Montag22. Dezember 2025

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Gerechter HandelFairtrade Lëtzebuerg zieht für 2024 eine positive Bilanz – trotz global schwierigem Umfeld

Gerechter Handel / Fairtrade Lëtzebuerg zieht für 2024 eine positive Bilanz – trotz global schwierigem Umfeld
Jean-Louis Zeien und Geneviève Krol bei der Bilanzpressekonferenz in Roodt-Syr Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Im Kontext einer weltweit sowohl politisch als auch wirtschaftlich unsicheren Situation hat der faire Handel seine Position in Luxemburg gefestigt. Dies ist den Zahlen für 2024 zu entnehmen, die Fairtrade Lëtzebuerg am Dienstagvormittag vorstellte.

Die klimatischen Veränderungen, die sich in extremen Wetterereignissen äußern, eine „enorme Volatilität der Preise“ sowie die Anforderungen der europäischen Gesetzgebung: Die Produzenten in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik sind mit zahlreichen miteinander verbundenen Herausforderungen und Krisen konfrontiert. Diese gefährden die Lebensgrundlagen und Entwicklung ihrer Gemeinschaften. „Der Druck auf die Produzenten im globalen Süden nimmt zu“, sagte Jean-Louis Zeien, Präsident von Fairtrade Lëtzebuerg, bei der Bilanzpressekonferenz der Nichtregierungsorganisation. Unter dem Deckmantel der administrativen Vereinfachung finde zunehmend eine Deregulierung statt, so Zeien. Es gelte das Recht des Stärkeren.

Zehn Prozent Wachstum

Doch das Engagement für fairen Handel in Luxemburg sei ungebrochen, konstatierte Zeien. Trotz des angespannten wirtschaftlichen Umfelds hielten die luxemburgischen Haushalte an ihrem diesbezüglichen Engagement fest. Nach zwei Jahren mit deutlichen Preissteigerungen – plus 6,3 Prozent im Jahr 2022 und plus 3,75 Prozent 2023 – hat sich die Inflation im Jahr 2024 deutlich verlangsamt und lag bei 2,05 Prozent. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Fairtrade-Produkte beliefen sich im selben Zeitraum auf 85 Euro, was einem Anstieg von sechs Euro gegenüber dem Vorjahr entspricht, wusste Fairtrade-Lëtzebuerg-Direktorin Geneviève Krol zu berichten. Der Umsatz mit Fairtrade-Produkten in Luxemburg habe damit 57,2 Millionen Euro erreicht. Dies entspreche einem Wachstum von zehn Prozent. Der hiesige Markt profitiere demnach von einem immer umfangreicheren Angebot: Ende 2024 waren insgesamt 5.907 Produkte Fairtrade-zertifiziert, darunter 657 Neuheiten, was einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Davon trugen 60 Prozent außerdem das Bio-Label, was ein Zeichen für das „doppelte Engagement der Verbraucher für eine Ernährung ist, die die Menschenrechte und die Umwelt respektiert“, sagte Krol.

Die Direktorin wies darauf hin, dass das Wachstum des Fairtrade-Marktes in Luxemburg nicht nur auf den täglichen Entscheidungen treuer Verbraucher beruhe, sondern durch das starke Engagement eines Netzwerks lokaler Akteure getragen werde, etwa bei den Fairtrade-Unterlizenznehmern: 30 luxemburgische Unternehmen, drei mehr als 2023 (Kichelcher.lu, CafeTree Coffee Truck & Roastery und La Provençale), bieten nach Krols Worten ein immer vielfältigeres Fairtrade-Sortiment an. Neben diesen neuen Akteuren gebe es auch solche, die sich seit mehreren Jahren engagieren. Diese positive Dynamik verkörpere die Entwicklung des Konzepts „Fair & Local“, das kurze Lieferketten, soziale Verantwortung und regionale Verankerung miteinander verbinde.

Fairtrade-Lëtzebuerg-Präsident Jean-Louis Zeien.
Fairtrade-Lëtzebuerg-Präsident Jean-Louis Zeien. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Darüber hinaus könne die NGO auf ein solides Netzwerk lokaler Partner zählen, die sich für die Sensibilisierung engagieren: 38 als Fairtrade-zertifizierte Gemeinden und 26 als Fairtrade-School-zertifizierte Schulen haben im Jahr 2024 konkrete Maßnahmen durchgeführt und über ihre Aktionsgruppen mehr als 300 Menschen mobilisiert. Dieses Netzwerk wird durch ein Vertriebsnetz verstärkt, das von „Weltbutteker“ über unabhängige Lebensmittelgeschäfte bis hin zu Bioläden, Supermärkten und anderen Verkaufsstellen reicht. Zudem setzt sich Fairtrade für europäische Rechtsvorschriften ein, um die Rechte der Produzenten und die Umwelt zu schützen, und leistet aktive Lobbyarbeit, indem sie Webinare, Schulungen und Sensibilisierung für Produzentenorganisationen, Partnerunternehmen, Einkäufer, politische Entscheidungsträger und Institutionen organisiert. Das Ziel sei ein besseres Verständnis der regulatorischen Anforderungen – und sicherzustellen, dass diese an die Realitäten der Produzenten in Afrika, Asien, Lateinamerika und in der Karibik angepasst sind.

Angesichts der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Krisen sind Akteure und Modelle, die den Aufbau einer nachhaltigen und erfolgreichen Zukunft ermöglichen, heute mehr denn je unverzichtbar

Jean-Louis Zeien, Präsident von Fairtrade Lëtzebuerg

Fairtrade verfolge außerdem aufmerksam die wichtigsten gesetzlichen Entwicklungen in Europa, betont Jean-Louis Zeien und nennt als Beispiele die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) und die Entwicklungen bezüglich der europäischen Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD). In diesem Zusammenhang warnte er vor den Risiken eines Rückschritts durch das sogenannte Omnibus-Gesetzespaket. Letzteres könnte den Anwendungsbereich der Richtlinie drastisch einschränken, die Verantwortung der Unternehmen begrenzen und den Zugang betroffener Gemeinschaften zur Justiz erschweren. Zeien betonte: „Angesichts der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Krisen sind Akteure und Modelle, die den Aufbau einer nachhaltigen und erfolgreichen Zukunft ermöglichen, heute mehr denn je unverzichtbar. Fairtrade ist ein Geschäftsmodell, das heutige und zukünftige Generationen weltweit brauchen.“

Wenn der Präsident der NGO zukunftsfähige Modelle in der Ökonomie fordert und betont, „ein anderer Handel ist möglich“, ist er sich durchaus bewusst, dass bei Fairtrade Lëtzebuerg in einigen Bereichen durchaus noch „Luft nach oben“ ist. Dies gilt weniger bei Bananen, die nach wie vor eine „Säule des fairen Handels“ in Luxemburg darstellen: 2024 erreichten sie ein Volumen von 2.283 Tonnen, was ein Anstieg von 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Der durchschnittliche Verbrauch an Fairtrade-Bananen liegt bei 3,4 Kilogramm pro Einwohner. Bemerkenswert ist, dass mehr als 94 Prozent dieser Bananen auch bio-zertifiziert sind. Fast jede dritte (30 Prozent) in Luxemburg konsumierte Banane ist Fairtrade. Neun Partner, hauptsächlich aus dem Einzelhandel und der Gemeinschaftsverpflegung, nehmen am „ONLY-Programm“ teil, bei dem sie sich verpflichteten, das ganze Jahr über ausschließlich Fairtrade- und Bio-Bananen zu verkaufen.

„Triple C“ statt „Triple A“

Während die Luxemburger Wirtschaft mit Triple A bewertet werde, könne man im fairen Handel von einem „Triple C“ sprechen, sagte Zeien und meint damit „Cacao, Cashew und Cotton“: Kakao habe nach einem leichten Rückgang 2023 im darauffolgenden Jahr wieder einen deutlichen Aufschwung erlebt: Mit 611 verkauften Tonnen wurde ein Anstieg von elf Prozent verzeichnet. Dieses Wachstum werde sowohl von großen internationalen Akteuren als auch von drei luxemburgischen Unternehmen getragen. Unter den zehn wichtigsten im Kakaoverkauf befanden sich drei aus dem Großherzogtum: Luxlait, Jos & Jean-Marie und Les Ateliers du Tricentenaire. Derweil verzeichnete Fairtrade-Baumwolle einen Anstieg von 17 Prozent mit 41,9 Tonnen verkaufter Ware gegenüber nur vier Prozent Wachstum im Vorjahr. Das Wachstum der Branche in Luxemburg ist insbesondere auf den luxemburgischen Akteur AKABO zurückzuführen, der eine entscheidende Rolle bei der Lieferung von Arbeits- und Werbekleidung an private und öffentliche Akteure spielte. Die Mobilisierung und Begleitung dieser Akteure erfolgte im Rahmen der Kampagne „Rethink Your Clothes“, die von der NGO im Auftrag der luxemburgischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt wurde. Die Ende 2023 eingeführten Fairtrade-Cashewnüsse haben ihren Erfolg bei den Verbrauchern mit einem Wachstum von 48 Prozent fortgesetzt.

Direktorin Geneviève Krol
Direktorin Geneviève Krol Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Dagegen verzeichnete ein Pionierprodukt der Fairtrade-Bewegung in Luxemburg im Jahr 2024 einen Rückgang um fünf Prozent, hat laut Zeien allerdings mit 457 verkauften Tonnen eine gute Widerstandsfähigkeit. Der Rückgang sei hauptsächlich auf einen Rückgang der Einkäufe bei bestimmten ausländischen Unterlizenznehmern zurückzuführen. Auf lokaler Ebene zeigten die meisten luxemburgischen Kaffeeröster eine positive Dynamik: Sieben von elf verzeichneten ein Umsatzwachstum. Der Marktanteil von Fairtrade-Kaffee am Kaffeemarkt beträgt 11,35 Prozent. Von den neun Röstereien und drei luxemburgischen Unternehmen, die im Kaffeesektor tätig sind, verzeichneten sieben einen deutlichen Anstieg.

Ein Plus von 75,3 Prozent verzeichnete das Fairtrade-Gold mit den von der Spuerkeess verkauften Fairtrade-Goldbarren. Zwei luxemburgische Juweliere arbeiten mit Fairtrade-Gold aus handwerklichen Minen in Peru. Dagegen wurde bei Fairtrade-Reis ein Rückgang von 21 Prozent verzeichnet, bei Rosen ein Rückgang von 35 Prozent, was vor allem auf geringere Absatzmengen bei großen ausländischen Akteuren zurückzuführen sei. Derweil gab es bei zertifiziertem Zucker einen Rückgang von vier Prozent. Bei Tee wurde ein Anstieg von zehn Prozent festgestellt, eine Zunahme von 15 Prozent gab es bei Fairtrade-Tomaten, was auf einen einzigen luxemburgischen Partner zurückzuführen ist, der alle Fairtrade-Tomaten vertreibt. Durch faire Einkäufe in Luxemburg werden fast zwei Millionen Produzenten und Arbeitnehmer in 67 Ländern unterstützt. Im Jahr 2023 wurden 211,5 Millionen Euro an Fairtrade-Prämien an Produzentenorganisationen gezahlt, die zur Finanzierung von Projekten in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Zugang zu Wasser, Infrastruktur und Weiterbildung verwendet wurden.

Tonno
30. Juli 2025 - 19.24

Fairttrade-Lëtzeburg, waat ass daat ????