Donnerstag6. November 2025

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Der Escher Sheriff Fola-Kapitän Julien Klein über die Champions League, Moldawien und seinen Torriecher

Der Escher Sheriff  / Fola-Kapitän Julien Klein über die Champions League, Moldawien und seinen Torriecher
Julien Klein (r.) und die Escher Fola wollen von der Außenseiterrolle profitieren Foto: Gerry Schmit

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Erfahrung, manchmal lautstark und für viele auch eine Identifikationsfigur: Julien Klein hat Sheriff-Qualitäten. Der Innenverteidiger der Escher Fola hat wenige Stunden vor der Abreise noch einmal unterstrichen, wie stark der Erstrundengegner aus Tiraspol tatsächlich ist. Trotzdem sind die Spieler von Coach Sébastien Grandjean überzeugt, dass sie in der Champions-League-Qualifikation nicht chancenlos sind. 

Auf der Straße könnte man Fola-Kapitän Julien Klein wohl der Kategorie der zurückhaltenden und unauffälligen Menschen zuordnen. Auf dem Rasen hingegen hat der 32-Jährige in den vergangenen zehn Jahren auf dem Galgenberg mehr als nur einmal lautstark deutlich gemacht, wenn ihm etwas nicht passte. Im vergangenen Jahr, als Hadji, Klapp und Co. den Verein verließen, gelang es den Vereinsverantwortlichen, Klein von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen. Der Innenverteidiger ist etablierter Defensivchef und Ruhepol zugleich. Nicht ausgeprägt ist dagegen sein Torjägerinstinkt. Umso emotionaler sind nach wie vor die Erinnerungen an einen ganz besonderen Treffer. 

In Aberdeen feuerte der Verteidiger 2016 in der Europa League eine wahre Granate ab – und bescherte der Fola das zwischenzeitliche 1:1. „Das war eine sehr tolle Überraschung, in diesem fantastischen Stadion den Ausgleich zu erzielen. Nach einer Ecke hat Emmanuel Françoise es geschafft, mir den Ball nach hinten zuzuspielen, und ich hielt ausgerechnet mit links darauf. Dieser Moment wird wohl für immer in meinem Gedächtnis bleiben, da ich ja nicht unbedingt sehr oft treffe.“ In seinen 261 Pflichtspielen für die Escher kamen im Laufe der Jahre fünf Treffer zusammen. „Klar war das für mich persönlich ein schöner Moment, aber sich gemeinsam für eine zweite Runde zu qualifizieren, ist noch besser. Vielleicht könnten wir das am Mittwoch ja verbinden: Ein Tor und der Einzug in die zweite Runde, das wäre natürlich perfekt. Aber Scherz beiseite, ich kenne meine Qualitäten, und die haben normalerweise nichts mit Treffern zu tun.“

Stattdessen wird der 32-Jährige wohl alle Hände – oder Füße – voll damit zu tun haben, den moldawischen Stürmer-Express in Schach zu halten. Nach acht Meisterschaftssiegen in Serie strotzt Sheriff Tiraspol voller Selbstvertrauen. Das Torverhältnis (in der Liga) von 23:1 spricht für sich. „Klar befinden sie sich auf einer Erfolgswelle. Aber unser Trainer hat uns auch gesagt, dass es genau der richtige Moment sein kann, sie zum Zweifeln zu bringen. Wir haben in diesem Spiel nichts zu verlieren. Wir sind Outsider und sind nicht verpflichtet, uns zusätzlich unter Druck zu setzen. Unser Job wird es sein, unsere Qualitäten auf den Platz zu bringen.“

Sehr früh angreifen

Dazu gehört auch die defensive Sicherheit. Mit der Ankunft des neuen Trainers Sébastien Grandjean hat sich zumindest daran nicht viel geändert: „Es gibt eine gewisse Kontinuität, da wir vor allem die defensive Stabilität, wie es sie unter Jeff gab, behalten wollen. Was sich ändert, ist, dass wir sie etwas höher pressen sollen. Für uns Verteidiger bedeutet das, dass wir ein bisschen höher stehen und etwas mehr Risiken eingehen werden. Dementsprechend gut muss auch das Stellungsspiel funktionieren.“

Inwiefern das Vorhaben gegen den moldawischen Champion umsetzbar sein wird, hängt vom Spielverlauf ab. „Wir haben in den Analysen gesehen, dass sie sehr früh und hoch angreifen wollen. Da müssen wir selbstbewusst auftreten. Es ist wichtig, dass wir in den Köpfen bereit sind, den physischen Kampf anzugehen. Wenn es uns gelingt, etwas Druck herauszuholen, indem wir clever agieren und sie in der Anfangsphase ausbremsen, können wir sie zum Zweifeln bringen und dadurch unser Spiel selbst aufziehen. Sie werden sich in unserer Hälfte installieren wollen, weshalb unser Block sofort stabil stehen muss. Sobald sich uns Chancen und Räume öffnen, müssen wir sie nutzen. Wenn es uns gelingen würde, in Führung zu gehen, wäre das für ihre Köpfe sicher nicht so einfach.“

Klingt alles in allem nach einem schweren Kampf, der den Eschern in der leeren Sheriff-Arena bevorsteht. Umso besser, dass sie ihren eigenen Sheriff in den Reihen haben, der es kaum erwarten kann: „Wir verspüren nach dieser langen Pause nicht unbedingt einen anderen Druck, sondern eher die Ungeduld, nach so langer Zeit wieder ein Pflichtspiel bestreiten zu können. Dieses Gefühl, das vor einer wichtigen Partie in den Kabinen herrscht, hat uns gefehlt.“

Test-Ergebnisse um 6.10 Uhr

Um 6.20 Uhr hob die Charter-Maschine in Richtung Moldawien ab. Wie viele Spieler oder Mitglieder des Trainerstabs tatsächlich im Flugzeug saßen, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest: Die letzten Corona-Testergebnisse wurden erst 10 Minuten vor dem Abflug übermittelt. Das Laboratorium Synlab, das von der UEFA beauftragt wurde, sämtliche Europapokal-Teilnehmer 14 und drei Tage vor dem Spiel zu testen, hat keine Büros in Luxemburg und ist demnach mit den Proben zurück nach Belgien aufgebrochen. Gegen 20.00 Uhr waren erst 15 Corona-Tests ausgewertet, die um 6.00 Uhr am Montagmorgen durchgeführt worden sind. Um 6:10 Uhr wurden die letzten Ergebnisse erwartet. „Sollte also jemand positiv getestet sein, werden wir ihn aus dem Flugzeug schmeißen müssen“, meinte Sportdirektor Pascal Welter gestern zwar mit einem Augenzwinkern – dennoch könnte dieser Fall tatsächlich eingetreten sein. „Wir gehen einfach davon aus, dass es keinen positiven Test gibt“ – und das 25-köpfige Aufgebot dem Trainer komplett zur Verfügung stehen wird.

Champions League

Das Programm:
Morgen, 20.00 Uhr: Sheriff Tiraspol – Fola Esch
Die Partie wird im Clubhouse (Galgenberg) und auf dem Trainingsgelände in Lallingen übertragen. Die Informationen für die notwendigen Anmeldungen finden Sie auf der Facebookseite des Vereins.