Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

Der PolitflüstererWenn der Ernst des Lebens ruft: Schulstart, Wehrpflicht und Studentenbühne

Der Politflüsterer / Wenn der Ernst des Lebens ruft: Schulstart, Wehrpflicht und Studentenbühne
Gab es etwa ein Problem zwischen Studenten und Hochschulministerin Stéphanie Obertin? Foto: SIP/Emmanuel Claude

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Tja, ein Rest Wehmut hängt dem Politflüsterer noch nach. So ganz hat er nicht verdaut, dass seine bessere Hälfte das Weite gesucht hat. Gemeint ist Philip Michel, der, wie letzte Woche schon an dieser Stelle verraten, neuen Ufern entgegenschippert. Doch Reisende soll man nicht aufhalten. Und Hesse flüstert ins Ohr: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Apropos Anfang: Am vergangenen Montag spülte der Schulanfang die Kindermeute zurück in ihre oft kasernenähnlichen Bildungsbunker, als bedeute Schulpflicht Wehrpflicht. Pflicht Nummer eins ist unverzichtbar, so der Politflüsterer und denkt an Länder, in denen Kinder, vor allem Mädchen, nicht in die Schule dürfen, weil patriarchalische Oberaufseher sie lieber an Heim und Herd als im Klassenzimmer sehen. Und später wundert sich niemand, wenn diese Mädchen nicht aufbegehren, sollte irgendein Theokrat das Abtreibungsrecht als nicht verfassungsschutzwürdig bezeichnen.

Pflicht Nummer zwei, die Wehrpflicht, da schwankt der Politflüsterer noch. Allein schon die Tatsache, dass er ernsthaft über ihr Für und Wider nachdenken soll, treibt ihm die Sorgenfalten auf die Stirn. Sein Ratschlag: Céline lesen, den „Krieg“.

Auch der für den „Ernst des Lebens“ zuständige Minister Claude Meisch erinnerte sich am Montag. Im Radio tönte er: Die Schule müsse zurück zu den Grundkenntnissen. Richtig, Herr Meisch. Genau das hat Ihre DP-Parteikollegin Anne Brasseur schon vor vielen Jahren gepredigt. Damals lachten nicht wenige über ihr „Back to basics“.

Irgendwann landen Grundschüler im Hörsaal oder beim traditionellen Studententreff REEL, so wie dieser Tage in Straßburg. Bei der „Journée politique“ geht es am Samstag dort um Renten und Kaufkraft. Auch Premier Luc Frieden und Hochschulministerin Stéphanie Obertin wollen sich blicken lassen – kurz. Zu den beiden Podiumsdiskussionen würden sie nämlich nicht bleiben wollen, wird gemunkelt. Politik des leeren Stuhls? Motzecke? Könnte man machen. Würde aber keinen guten Eindruck hinterlassen. Das gilt besonders für die Ministerin der Studenten. Da waren die Zeiten doch andere, als Fränz Biltgen auf der REEL eine Judorolle für die Menge hinlegte und der Jubel alle blauen Flecken linderte. Oder als Marc Fischbach in Montpellier mit seinen Studenten feierte, als gäbe es kein Morgen. Alles eine Frage des Anstands.

Über die diesjährige REEL mehr nächste Woche. Für jetzt bleibt nur noch ein Hinweis: Am kommenden Dienstag wird endlich das Geheimnis gelüftet, wann der neue Cactus in Esch seine Tore öffnet. Man darf hoffen, dass die Einweihung dann eleganter ausfällt als die Start-Party beim Megalomanen-Projekt GridX. Dort fehlte es, sagen Anwesende, leider etwas an Grandezza. Nicht nur dort, denkt der Politflüsterer. (Marco Goetz)