Junge Menschen für Politik zu begeistern, ist „eine Herausforderung, der sich die politischen Parteien und Institutionen immer wieder auf ein Neues stellen müssen“. Das steht in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Marc Goergen. In seiner Frage an das Innenministerium erkundigte sich Goergen nach der Altersstruktur in den Gemeinderäten und danach, ob sich diese in den letzten zehn Jahren signifikant verändert hat.
Die Antwort fällt etwas ernüchternd aus. Der Altersdurchschnitt der gewählten Gemeinderatsmitglieder lag 2011 bei 55 Jahren. 2021 ist dieser Wert auf 54 Jahre gefallen. Der Medianwert hat sich hingegen nicht verändert: 2011 als auch zehn Jahre später liegt dieser Wert bei 55 Jahren. Der Modalwert – das Alter, das am öftesten in den Gemeinderäten vertreten ist – wird 2011 noch mit 53 Jahren angegeben. 2021 sind die 59-Jährigen die am häufigsten gewählten Vertreter im Gemeinderat. Der Interquartilsabstand, mithilfe dessen die Streuung der Altersgruppen gemessen werden kann, lag 2011 bei 15, 2021 hingegen bei 18 Jahren.
2021 sei zudem eine höhere Varianz in den Gemeinderäten festgestellt worden. Das bedeutet, dass eine heterogenere demografische Struktur festzustellen sei und das Alter der Politiker weiter auseinanderliege, schreibt das Innenministerium. Von einer Verjüngung der Kommunalpolitik kann jedoch keine Rede sein: Die Anzahl der unter 30-Jährigen, die zum Gemeindepolitiker gewählt wurden, stagniert auf einem niedrigen Niveau. 2011 waren es insgesamt 30, 2021 wurden nur 36 „U-30“-Politiker in das Vertretungsgremium ihrer Gemeinde gewählt. Die Gemeindepolitik scheint zudem weiterhin fest in männlicher Hand zu weilen: Nur 25 Prozent der gewählten Gemeindevertreter waren Frauen. Genauere Statistiken zu den in den Gemeinderäten vertretenen Nationalitäten seien nicht vorhanden, sagt das Innenministerium. „Die Nationalität ist zur Ausbezahlung des ‚Congé politique‘ nicht relevant und wird deswegen statistisch nicht erfasst“, steht in dem Schreiben.
Das Innenministerium merkt jedoch an, dass die Zahlen aus den beiden Vergleichsjahren nur bedingt aussagekräftig seien, da die Erhebung 2011 direkt nach den Gemeindewahlen stattfand. Die Zahlen von 2021 bilden jedoch den Zustand inmitten einer Mandatsperiode ab. Auch weist das Ministerium darauf hin, dass es mehrere Formen der politischen Partizipation in den Gemeinden gebe, die ebenfalls gefördert werden sollen. Die Wahl in den Gemeinderat stelle nicht die einzige Möglichkeit dar und dürfe deshalb nicht die einzige förderungswerte Form der politischen Beteiligung sein. Diese soll nicht zuletzt durch die Reform des Gemeindegesetzes vorangetrieben werden, schreibt Innenministerin Taina Bofferding (LSAP) in ihrer Antwort.
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