Luxemburg gekommen. Haben sich diese erfüllt?

Frédéric Mawet: Die Zahlen lügen nicht. Inzwischen zählt der Verband 1.709 lizenzierte Spieler, fast doppelt so viele wie bei meiner Ankunft. Wir haben drei hauptverantwortliche Trainer, die die besten einheimischen Spieler betreuen. Sie werden von zehn weiteren ausländischen Trainern unterstützt, die vor allem in den Vereinen eine gute Basisarbeit leisten. In der Weltrangliste rückt unsere noch sehr junge Garde weiter auf, Kim Schmidt/Zoé Sinico belegen derzeit Platz 201 im Doppel und Schmidt Platz 429 im Einzel bei den Senioren, Tendenz steigend. Beim jüngsten EYOF verpasste Noah Warning nur knapp einen Medaillenplatz und erzielte mit seinem Einzug ins Viertelfinale das beste luxemburgische Ergebnis.

Frédéric Mawet ist seit 2017 Technischer Direktor beim Badminton-Verband
Frédéric Mawet ist seit 2017 Technischer Direktor beim Badminton-Verband Foto: Privat

Also Mission erfüllt?

Nein, ein guter Teil der Wegstrecke liegt noch vor uns.

Sie gaben als langfristiges Ziel eine Olympiaqualifikation an. Ist das in absehbarer Zeit realistisch?

Mit dieser Zielsetzung wollte ich bei meinem Amtsantritt bewusst die Messlatte sehr hoch setzen. In den letzten fünf, sechs Jahren haben wir auf mehreren Ebenen intensiv gearbeitet. Die erste betrifft unsere Struktur für das Kadertraining. Wir haben eine professionellere Betreuung mit einem „Players Pathway“ eingeführt, einem Weg, der den Spieler an die Spitze führen soll. Wir haben den Umfang des Trainings deutlich erhöht und die Trainingszeiten geändert. Nun können unsere Athleten zweimal täglich direkt vor oder nach der Schule trainieren.

Sind die luxemburgischen Sportler bereit, diese Doppelbelastung Schule und Leistungssport zu tragen?

Ja, die allermeisten. Dies erforderte allerdings ein Umdenken. Die Struktur, die ich 2017 vorfand, erlaubte einem Spieler mit gutem Potenzial nicht, sich so weit zu entwickeln, dass er eine internationale Karriere anstreben konnte. Früher oder später haben die Nachwuchsspieler das Training für die Schule aufgegeben. Jetzt sehen sie, dass beides möglich ist. Sie erkennen, dass sie in Luxemburg gute Bedingungen vorfinden, um sich zu entwickeln. Inzwischen reisen die Nationalspieler nicht nur zu Turnieren ins Ausland, um dort teilzunehmen, sondern sie wollen auch erfolgreich sein.

Die geschaffenen Strukturen entsprechen also den internationalen Standards?

Durchaus. Allerdings, je besser unsere jungen Spieler werden, desto professioneller müssen unsere Strukturen und Trainingsbedingungen sein. Wir brauchen zum Beispiel noch Trainer, die spezifisches Training im Einzel und im Doppel anbieten, da die Spieler nur in einer Disziplin wirklich gut werden können. Zudem sind Frauen- und Männer-Badminton sehr verschieden, wir müssen technisch und taktisch vermehrt differenzierter arbeiten. Ideal wäre es, wenn unser Trainingszentrum als BE-Zentrum (Label von Badminton Europe) anerkannt würde. Diese Anerkennung würde es uns ermöglichen, ausländische Spieler aufzunehmen und somit unseren Sportlern kostenlose Sparrings zu verschaffen. 

Zur Person

Frédéric Mawet arbeitete bis 2016 für den belgischen Badminton-Verband. Dort bekleidete der zweifache Familienvater zum einen die Position des Technischen Direktors und war zum anderen Teil des Trainerstabs. Als er Anfang 2017 vom luxemburgischen Verband eingestellt wurde, überarbeitete er die veralteten Strukturen und setzte als Fernziel die Olympiaqualifikation für die besten einheimischen Spieler. Mittlerweile zeigt die Entwicklungskurve in vielen Bereichen steil nach oben.

Nimmt das den Vereinen nicht die Verantwortung für gute Nachwuchsarbeit ab?

Nein, ganz im Gegenteil. Früher wurden Talente in sehr jungen Jahren an den Nationaltrainer „übergeben“, wenn dieser ein Potenzial in ihnen erkannte. Heute findet die Grundausbildung in den Vereinen statt. Dies ist Teil der zweiten Ebene, an der wir intensiv arbeiten: Je effektiver das Training der Fünf- bis Zehnjährigen in den Vereinen ist, desto größer ist die Basis unserer Pyramide und desto größer sind die Chancen, dass der eine oder andere Spieler ein hohes internationales Niveau erreicht. Viele Vereine übernehmen mittlerweile einen größeren Teil der Arbeit, denn sie haben das, was sie brauchen, eine gute Struktur und gute Trainer, die die Feluba einstellt und zeitweise an sie delegiert. Das ist neu in Luxemburg, andere Verbände ziehen inzwischen nach.

Wann kommt ein Gilles Müller oder eine Sarah de Nutte im Badminton?

Der Weg zur internationalen Spitze ist eine langfristige Entwicklung. Wir haben das Glück, einige sehr talentierte junge Spieler in unseren Reihen zu haben, von denen etwa fünf das Potenzial haben, sich für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles zu qualifizieren. Paris ist bereits in zwei Jahren, vielleicht sind wir dort bereits vertreten. Es wird aber wahrscheinlich noch zehn Jahre dauern, bis regelmäßig gut ausgebildete Spieler aus den Vereinen kommen. Hier liegt noch viel Arbeit vor uns. Dann wird unser Sport in Luxemburg einen anderen Stellenwert haben, als er es heute hat. (jn)

Die Luxemburger Talente

Mara Hafner (15) erzielt derzeit ihre besten Ergebnisse im Doppel. In dieser Disziplin hat sie mit ihrer belgischen Partnerin Tammi Van Wonterghem dreimal die Vorschlussrunde eines Turniers des Badminton-Europe-U17-Circuit erreicht. „Ich hoffe, in Zukunft auch im Einzel ähnlich gute Ergebnisse zu erzielen. Obwohl ich mich beim EYOF nicht für das Hauptfeld qualifizieren konnte, waren die Spiele eine tolle Erfahrung. Trotz meines deutschen Passes habe ich mich entschieden, für Luxemburg zu spielen, da ich dort wohne und sehr gute Trainingsbedingungen vorfinde.“

Noah Warning (16) hat in der Saison 2021/22 beim German-U17-Open und beim European Youth Olympic Festival in der Slowakei das Viertelfinale und beim Austrian-U17-Open sogar das Halbfinale erreicht. Derzeit ist er die Nummer 12 der europäischen Rangliste der unter 17-Jährigen. „Das Highlight der vergangenen Saison waren für mich die Jugendspiele in der Slowakei, bei denen ich aufgrund meiner guten Leistungen bei der Abschlussfeier zum Fahnenträger ernannt wurde. Die guten Ergebnisse dort kamen zustande, weil ich sowohl von meinem Trainer als auch von den COSL-Verantwortlichen hervorragend unterstützt wurde.“

Kim Schmidt (18) spielte nach ihrer Verletzungspause in den Wintermonaten eine sehr gute Saison in der 2. Bundesliga. Sie gewann dort in der Rückrunde sieben ihrer zehn Einzelspiele für Bischmisheim. Außerdem hat sie bereits in der ersten deutschen Liga Erfahrung gesammelt, als sie im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft ein Einzel mit der ersten Mannschaft bestritt. Im selben Zeitraum nahm sie an fünf BWF-Turnieren teil und erreichte in ihrem ersten Jahr bei den Senioren dreimal die Hauptrunde. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie bei den Yonex Luxembourg Open, wo sie das Viertelfinale nur knapp verpasste. „Trotz meiner guten Platzierung im Doppel sehe ich meine Zukunft ausschließlich im Einzel. Ich muss den Fokus im Training noch mehr darauf richten, um erfolgreich zu sein.“

Die Trainer

Tristan Bache (U15/U17-Trainer): „Neben dem Badminton-, Konditions- und Fitnesstraining gehen meine Schützlinge regelmäßig zu einem Sportpsychologen und zu einem Ernährungsberater. Wir haben uns hohe Ziele gesteckt, sie zu erreichen erfordert viel Arbeit. Mara strebt einen Viertelfinaleinzug bei der U17-Europameisterschaft im nächsten Jahr an, Noah will in zwei Jahren bei den Junioren unter die Top 50 der Welt kommen. Andere, noch jüngere Talente zeigen ähnlich gute Ansätze.“

Alen Roj (U19/Seniorentrainer): „Kim hat in dieser Saison 600 Weltranglistenplätze gutgemacht, das ist schon bemerkenswert. Man muss bedenken, dass der Sprung von den Jugendkategorien zu den Senioren gewaltig ist. Ich hoffe, dass andere in den nächsten Jahren nachziehen. So zum Beispiel Jérôme Pauquet, der bei zwei Turnieren des Badminton-Europe-U19-Circuit im Einzel und zusammen mit Yannick Feltes einmal im Doppel das Achtelfinale erreichte. Zudem war er bei seinen Einsätzen als Reservespieler für Bischmisheim in der 2. Bundesliga erfolgreich.“