FR.A.RTFrauen in der Kunstwelt (13): Lea Schroeder, 1987, Differdingen/Paris

FR.A.RT / Frauen in der Kunstwelt (13): Lea Schroeder, 1987, Differdingen/Paris
 Foto: Anouk Flesch

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Lea Schroeder (www.leaschroeder.studio) ist Objekt- und Grafikdesignerin. Nach ihrer Ausbildung in Paris arbeitete sie dort während fünf Jahren für die Modemarke Lancel. Seit Anfang 2019 hat sie ihr Atelier im 1535° Creative Hub in Differdingen, wo sie ihre Keramik- und Textilwerke her- und ausstellt. Außerdem vertritt Schroeder ihr Kunsthandwerk beim Verein „De Mains de Maître“, der von Erbgroßherzogin Stéphanie ins Leben gerufen wurde. Rezent illustrierte sie ein Liederheft für Demenzkranke und deren Familien.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Lea Schroeder: Neugierig, optimistisch und polyvalent.

Zu welcher Tageszeit sind Sie am kreativsten?

In letzter Zeit habe ich sehr früh morgens viele Ideen. Das ist neu, sonst schlief und arbeitete ich immer erst spät.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit in den Betrachtenden auslöst?

Meine Werke sollen Freude auslösen und auf eine intuitive Art die Seele berühren. Ich will, dass sie das Gefühl einer Reise vermitteln und die Betrachtenden ein Stück von sich selbst darin wiederfinden können. Oft sind es präzise Farben und Muster in meinen Werken, die ungeahnte Gefühle hervorrufen.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Mein Lieblingsschriftsteller ist Paulo Coelho. Die Poesie in seinen Werken inspiriert mich extrem. Ich könnte mir vorstellen, in einer Zusammenarbeit die Geschichten, die er erzählt, in Bilder zu fassen.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Der kommerzielle Teil, also Marketing und Verkauf. Preise für meine Werke festzulegen, fällt mir schwer. Es kommt nicht nur auf die Zeit oder das Material an, sondern auf ihre Entstehungsgeschichte und ihren emotionalen oder spirituellen Wert.

Wie sind Ihre Erfahrungen als Frau in der Kunstszene?

Durch meine Ausbildung im Modebereich und meine Festanstellung bei Lancel in Paris war ich es gewohnt, mich in einem Frauenmilieu zu befinden, und habe mich nie gefragt, ob und wie mein Geschlecht meine Erfahrungen beeinflusst. Ich glaube nicht, dass man sich als Frau mehr beweisen muss, solange man selbst überzeugt ist von dem, was man macht. Wo der Unterschied als Frau allerdings deutlich wird, ist im Bereich der Lebensplanung. Mein Traum ist es, irgendwann mein Familienleben mit meiner Firma kombinieren zu können und nicht das eine über das andere stellen zu müssen. Ich denke aber, die Gesellschaft wird immer offener dafür. Ich fühle mich in dem, was ich tue, auf jeden Fall emanzipiert.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Mehr Anerkennung für das lokale Kunsthandwerk und mehr Bewusstsein darüber, wie viel Arbeit und Aufwand es bedeutet, von seiner Leidenschaft zu leben. In vielen Köpfen ist noch die Idee verankert, dass Künstler*innen sich auf den unteren Stufen der Gesellschaft befinden. Die lokale Auswirkung des Kunsthandwerks sollte sichtbarer werden, wie zum Beispiel durch das „Made in Luxembourg“-Logo der „Chambre de Commerce“. Außerdem sollten luxemburgische Künstler*innen sich mehr nach außen hin zeigen. Strukturen wie der Creative Hub erlauben es ihnen, sich kollektiv zu präsentieren und die Vielfalt zu zeigen, die es in der Kreativszene hier gibt. Solche Strukturen sind notwendig, denn Künstler*innen halten sich oft in ihrer Blase auf.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Der Ort ist mir eigentlich egal, weil ich das, was ich tue, in mir drin trage und überall hin mitnehmen kann. Zudem liebe ich es, zu reisen und Leute kennenzulernen. Natürlich sehe ich mich immer noch in meiner Firma. Ich wünsche mir, dass sie wächst und ich in ein kleines Team aufbauen kann. Ich will mich auch weiterhin einsetzen für die Anerkennung des Kunsthandwerks, die hierzulande leider etwas verloren gegangen ist. Meine Arbeit soll noch kreativer und offener werden, beispielsweise durch Workshops, wodurch ich den meditativen Teil der Arbeit vermitteln kann.

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Was mich immer interessiert hat, ist der soziale Bereich und insbesondere die Entwicklungshilfe. Der Kontakt mit Menschen ist mir enorm wichtig. Ich wäre aber trotzdem ich selbst – mein Beruf definiert nicht, wer ich tief in mir drin bin. Kunst würde ich allerdings immer machen, wenn auch nicht professionell.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Glasbläserin Pascale Seil. Von ihrem Beruf wird oft gesagt, es sei ein Männerberuf, weil er gefährlich und körperlich extrem anstrengend ist. Sie musste sich als Frau in dem Bereich durchsetzen und hat es früh gewagt, selbstständig zu sein.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.

 Foto: Anouk Flesch