EditorialEuropapokal im Fußball: Fehlende Qualität

Editorial / Europapokal im Fußball: Fehlende Qualität
 Foto: Gerry Schmit

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Die Monate Juli und August sind für die nationalen Fußballvereine Europapokalzeit. Bereits ab Mittwoch geht es um Geld und Prestige. Für die Hauptprotagonisten ist es eine willkommene Bühne, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Ob die luxemburgischen Zuschauer in diesem Jahr ein ähnliches Spektakel geboten bekommen wie zuletzt, ist jedoch sehr fraglich. Die Qualität der BGL Ligue ist nämlich nicht mehr die gleiche wie noch vor ein paar Jahren. Das hat vor allem drei Gründe.

Erstens: Fast alle Nationalspieler verdienen mittlerweile im Ausland als Profi ihr Geld. Dadurch kam eine Menge Qualität abhanden.

Zweitens fließt weniger Geld in den nationalen Fußball. Der ehemalige Fola-Mäzen Gérard Lopez hat sich komplett zurückgezogen und Swift-Geldgeber Flavio Becca ist bei seiner Zusammenstellung der Mannschaft oft schlecht beraten.

Drittens trägt eine BGL Ligue mit 16 Mannschaften nicht zu einer konzentrierten Qualität bei. Das Niveau ist verwässert. Nur wenige Spieler können durch ihre individuelle Klasse überzeugen. Dies führte dazu, dass in der abgelaufenen Saison fast gar keine spielerischen oder taktischen Höhepunkte zu bewundern waren.

Derzeit scheint die Hoffnung auf Sensationen im Europapokal durch luxemburgische Mannschaften fast aussichtslos zu sein. Die Zeiten, in denen der F91 Düdelingen zweimal nacheinander die Gruppenphase der Europa League erreichte und Niederkorn die Glasgow Rangers ausschaltete oder Déifferdeng 03 den FC Utrecht besiegte, scheinen außer Reichweite zu sein.

Dem Luxemburger Fußball geht es trotzdem gut. Es ist nur die BGL Ligue, die kränkelt. Fast 50 Profis und Jugendspieler stehen im Ausland bei Profivereinen unter Vertrag. Das führt im Umkehrschluss aber dazu, dass die BGL Ligue und deren Vereine ausgetrocknet werden und es deshalb an der nötigen Qualität fehlt. 

Qualität bekommt man oft durch Geld oder eine kostspielige Ausbildung. An dieser Stelle führt unser Weg zurück zum Europapokal. Auch wenn die Vereine stets angeben, dass die Einnahmen aus der Champions oder Conference League nicht in ihre Budget-Planungen einfließen, so machen sie doch einen Unterschied aus.

Wer in diesem Jahr in die zweite Runde der Conference League einzieht, kommt bereits in den Genuss von insgesamt 500.000 Euro an Solidaritätszahlungen. Scheiden die Klubs jedoch in der ersten Runde aus, gibt es nur 150.000 Euro von der Europäischen Fußballunion UEFA. Geschätzt 75 Prozent dieses Betrages müssen für die Auswärtsreise und andere organisatorische Kosten ausgegeben werden. Besser ergeht es den Vereinen in der Königsklasse. Schafft es der F91 bis in die zweite Runde der Champions-League-Qualifikation, fließen automatisch 1,18 Millionen Euro auf das Konto der Düdelinger. Scheidet der luxemburgische Meister in der ersten Runde aus und spielt danach in der Conference League, gibt es immerhin noch 1,1 Millionen Euro.

Das Geld spielt wie bereits erwähnt eine große Rolle. Den Unterschied macht jedoch, in welcher Form es danach eingesetzt wird. An dieser Stelle müssen die BGL-Ligue-Vereine ansetzen, um auch in Zukunft wieder erfolgreiche Europapokalnächte feiern zu können.