Es wäre eine Premiere, von der man derzeit beim Progrès Niederkorn träumt: Noch nie standen die Gelb-Schwarzen in der dritten Runde der Europa League. Mit Honvéd Budapest muss in diesem Fall aber erst einmal ein Traditionsklub aus dem Weg geräumt werden. Die Ungarn strotzen vor Selbstbewusstsein und haben die Meisterschaft bereits wieder aufgenommen, müssen für ihr Heimspiel gegen die Luxemburger am Donnerstagabend um 19.00 Uhr im József-Bozsik-Stadion aber wohl auf einen ihrer gefährlichen Angreifer, Danilo, verzichten.
„Wie alle unsere Gegner ist es auch diesmal relativ schwer, Honvéd Budapest einzuschätzen. Von dem, was wir in den Videoanalysen gesehen haben, kann man darauf schließen, dass es nicht unmöglich sein wird, sie zu schlagen. Es ist allerdings ein ganz anderer Gegner als Gabala“, erklärte Sportdirektor Thomas Gilgemann am Mittwoch vor dem Abflug. „Sie treten in einem 3-5-2-System an, mit zwei sehr gefährlichen Angreifern. Sie stehen sehr kompakt und sind körperlich stark.“
Nach der Pressekonferenz der Magyaren stellte sich dann im Laufe des Tages allerdings heraus, dass der Brasilianer Danilo (siehe Kasten, Zweifachtorschütze beim 4:0 gegen Rabotnicki Skopje in der ersten Runde) ersetzt werden muss. Attila Supka, Trainer des 14-fachen ungarischen Meisters, meinte dazu: „In dieser Situation können junge Spieler eine noch größere Rolle übernehmen, um ihr Talent und Können erneut unter Beweis zu stellen.“ Neben der zweiten Sturmspitze Filip Holender könnte also eine der insgesamt fünf Offensivkräfte zum Einsatz kommen, die allesamt nicht älter als 22 Jahre sind. Márton Eppel (HUN/14 Tore, 6 Vorlagen) und Davide Lanzafame (I/18 Tore, 12 Vorlagen) haben den Verein im Sommer verlassen.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren Heimvorteil ausnutzen werden“, so der Coach von Honvéd Budapest, der zum Auftakt der Meisterschaft am vergangenen Sonntag ein 3:2 gegen Haladas einfuhr. Honvéd Budapest erlebte in den 50er-Jahren seine „goldene Ära“ mit Ferenc Puskás, der ein paar Jahre später nicht mehr in die Heimat zurückkehrte, sondern bis zum Karriereende bei Real Madrid blieb.
„Wir bleiben die Außenseiter“, meinte Gilgemann im Zusammenhang mit der ungarischen Meisterschaft: „Ihre Liga ist der unseren überlegen. Bei der letzten Europameisterschaft hat Ungarn gute Leistungen gezeigt. Das heißt aber nicht, dass uns dies davon abhalten wird, ein gutes Resultat zu erzielen.“ Laut Gilgemann werden zwei Faktoren entscheidend sei: „Defensiv müssen wir kompromissloser agieren und offensiv besser mit unseren Chancen umgehen. Aber wir lernen aus jedem unserer Fehler. Wir sind bereits reifer und besser geworden.“ Der große Unterschied zu den Aserbaidschanern wird eben genau diese Spielfreude der Magyaren sein. Während bei Gabala die Defensive oberste Priorität hatte, sucht Honvéd stets den Weg nach vorne, „was sie auch anfällig macht“, so Gilgemann.
Diese Löcher wird Aleksandre Karapetian bei seinem ersten Auslandseinsatz im laufenden Wettbewerb ausnutzen wollen. Dass er beim Rückspiel vor sieben Tagen zuerst auf die Bank musste, sei keine Überraschung gewesen: „Wir hatten uns ohne ihn 2:0 durchgesetzt, es gab also keinen Grund, die Startelf zu verändern“, erklärte der Franzose. Diesmal dürfte es keine personellen Änderungen geben. Mit der Rückkehr des Deutsch-Armeniers in die Anfangsformation dürfte Françoise den Platz des verletzten Bastos auf dem Flügel einnehmen.
„Mario, stimmt das?“
Noch auf dem Differdinger Rasen – Minuten nach der geschafften Qualifikation – warnte Progrès-Coach Paolo Amodio bereits vor den gefährlichen Stürmern des Gegners. Der 31-jährige Danilo war mit einem Doppelpack am klaren 4:0 beteiligt. Einer, der schon im Vorfeld über die Qualitäten des Brasilianers Bescheid wusste, ist Nationalspieler Mario Mutsch. 2012 waren beide gemeinsam beim FC Sion unter Vertrag.
Dieses Detail kannte Sportdirektor Thomas Gilgemann allerdings am Mittwochmorgen noch nicht. Als er davon erfuhr, erkundigte er sich gleich beim erfahrensten Mann der Truppe: „Mario, stimmt das?“ Nach der Bestätigung meinte der ehemalige Progrès-Spieler nur: „Dann werden wir uns vor der Analyse morgen (am Donnerstag) früh noch einmal genauer darüber unterhalten …“
Das Thema Danilo dürfte allerdings schon wenige Stunden später vom Tisch (zumindest vorerst) gewesen sein: Wie die ungarische Nemzetisport meldete, fällt der Brasilianer wegen einer Wunde am Knöchel für das Hinspiel aus.
De Maart

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