Freitag7. November 2025

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MotorsportExklusiv-Interview mit den beiden Mercedes-Werksfahrern Maximilian Götz und Maxime Martin

Motorsport / Exklusiv-Interview mit den beiden Mercedes-Werksfahrern Maximilian Götz und Maxime Martin
Maxime Martin und Maximilian Götz steuern in der GTWC-Endurance zusammen mit Mikael Grenier den Boutsen-VDS Mercedes-AMG Fotos: Norbert Nickels, Fernande Nickels

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Vieles vereint die beiden Mercedes-Werksfahrer Maximilian Götz und Maxime Martin: Sie sind beide mit ihren 39 Jahren regelrechte GT3-Routiniers, haben beide die 24 Stunden von Spa gewonnen, die DTM bestritten, aber beiden fehlt noch ein Gesamtsieg bei den 24 Stunden Nürburgring. Götz und Martin bestreiten dieses Jahr zusammen mit dem Kanadier Mikael Grenier die Endurance-Rennen der GTWC bei Boutsen-VDS. Das Tageblatt unterhielt sich mit den beiden, deren Saison nicht wirklich nach ihren Erwartungen verlaufen ist.

Tageblatt: Maximilian Götz, Sie sind seit langem Mercedes-Werksfahrer und bestreiten nun Ihre zweite Saison bei Boutsen-VDS. Maxime Martin (Spitzname Pushpapy), Sie sind neu bei Mercedes, aber kennen viele Leute aus dem Team aus früheren Zeiten?

Maxime Martin: Ja, das stimmt, ich habe mehr oder weniger meine Karriere vor 20 Jahren bei Boutsen begonnen und war danach lange beim VDS-Team, aber ich entdecke dieses Jahr den AMG-Mercedes GT3. Deshalb bin ich froh, zusammen mit Maxi zu fahren, der wohl über die längste Erfahrung mit dem Mercedes GT3 hier im GTWC-Fahrerlager verfügt. Somit kann ich noch etliches von ihm mitnehmen.

Maximilian Götz: Für mich ist es schön, nun mit Maxime zusammenzuarbeiten. Bis vor diesem Jahr war er immer einer meiner stärksten Gegner bei einer anderen Marke und jetzt sitzen wir zusammen in einem Boot, oder besser gesagt in einem Rennwagen. Bei Boutsen-VDS hat sich seit dem letzten Jahr so etliches verbessert: Wir haben viele neue Mechaniker und Ingenieure. Wir haben uns von Rennen zu Rennen gesteigert, konnten unseren Speed zeigen, aber leider war das Glück nicht immer auf unserer Seite und somit hat es mit den Resultaten noch nicht geklappt.

Genauso unglücklich lief es ja auch dieses Jahr beim GT3-Hauptevent, den 24 Stunden von Spa …

M.M.: Wir hatten in Spa vielleicht nicht das allerschnellste Package, aber wir waren schon sehr stark und haben übers Wochenende und bis am Samstagabend im Spitzenfeld mitgemischt. Dann wurden wir unglücklicherweise in einen Crash zwischen einem Porsche und einem langsam schleichenden McLaren verwickelt. Herumfliegende Teile haben unseren Kühler beschädigt, was sich als schlimmer herausstellte als anfangs gedacht. Dies hat uns dann etwas später zur Aufgabe gezwungen, sehr schade.

Mercedes wird bald ein neues GT3-Auto bringen. Wissen Sie schon mehr darüber?

M.M.: Ja, das ist richtig. Aber nein, es ist noch zu früh, um etwas dazu zu sagen, wir haben noch nichts von Auto gesehen.

Der jetzige AMG-Mercedes ist ja am Ende seiner Entwicklungszeit angekommen, oder?

M.G.: Ja, das Auto ist vor zehn Jahren herausgekommen, aber es ist immer noch schnell und es führt noch immer das eine oder andere Championat an (die DTM; Anm. d. Red.). Die BOP (Balance of Performance) gleicht natürlich viel aus und so kann man auch mit einem älteren Modell immer noch konkurrenzfähig sein, das sieht man ja auch beim (noch älteren) Audi R8 LMS. Wie vorhin gesagt, Mercedes hat klar entschieden, ein neues GT3-Auto zu bauen, aber wir müssen einfach noch etwas abwarten.

Maximilian Götz (l.) und Maxime Martin (M.) beim Tageblatt-Interview
Maximilian Götz (l.) und Maxime Martin (M.) beim Tageblatt-Interview

Maxime, Sie sind in Ihrer Karriere für verschiedenen Fabrikate gefahren: Ford, BMW, Aston Martin und jetzt Mercedes. Was sind Ihre Erfahrungen?

M.M.: Wissen Sie, das Gras ist nirgends grüner. Bei jedem gibt es gute und schlechte Dinge. Mit dem Frontmotor ist der Mercedes nicht so viel anders als das, was ich bei Aston und BMW gewohnt war. Natürlich gibt es immer kleinere Unterschiede, aber für mich war es relativ leicht, mich anzupassen, da ich eine lange Erfahrung mit solchen Rennwagen habe. Das Umfeld bei Mercedes ist sehr angenehm, insbesondere da ich ja als Mercedes-Werksfahrer in vielen verschiedenen Mercedes-Teams antrete (Boutsen-VDS in der GTWC, Iron Lynx in der WEC, GMR in der IGTC, Getspeed bei den Nürburgring 24h; Anm. d. Red.). Das Gleiche gilt auch, was meine Teamkollegen betrifft. Diese sind auch je nach Rennserie verschieden (in der GTWC fährt er mit Maxi Götz, Mikael Grenier und Luca Stolz, in der WEC mit Lin Hodenius und Martin Berry, in anderen Serien mit Marco Engel und Fabian Schiller; Anm. d. Red.), das war bei meinen vorherigen Arbeitgebern eher nicht der Fall. Das Ganze ist aber sehr interessant, weil man die Herangehensweise der verschiedenen Teams entdeckt und daraus neue Erfahrungen gewinnt.

Maximilian, Sie sind ein DTM-Champion, aber seit letztem Jahr nicht mehr dort dabei. Fehlt Ihnen die DTM?

M.G.: Ich habe 2021 mit einem ganz neuen Team gleich den Titel geholt, das war schon super. Dass ich nicht mehr DTM fahre, liegt daran, dass Mercedes wollte, dass ich so viel wie möglich internationale Serien bestreite, in Asien, in England, und dies mit verschiedenen Teams. Bei einigen war ich erfolgreich, bei anderen noch nicht. Ich habe die 24h Spa gewonnen, den Titel in den ADAC GT Masters und in der DTM geholt, nun geht es darum, neue Erfolge hinzuzufügen. Da ich aber für das Fernsehen die DTM noch kommentiere, bin ich irgendwie ja noch immer mit der Serie verbunden (lacht). Manchmal ist es auch interessant, das Ganze von außen zu verfolgen. Vielleicht komme ich ja auch irgendwann einmal zurück, mal sehen. Bevor dies aber der Fall sein wird, will ich unbedingt noch die 24h Le Mans und die 24h Nürburgring erfolgreich abschließen. Die amerikanische IMSA-Serie interessiert mich auch sehr stark. Dort gibt es wunderbar altmodische Strecken und pures Racing. Sowohl die Rennen als auch die Fans sind einfach fantastisch. Sollte Mercedes einmal dort ein volles Programm fahren, dann wäre ich sehr gerne dabei.

Maxime, als Sie letztes Jahr BMW-Werksfahrer waren, haben Sie sicher gehofft, dieses Jahr mit deren LMDh-Auto Rennen bestreiten zu können. Haben Sie BMW verlassen, als sich herausschälte, dass dies eher nicht möglich sein würde?

M.M.: Es ist kein Geheimnis, dass ich LMDh fahren wollte, aber die Tatsache, dass ich nicht mehr bei BMW fahre, ist auf verschiedene Gründe und Umstände zurückzuführen. Jetzt schaue ich einfach nach vorn und versuche, mit Mercedes so viele Rennen wie möglich zu gewinnen.

Letzte Frage zum Schmunzeln: Maximilian, anscheinend wollten Sie als Kind immer Feuerwehrmann werden, stimmt das?

M.G.: Und ob das stimmt, ich bin ein Feuerwehrmann. Ich habe alle Zertifikate zum Feuerwehrmann absolviert und bin nun schon seit 15 Jahren in meinem Wohnort mit dabei. Wenn ich zu Hause bin und es gibt einen Alarm, dann fahre ich das Feuerwehrauto zum Brandherd, denn ich bin der schnellste Fahrer in unserer Mannschaft (lacht). Die Feuerwehr ist in gewisser Weise mein Hobby. Ja, ich wollte immer schon anderen Menschen helfen.

Maximilian Götz: Zur Person

Der wohl größte Erfolg des Deutschen Maximilian – oder Maxi, wie er allgemein genannt wird – Götz ist zweifelsohne sein DTM-Titel aus dem Jahr 2021. Dieser war vielleicht nicht unumstritten, da es andere Piloten waren, die der Saison ihren Stempel aufgedrückt hatten, doch durch seine Beständigkeit und mit Hilfe einer Mercedes-Stallregie im letzten Rennen gelang es Götz am Ende, den Titel einzufahren. Er ist ein regelrechtes Mercedes-Urgestein und hat all seine Erfolge mit der Stuttgarter Marke erzielt.

Maxime Martin: Zur Person

Maxime Martin, Spitzname „Pushpapy“, hat im GT-Sport mit dem Ford GT40 begonnen, um dann zu BMW überzuwechseln. Danach stand Aston Martin auf dem Programm, wo er 2020 die GTEPro-Wertung der 24 Stunden von Le Mans gewann. Nach der britischen Nobelmarke ging es zurück zu BMW, wo er mit dem M6 bei den 24 Stunden von Spa triumphierte. Schlussendlich wechselte der Belgier dieses Jahr zu Mercedes, wo er altbekannte Gesichter aus seinen Anfangsjahren bei Boutsen und danach bei VDS wiedertraf, dies im nunmehr fusionierten Boutsen-VDS-Mercedes-AMG-Team.