0:57 Minuten Rückstand auf Cancellara waren zwar alles andere als ein Grund zum Feiern, aber ein Drama war es für den Luxemburger Straßenmeister bei weitem nicht: „Es ist ein Prolog, das ist etwas für Spezialisten. So schlecht ist es gar nicht gelaufen, ich denke die Zeit ist ganz okay. Es sind noch drei Wochen und in der letzten Woche spricht keiner mehr von Sekunden …“
Dass er Boden verlieren würde, wusste er bereits im Vorfeld. Und dass er auf der nassen Strecke schlechtere Bedingungen hatte als andere? „Es gab auch welche, die noch schlechter dran waren, aber klar. Da verliert man noch mal um die zehn Sekunden.“ Andere Teams, wie etwa Columbia, hatten die Wetterfrösche ins Austüfteln der Startreihenfolge mit einbezogen. So wurde Tony Martin, einer der Favoriten im Kampf gegen die Uhr, bereits um 16:25 Uhr auf eine trockene Strecke geschickt. Für Bradley Wiggins ging das Ganze hingegen furchtbar schief.
Beim Team Saxo Bank war der Wetter-Poker kein Thema: „Da hatte ich nichts zu sagen“, so Frank Schleck, „unsere sportlichen Leiter kümmern sich sehr gut darum. Wir haben uns keinen Kopf gemacht und sind ganz entspannt geblieben.“ Das kann man auch, wenn man einen Fabian Cancellara im Team hat.
Allerdings war die Entspannung mit dem Start der ersten Etappe dahin: „Das sage ich vielleicht jedes Jahr, aber das, was heute los war, hat alles übertroffen, und ich habe ja schon einige Tours de France hinter mir. Die vielen Leute auf der Straße waren beeindruckend, sie haben uns sogar zum Teil behindert. Die Etappe war sehr nervös.“ Davon zeugen nicht zuletzt die vielen Stürze, die beide Schlecks elegant umgingen. „Wir haben unsere Arbeit im Feld gemacht und sind am Ende vorne geblieben und waren gut positioniert“, so Schleck gestern. Großartige Erkenntnisse lieferte das erste Teilstück natürlich noch nicht. Interessant immerhin, wenn auch wenig überraschend: „Man konnte einen kleinen Kampf zwischen RadioShack und Astana beobachten“, verriet Schleck.
Ansonsten hatte gestern jeder genug mit sich selbst zu tun. Und es sieht nicht zwangsläufig danach aus, dass das heute anders werden sollte: „Ich bin jetzt schon müde“, so Frank Schleck, „und morgen wird es vielleicht wieder genauso laufen. Ich hoffe nur, dass wir etwas größere Straßen haben werden, denn das heute war eine Zumutung. So wie ich das Feld heute erlebt habe, blicke ich gar nicht freudig nach vorne, schon gar nicht auf die Pavés. Das wird eine Katastrophe.“ Die erste Woche kündigt demnach eine Menge Stress an, wo die Favoriten zwar noch nicht die physische, aber womöglich eine mentale Nagelprobe erwartet. Gefährlich und nervös ist eine giftige Mischung für ein Tour-de-France-Feld.
Wie man als Klassement-Fahrer am besten da durchkommt, weiß Schleck allerdings auch: „Man muss sich bedeckt halten und ruhig bleiben, damit man Kräfte für die letzte Woche spart.“ Schleck hat jedenfalls das Selbstvertrauen und die Form: „Man kann jetzt noch nichts sagen, aber die Beine waren gut in der Tour de Luxembourg, sie waren gut in der Tour de Suisse und sie waren gut bei den Meisterschaften. Warum sollten sie es jetzt nicht sein?“
khe
De Maart
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