Samstag6. Dezember 2025

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Bulgarien/RumänienEuro-Einführung und Sparkurs bestimmen die Konjunkturerwartungen

Bulgarien/Rumänien / Euro-Einführung und Sparkurs bestimmen die Konjunkturerwartungen
Ilie Bolojan, rumänischer Regierungschef, zeigt Erleichterung über Brüssels Fortsetzung der EU-Finanzierung Foto: Georg Hochmuth/APA/AFP

Mit unterschiedlichen Erwartungen ziehen zwei Donau-Nachbarn im Südosten ins kommende Jahr. Während Bulgarien sich von der Euro-Einführung einen Wachstumsschub erhofft, kann Rumänien wegen seines harten Sparkurses zur Reduzierung des Defizits nur auf eine allmähliche Wirtschaftserholung hoffen.

In der Not freuen sich sorgengeplagte Bäckermeister und Würdenträger auch über kleine Erfolgsbrötchen. Zwar hat die EU-Kommission das eingeleitete Defizitverfahren gegen Rumänien wegen der hohen Neuverschuldung nicht eingestellt, sondern hält es zunächst „in der Schwebe“. Doch reagiert Premier Ilie Bolojan (PNL) erleichtert auf die Kunde, dass Brüssel auf die erwogene Aussetzung von EU-Geldern vorläufig verzichtet. Dies sei eine „Bestätigung“, dass das Land mit dem harten Sparkurs „in eine korrekte Richtung“ gehe: „Wir müssen auf diesem Weg weitermachen.“

Auf den Rekordwert von 9,4 Prozent und damit weit über das EU-Maastricht-Kriterium von drei Prozent war Rumäniens Haushaltsdefizit Ende 2024 geklettert. Trotz der Bukarester Sparanstrengungen wie der Aussetzung von Renten- und Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst, der zunehmenden Digitalisierung der aufgeblähten Verwaltung sowie der Streichung von Gehaltszulagen für Beamte und der Rentenprivilegien für Richter dürfte das Defizit laut der EU in diesem Jahr nur auf 8,4 Prozent und im nächsten Jahr auf sechs Prozent sinken.

Dennoch scheint das Streichkonzert des in Rumänien zunehmend unpopulären Sparmeisters Bolojan zumindest Brüssel zufriedenzustellen. Dass das EU-Subventionsfüllhorn nicht versiegt, ist für den angeschlagenen Karpatenstaat so wichtig wie selten zuvor. Die für 2026 erwarteten EU-Zuschüsse für milliardenschwere Infrastrukturprojekte, die laut Rumäniens Fiskalrat im nächsten Jahr stolze acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, dürften sich für Rumäniens schwächelnde Konjunktur erneut als wichtigster Wachstumsmotor entpuppen: Denn die Bukarester Politik der knappen Kassen sorgt nicht nur für einen schwächelnden Privatkonsum, sondern dämpft auch die Investitionen der Privatwirtschaft – und die Konjunkturerwartungen.

EU-Gelder in Rekordhöhe

Für 2025 ist laut unterschiedlichen Prognosen in Rumänien nur mit einem Miniwachstum von 0,8 bis maximal ein Prozent zu rechnen. Auch 2026 erwartet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) trotz der abrufbereiten EU-Gelder in Rekordhöhe nur eine leichte Erholung und ein Wachstum von 1,2 Prozent. Gleichzeitig bleibt die erwartete Inflationsrate mit 8,7 Prozent in diesem Jahr und fünf Prozent 2026 weiter hoch – und dürfte den Unmut über die Politik des knappen Gürtels weiter verschärfen.

Falls Bukarest die bereitstehenden EU-Zuschüsse in fast voller Höhe abzurufen vermag, dürften deren Höhe laut Rumäniens Fiskalrat 2026 ihren „Gipfel“ erreichen – und die negativen Auswirkungen der Bukarester Haushaltskonsolidierung zumindest „zeitweise“ kompensieren. Unsicherheitsfaktoren blieben jedoch die geopolitischen Spannungen sowie eine Weltwirtschaft, die „eher zu schrumpfen als zu expandieren“ scheine.

Nach 2026 könnte Rumäniens Wirtschaft einen „Schock“ erleiden, wenn die „außerordentliche“ Subventionswelle der EU abflachen werde und der Privatsektor notgedrungen die Rolle als Wachstumsmotor von der öffentlichen Hand zu übernehmen habe, warnt das Portal romania-insider.com: Denn für Investitionen benötige der Privatsektor nicht nur Ressourcen, sondern auch „Berechenbarkeit und geopolitische Stabilität“.

Während Bukarest vor einem weiteren Krisenjahr bangt, sind die Konjunkturaussichten im benachbarten Bulgarien für 2026 merklich freundlicher – trotz der Protestwelle gegen die Korruption und gegen den mittlerweile kassierten Haushaltsentwurf der Minderheitsregierung von Premier Rossen Scheljaskow (Gerb): Dieser sah Gehaltserhöhungen für Staatsdiener bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Abgabenlast für den Privatsektor vor.

Staatsausgaben anpassen

Es ist vor allem die Einführung des Euro zum 1. Januar im ärmsten EU-Mitgliedstaat, von dem sich Sofias Analysten trotz der Politturbulenzen einen Wachstumsschub versprechen. Nach Jahren ständig wechselnder Übergangsregierungen und einem halben Dutzend vorgezogener Urnengänge soll der Zutritt zur Eurozone dem Balkanstaat zumindest wirtschaftlich stabilere Zeiten bescheren – auch wenn im nächsten Jahr erneute Neuwahlen keineswegs mehr auszuschließen sind.

3,4


Bulgariens Arbeitslosenquote beträgt aktuell 3,4 Prozent

Stark anziehende Exporte dank der Euro-Übernahme und eine anhaltend hohe Binnennachfrage dürften Bulgarien ähnlich wie 2025 auch 2026 laut unterschiedlichen Prognosen zu einem Wachstum von 2,5 bis drei Prozent verhelfen. Während Sofia davon ausgeht, dass das Haushaltsdefizit im ersten Euro-Jahr das Maastricht-Kriterium von drei Prozent nicht überschreiten wird, warnt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor Inflation (zuletzt 5,3 Prozent) und wachsendem Kostendruck angesichts der steigenden Löhne auf dem angespannten Arbeitsmarkt: Bulgariens Arbeitslosenquote beträgt gerade einmal 3,4 Prozent.

Wie von NATO-Partner USA gefordert, will Bulgarien bis 2035 sein Militärbudget auf fünf Prozent des BIP erhöhen. Zwar hat Sofia von der EU-Kommission bereits grünes Licht erhalten, für erhöhte Militärausgaben bis 2028 zeit- und ausnahmsweise die Drei-Prozent-Defizitgrenze überschreiten zu dürfen. Doch die OECD warnt, dass „starke“ Renten- und Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst sowie ein schwächeres Steueraufkommen „Anpassungen“ bei den Staatsausgaben erforderlich machen könnten.

Reinertz Barriera Manfred
6. Dezember 2025 - 10.27

Der Eintritt Bulgariens in die Eurozone wird den € schächer und anfälliger machen und, wenn auch noch Rumänien eintreten sollte, dann ist unsere gemeinsame Währung eine Soft Currency geworden........was nicht erstrebenswert ist!