Fehler auf Kosten der Patienten: Jean Colombera kritisiert das Pilotprojekt des medizinischen Cannabis

Fehler auf Kosten der Patienten: Jean Colombera kritisiert das Pilotprojekt des medizinischen Cannabis

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Die Regierung hat eine Empfehlung an die Ärzte heraus gegeben, in den kommenden drei  Monaten keine neuen Patienten mehr mit medizinischem Cannabis zu behandeln. Dr. Jean Colombera  zeigt in einem Gespäch  einige Schwachstellen des Pilotprojekts auf.

Man habe ganz einfach keine Ausgangsdaten zur Verfügung gehabt, um zu wissen wie viele Menschen von medizinischem Cannabis profitieren könnten und sich somit verschätzt, hieß es von seiten des Gesundheitsministeriums. Allgemeinmediziner und Vorreiter in Sachen medizinisches Cannabis in Luxemburg, Dr. Jean Colombera lässt diese Ausrede jedoch nicht gelten.  „Diese Patienten haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Sie haben schon mehrere Ärzte aufgesucht und  auch die verschriebenen Medikamente wurden in ihren Patientenakten vermerkt. Mit diesen  Daten, die bei der Gesundheitskasse oder den Apotheken gespeichert sind,  hätte man eigentlich die genaue Zahl der möglichen Patienten errechnen können. Hier wurden Fehler gemacht“, so die Einschätzung von  Colombera.

Er ist der Meinung, dass in Wahrheit die Verkaufszahlen von von altbewährten Medikamenten, wie zum Beispiel Paracetamol eingebrochen sind und die Regierung deshalb die Empfehlung herausgegeben hat, keine neuen Cannabispatienten mehr in das Pilotprojekt aufzunehmen.    Ärzte, die medizinisches Cannabis verschreiben, müssen das auf einem speziellen Block mit gelben Seiten tun. Ist dieser Block aufgebraucht, müssen sie ihn einschicken und erhalten ein neues Rezept-Heft.  Das medizinische Cannabis kann immer nur einen Monat im Voraus verschrieben werden. Durch diese Praxis könnte den Patienten auch der Zugang zu ihrem Heilmittel verweigert werden, oder zumindest gebremst werden, glaubt Colombera.

270 Patienten

Der Gesundheitsminister Etienne Schneider (LSAP), hatte  in einer parlamentarischen Anfrage die genauen Patientenzahlen offen gelegt. Zwischen Februar und dem 30. Juni 2019 wurde 270 Patienten medizinisches Cannabis verschrieben. Sie haben bislang 21 Kilogramm konsumiert. Das Cannabis für den medizinischen Gebrauch wurde bei einer kanadischen Firma erstanden und mit dem Flugzeug nach Luxemburg gebracht.    “Das Gesundheitsministerium sucht gerade nach einer Lösung, damit der nationale Vorrat auf einem akzeptablen Niveau zu halten”, gab Schneider an. Bis dahin sollen keine neuen Cannabispatienten ins Programm aufgenommen werden, um Engpässe zu vermeiden.

Wem medizinisches Cannabis in Luxemburg verschrieben werden darf, das ist sehr genau festgelegt.  Hier kommen nur Patienten mit unheilbaren Krankheiten im Endstation, Krebs oder der Multiple -Sklerose Patienten in Frage. Um überhaupt Cannabis verschreiben zu dürfen, müssen die Ärzte eine vom Ministerium angebotene Weiterbildung absolvieren. Rund 250 Ärzte haben bislang an diesem Kurs teilgenommen. Hausärzte stellten zwei Drittel der Teilnehmer.

Keine Experten

„Diese Formation dauert insgesamt acht Stunden und niemand kann sich danach als Cannabisexperten bezeichnen“, kritisiert der Allgemeinmediziner, der auch von Schwierigkeiten bei der Einnahme  zu berichten wusste.   „Die Blüten müssen im Ofen erhitzt werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Das ist sehr aufwendig und zeit intensiv. Vor allem ältere Menschen haben Schwierigkeiten mit der Zubereitung. Möglich ist  auch die Einnahme von  Cannabis-Blüten, die im Tee aufgekocht werden. Allerdings hat diese Zubereitungsart einige Nachteile, weil sich die Wirkstoffe der Cannabis-Blüten nur sehr schlecht in Wasser lösen. Dadurch kann der Wirkstoffgehalt stark schwanken.

Außerdem muss der Tee mit den Blüten recht lange kochen, damit eine entsprechende Dosis an Wirkstoffen in das Teewasser übergeht“, erklärte Colombera gegenüber dem Tageblatt. Einfacher wäre es nach Meinung des Allgemeinmediziners, wenn die die Patienten die Wirkstoffe mit einem Verdampfer inhalieren würden. Hierfür sind Temperaturen von mindestens 185 Gerad Celsius nötig.  Aus logistischen Gründen werden zurzeit nur Cannabis-Blüten verkauft. Das soll sich jedoch bald ändern, da auch andere Produkte in einer öffentlichen Ausschreibung vermerkt wurden, so der Gesundheitsminister Etienne Schneider im April.

Seine medizinische Wirkung entfaltet der Hanf größtenteils durch Cannabinoid, das auch als Cannabidiol – oder abgekürzt CBD – bekannt ist. Medizinisches Cannabis kann jedoch auch Tetrahydrocannabino (THC) enthalten.  Es kann hier zwar keine vollständige Genesung herbeiführen, die Schmerzen der Patienten sollen aber durch die Nutzung maßgeblich gelindert werden.

CBD-Gras kann schon länger ohne Rezept in den fast 40 Hanfläden erworben werden. CBD gilt als nicht-psychoaktives Cannabinoid – es wirkt sich also nicht auf das zentrale Nervensystem aus, weshalb die Wahrnehmung auch nicht verändert wird. Vom Aussehen und Geruch her unterscheidet es sich jedoch fast nicht von der noch illegalen Variante. Cannabis, das im Handel legal erhältlich ist, hat meist einen CBD-Gehalt von 10-25% und einen Rest-THC-Gehalt von maximal 0,3%.

Zahlen
30. Juli 2019 - 17.26

Sidd Dir nach ëmmer am Gaang ze kräischen, dass Är CSV net méi do ass fir näischt ze maachen?

Nomi
30. Juli 2019 - 12.55

Wei all nei Projet'en vun Gambia ! Voll drop lass ohni sech Planungsgedanken ze machen, an dann geht et an d'Box !

Stephane
30. Juli 2019 - 9.21

Daat "Dëngens" heescht net fier näsicht "Pilotprojet"...