Das Ende der Ära von Luc Holtz war doch etwas spektakulärer und für langjährige Anhänger der „Roten Löwen“ gleichzeitig weniger emotional als vielleicht erwartet. Auf eine letzte „Abschieds-Kampagne“ und sechs internationale Termine verzichtet der Luxemburger Trainer aus freien Stücken, um sich ab sofort bei Waldhof Mannheim erstmals einen Namen im deutschen Vereinsfußball zu machen.
Sein Alltag als Cheftrainer wird sich schlagartig ändern, da er in Zukunft Woche für Woche liefern muss – und noch viel öfter und regelmäßiger im Kreuzfeuer der Kritik stehen wird. Der Beweis: Sein Vorgänger Dominik Glawogger kam im April, hielt den Klub in der dritten Liga und muss jetzt nach nur zwei Spieltagen bereits den Stuhl räumen. Ein knallhartes Business, das definitiv nicht mit einer 15-jährigen Amtszeit als Nationaltrainer vergleichbar ist.
Dennoch ist diese Entscheidung von Holtz – gerade jetzt – nachvollziehbar: Er ergreift eine Chance, den Verband erhobenen Hauptes zu verlassen. Die vergangenen Wochen und Monate haben sicherlich ihre Spuren hinterlassen. Der siegreichste FLF-Trainer der Geschichte hat Luxemburgs Auswahl in einer jahrelangen Mission auf die europäische Karte gesetzt und einen Erfolgshunger aufblühen lassen, den es vorher so nicht gegeben hat. Manchmal trat Holtz dabei zu eigensinnig und stur auf (z.B. als er im Juni einen bestimmten Journalisten nicht bei einem Termin dabeihaben wollte), aber auch immer als ein Schutzschild vor seiner Mannschaft, wobei ihm das fast väterliche Verhältnis zu Gerson Rodrigues in der Öffentlichkeit (immer wieder) zum Verhängnis wurde.
Die Zustände erinnern teilweise an den unrühmlichen August 2010, als der Vorstand den damaligen U21-Nationaltrainer Holtz nach einem durchaus pikanten Hellers-Rücktritt in die Bresche schickte. Der O-Ton des Präsidenten war vor 15 Jahren definitiv anders: Ein „sauschlechter Moment“ und der Vorwurf, der Ex-Trainer habe die Spieler durch sein Handeln „nicht respektiert“. Fakt ist: Der Kontext ist anders und eine Schlammschlacht wird es nicht geben. Die verfrühte Trennung hat es beiden Seiten erlaubt, in respektvoller Manier Lebewohl zu sagen – ohne dass weiteres Öl ins Feuer gegossen wurde: Die Causa Rodrigues, in der Holtz letztlich kein Mitspracherecht mehr hatte, wäre mit Sicherheit zur Zerreißprobe der nächsten Wochen geworden.
Diese Freistellung sollte gleichzeitig eine Chance auf frischen Wind in Monnerich sein. Es braucht nach den Tagen und Wochen der Unruhe einen reinen Tisch. Ob es diesen aufgrund der kurzen Zeitspanne vor den nächsten Spielen geben wird (und er überhaupt gewollt ist), ist dagegen mehr als fraglich. Vor 15 Jahren wurde jedenfalls der schnellste Weg gewählt …
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können