Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

Fast 50 Prozent fallen durchIst das Führerscheinsystem in Luxemburg noch zeitgemäß?

Fast 50 Prozent fallen durch / Ist das Führerscheinsystem in Luxemburg noch zeitgemäß?
Fahrschulen bemängeln das Führerscheinsystem – eine neue EU-Richtlinie soll Abhilfe schaffen Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die Durchfallquote bei der praktischen Fahrprüfung in Luxemburg bleibt hoch: Im Jahr 2024 fiel fast jeder Zweite durch – alle Führerscheinkategorien zusammengenommen. Schaut man sich die Zahlen des Autoführerscheins an, ist die Erfolgsquote noch niedriger. Komplexe Verkehrssituationen, Sprachbarrieren und mangelnde Konzentration gehören laut Fahrlehrerverband zu den Gründen.

In der Praxis herrscht Unzufriedenheit mit dem bestehenden Führerscheinsystem. Fahrschulen beklagen: „Zwölf Stunden Theorie und 16 Stunden Praxis sind nicht ausreichend, um Kandidatinnen und Kandidaten auf das selbstständige Fahren vorzubereiten“, so der Fahrlehrerverband „Fédération des maîtres-instructeurs“ in seinem Schreiben an das Tageblatt. Auch das Bewertungssystem, das von der „Société nationale de circulation automobile“ (SNCA) verwaltet wird, sei in den letzten Jahren kaum weiterentwickelt worden.

Auf eine parlamentarische Frage des Abgeordneten Sven Clement („Piraten“) hin hat Mobilitätsministerin Yuriko Backes (DP) im April Stellung zur aktuellen Situation rund um die Führerscheinprüfungen bezogen. Dabei wurde nicht nur die hohe Durchfallquote thematisiert, sondern auch eine kommende Reform auf europäischer Ebene angekündigt. Die Ministerin sprach von der Notwendigkeit „besserer Vorbereitung“ und verwies auf eine neue EU-Führerscheinrichtlinie, die sich derzeit in Planung befindet.

Die Erfolgsquote bei den Führerscheinabsolventinnen und -absolventen sinkt in den vergangenen sieben Jahren stetig. Schaut man sich die Zahlen der praktischen Prüfung für den Autoführerschein (Kategorie B) ohne begleitetes Fahren an, so liegt die Durchfallquote im vergangenen Jahr bei 58,1 Prozent. 2018 lag die Erfolgsquote bei 50,7 Prozent – das ist vergleichsweise hoch, bedeutet aber immer noch, dass jede zweite Person im Praxisexamen versagte. Deutlich erfolgreicher fallen die Examen der Autoführerscheine mit begleitetem Fahren aus, hier haben im vergangenen Jahr 45,2 Prozent die Prüfung nicht bestanden. Doch auch diese Zahlen verschlechtern sich, lag die Zahl der Nicht-Absolventinnen und -Absolventen 2018 noch bei 37,6 Prozent.

Die Gründe für die hohe Durchfallquote bei der praktischen Fahrprüfung seien vielfältig. Der Fahrlehrerverband benennt mehrere Faktoren, die das Bestehen erschweren: etwa die komplexer gewordenen Verkehrssituationen, das dichtere Verkehrsaufkommen oder Hindernisse durch Sprachbarrieren, insbesondere für mehrsprachige Kandidatinnen und Kandidaten.

Vereinfachte Theorieprüfung

Die Fahrstunden finden häufig direkt nach der Schule oder Arbeit statt, was die Konzentrationsfähigkeit der Fahrschülerinnen und Fahrschüler senkt. Der psychische Druck spiele außerdem eine Rolle: „Für viele junge Menschen handelt es sich um die erste wichtige Prüfung im Leben“, geht es aus dem Schreiben des Fahrlehrerverbandes hervor. Hinzu komme ein fehlendes Grundverständnis – während der theoretische Teil oft auswendig gelernt werde, zeige sich bei der praktischen Umsetzung, dass Regeln oder Verkehrszeichen nicht verstanden wurden.

Ein weiterer Aspekt, den Fahrschulen kritisch sehen, ist die Veränderung des theoretischen Prüfungssystems. „Die Theorieprüfung ist heute deutlich einfacher als früher“, heißt es. „Früher wurden Multiple-Choice-Fragen mit mehreren richtigen Antworten gestellt – das erforderte viel Verständnis.“ Heute hingegen ist stets nur eine Antwort korrekt, was es ermögliche, Fragen auch durch Logik oder Raten zu lösen.

Zudem sei es möglich, sich mit offiziellen Fragen online vorzubereiten – was dazu führe, dass Inhalte auswendig gelernt, aber nicht wirklich verstanden werden. Die Folge: In der praktischen Ausbildung müssten oft noch einmal grundlegende Verkehrsregeln erklärt werden.

Wer kontrolliert wen?

Die Bewertung der Kandidatinnen und Kandidaten liegt ausschließlich in den Händen der SNCA. Die Prüfenden werden alle fünf Jahre von unabhängigen Expertinnen und Experten unter die Lupe genommen und erhalten regelmäßige Weiterbildungen. Prüfungsbewertungen werden allerdings nicht begutachtet.

Ministerin Backes verwies in ihrer Antwort auf die parlamentarische Frage der „Piraten“ auf eine neue Führerscheinrichtlinie der EU, die sich aktuell in Vorbereitung befindet. Diese könnte grundlegende Änderungen im Prüfungs- und Ausbildungssystem mit sich bringen. Die genauen Auswirkungen auf Luxemburg sind noch unklar, ein Überblick über die geplanten Änderungen findet sich im „Background Briefing“ der EU vom Oktober 2024. Der vorläufigen Einigung zufolge soll etwa das begleitete Fahren ausgeweitet, eine Probezeit für Fahranfängerinnen und -anfänger von mindestens zwei Jahren und ein EU-weiter Entzug der Fahrerlaubnis bei Delikten eingeführt werden.

Vorwürfe zurückgewiesen

Nicht nur die hohe Durchfallquote sorgt für Aufsehen, sondern auch die Führerscheinpreise. Muss man in Frankreich im Schnitt 1.800 Euro auf den Tisch legen, kann der Führerschein in Deutschland „ADAC“ zufolge bis zu 4.400 Euro kosten. In Luxemburg muss man laut „Lalux“ maximal 2.000 Euro einrechnen – was vergleichsweise günstiger ist als in unseren Nachbarländern. Die Führerscheinpreise werden frei von den Fahrschulen festgelegt.

Die Vorwürfe der Kandidatinnen und Kandidaten – vor allem aber der oft zahlenden Eltern –, die Gründe für eine nicht bestandene Prüfung seien öfters beliebig und würden nur zur weiteren Geldeinnahme dienen, weisen die Fahrschulen zurück. „Ein Fahrlehrer kann nur eine bestimmte Anzahl an Stunden pro Tag fahren, wenn ein Kandidat durchfällt, erweitert sich die Warteliste des Fahrlehrers – andere Kandidaten müssen dann noch länger warten, bis sie mit ihren Praxisstunden anfangen“, so die Äußerung des Verbandes. „Das ist nicht unbedingt gut für die Fahrschulen.“

Die SNCA stützt sich in ihrer Stellungnahme auf die Sicherheit: „Die Examinatoren sind lediglich dafür zuständig, zu kontrollieren, ob eine Person ein Gefährt sicher durch den Verkehr bewegen kann.“ Sei dies nicht der Fall, wird die Kandidatin oder der Kandidat laut europäischem Recht abgelehnt.

Een aus der Staat
21. Mai 2025 - 14.55

Net ze vergléichen. Méi Führerschein huet ufanks 1965 theoretesch a praktesch zesummen 2.500 LFR also 62 Euro kascht.

Phil
20. Mai 2025 - 21.28

Et gouf eng Zäit, do huet een an der Schoul Zensuren mat Notten an Punkten kritt. Et gouf eng Prüfungszäit an och en Opnahmexamen fir an de Lycée. D'Schüleren hun vu Ufank un geléiert fir mat engem bestemmten Niveau aus Leeschtungsdrock an Examensstress emzegoen. Hautzedags sin aus den Notten an Punkten Smileys an Blubbies gin. Den intellektuellen Wëssenaustausch zwëschem dem Lehrpersonal an de Schüleren ass zu engem Werfen vun Wattebällchen verkomm déi mat seidenen Händschen wëllen opgefangen gin.
Déi éischt stramm Hürd mat e bessen Drock a Stress, déi de jonken Mënsch no sengem Dasein an der 37,5° warmer Schülerfruchtbloos sech stelle muss, ass de Führerschäin. An dass do d'Halschent ewechfueren wéi Kluckendreck ass absolut kee Wonner.

Millie
20. Mai 2025 - 20.38

@JeVi

Fahrlehrer als Beifahrer dürfen ja auch auf dem Handy klimpern und darauf Notizen machen wie der Proband sich so entwickelt.

Früher haben sie in einem Notizblock 'geklimpert'.

Außerdem ist das besser als andauernd jede Kleinigkeit zu monieren, die Anfänger bekommen dann ja nie etwas Selbstbewusstsein.

Wagner Patrick
20. Mai 2025 - 18.53

An alt schon rem, gëtt den Niveau no ënnen ugepasst. Beim Theoreteschen Examen ass et jio schons gemeht gin, wisou dann net och nach am Prakteschen. Assistent Systemer vun den Moderne Auto kënnen et jio Regelen.

Bayrhammer Gust
20. Mai 2025 - 18.31

Die kaufen kein Auto und fahren mit dem Velo, so war das seinerzeit von den Grünen ( man erinnert sich an die?) gewollt

Entschiedegung
20. Mai 2025 - 12.58

Wann ech emmer gesinn wéi einfach hautdesdags Diplomer a Prüfungen sinn, dann hätt ech gär eng Entschiedegung fir déi Méi déi ech mer ginn hunn. Dat denkt zwar di eeler Generatioun och iwwer meng Diplomer.

JeVi
20. Mai 2025 - 12.18

Und wer kontrolliert die FahrlehrerInnen?
Als meine Kinder ihren Führerschein machten, erzählten mir beide dass ihre Fahrlehrer, respektive Fahrlehrerin dauernd auf ihrem Handy herumklimperten und sich dementsprechend nur wenig auf die Fahrweise ihrer Schüler kümmerten. Seither werfe ich, wenn möglich, einen Blick auf die FahrlehrerInnen wenn ich welche begegne und tatsächlich sind viele mit ihrem Handy beschäftigt!
Und wie ist es mit der Vorbildfunktion, wenn ein Fahrlehrer, als er meine Tochter nach ihrer Fahrstunde wieder nach Hause brachte, auf einer "90er-Strecke" mit 120 fuhr? Und dann noch unsinnige Erklärungen, z.B. dass man beim Abbiegen immer erst bremsen soll wenn man auf der Abbiegespur ist! Bei kurzen Abbiegespuren heißt das ja dann wohl Vollbremsung oder wie? Ach ja, und die Winker - total überflüssig. Das merkt man dann auch tagtäglich bei "fertigen" FahrerInnen!
Meiner Meinung nach liegt die Durchfallquote sehr wohl bei den Fahrschule, nur nicht unbedingt um mehr Geld zu machen, sondern an einer Reihe von unkompetenten FahrlehrerInnen. Es wäre doch interessant zu erheben wieviele Schüler bei welchem/welcher FahrlehrerIn durchfallen!

Grober J-P.
20. Mai 2025 - 10.14

"Nicht nur die hohe Durchfallquote sorgt für Aufsehen, "
Ja, auch die Sorglosigkeit mancher Autofahrer, wenn sie denn mal den Lappen bekommen haben. An manchen Karren scheinen Freisprechanlagen und sogar Blinker zu fehlen, vor allem an Vehikeln aus dem gehobenen Segment, Abstand halten ist auch nicht immer in. Rote Ampeln und Stoppschilder, was soll das sein? Parken gegen die Fahrtrichtung wird nicht mehr geahndet, das Fahren im Kreisverkehr sollte mal geübt werden oder wie mancherorts in Holland Barrieren am Boden, wenn man sich falsch eingeordnet hat muss man halt den Kreis komplett noch einmal… Bei den letzten 8 Ausfahrten 12 Regelwidrigkeiten aufgenommen, meistens rote Ampeln oder Stoppschilder, ich selbst auch, Einbahnstraße fast übersehen, bei uns im Ort geschieht das jeden Tag, meistens nach Sonnenuntergang, Quote steigend!

Motolouis
20. Mai 2025 - 9.59

Se wëssen a kënne jo souwisou alles besser a brauchen dofir keen deen hinne seet wéi et muss a soll gemacht gin. A wa se dann de "Lappen" endlech an der Tësch hun a geet et lass. Ca marche ou ça casse. De Radio voll op, en Aupuff dee schéisst wéi bei engem Rallye eng Kâp um Kapp an den Handy an der Hand.

RCZ
20. Mai 2025 - 6.58

Gut dass die Fahrzeuge in Zukunft KI gesteuert autonom unterwegs sein werden und die Smartphone wischenden Fahrer überflüssig machen!😜🤖