Nach Vorwürfen von Clesse„Es sind Jäger und nicht philosophierende Tierrechtler, die Verantwortung übernehmen“

Nach Vorwürfen von Clesse / „Es sind Jäger und nicht philosophierende Tierrechtler, die Verantwortung übernehmen“

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Der Streit zwischen den Luxemburger Jägern und dem Tierrechtler Armand Clesse geht in die nächste Runde. Nachdem dieser eine Kitz-Rettungsaktion vom „Lëtzebuerger Wëldschutzverband“ (LWV) als reine PR-Aktion und Augenwischerei bezeichnete, stellt der LWV Clesse als „philosophierenden Tierrechtler“ ohne tatsächliche Kenntnis der Sachlage dar. 

„Passt unsere Rettungsaktion nicht in Ihr Weltbild?“ So hätte der Titel des Leserbriefes des „Lëtzebuerger Wëldschutzverband“ lauten können. Nachdem der Tierschützer und Politologe Armand Clesse in seinem Leserbrief im Tageblatt vom 7.7.2020 den Verband scharf kritisiert hatte, wird nun zurückgeschossen. Unter anderem legen die Jäger dar, wieso ein Wildtiermanagement nötig ist und wieso es ihre Erfahrungen überhaupt erst erlauben, eine erfolgreiche Kitzrettung vor den Mähmaschinen der Bauern durchzuführen. 

Den im Leserbrief vorgebrachten Vorschlag von Clesse, man solle die Bauern vor dem Abmähen der Felder dazu verpflichten, die Felder selbst abzusuchen, tut der LWV als „wishful thinking“ eines „philosophierenden Tierrechtlers“ ohne echte Erfahrung ab. Es sei erstens mathematisch nicht machbar und würde zweitens nichts bringen. 

Es ist nicht das erste Mal, dass Clesse mit den Luxemburger Jägern aneinandergerät. Im Februar war der Politologe und langjährige Direktor des „Institut d’études européennes et internationales“ wegen Beleidigung von Jägern zu einer Geldstrafe von 100 Euro verurteilt worden. Zwei Waidmänner, Jean-Claude Hosch und Marc Glesener, der frühere Pressesprecher des Jagdverbands, hatten Clesse Verleumdung an der gesamten Jägerzunft vorgeworfen und 2.500 Euro Schadenersatz gefordert.

Damals ging es um Aussagen von Clesse in der Sendung „RTL-Background“ vom 23. Februar 2019, in der er alle Jäger als vorsätzliche Mörder bezeichnet haben soll. „D’Juegd ass doutmaachen, et ass Mord, well et ass geplangt. (…) D’Jeeër si Barbaren. (…) D’Juegd, dat ass d’Loscht, doutzemaachen!“, waren nur einige der Sätze, die den Zorn der Jäger auf sich zogen.

Hier der komplette Leserbrief

Jenseits von Gut und Böse

Herr Clesse und die unmoralische Rehkitzrettung des LWV

Mitglieder des „Lëtzebuerger Wëldschutzverband“ retten Rehe als Kitze, um sie dann als erwachsene „Wildtiere“ erlegen zu können – entrüstet sich der Tierrechtler Armand Clesse in seinem Leserbrief im Tageblatt vom 7.7.2020. Die Mitglieder des LWV sehen sich nicht wenig verwundert darüber, dass die von ihnen mitgetragene Aktion von Jägern und Jagdaufsehern, welche Rehkitze vor dem grausamen Mähtod retten, von einem Tierrechtler als unmoralisch dargestellt wird.

Könnte es sein, dass solche Rettungsaktionen nicht in das von Jagdgegnern vorgetragene Schauerbild des „tiermordenden Lusttöters“ passen und somit gefälligst zu unterlassen sind?

Die „unmoralische“ Kitzrettung gehört seit jeher zum Aufgabenbereich eines nachhaltigen Wildtiermanagements bzw. eines verantwortungsvollen Jägers, nur wird dies gerne von Jagdgegnern, wie Herrn Clesse, geflissentlich übersehen. Wer keinen Unterschied erkennen will zwischen der notwendigen selektiven Regulation des Schalenwildbestandes in Ausführung eines staatlich verordneten Abschussplans und einem ebenso unnötigen wie grausamen Frühtod von Jungtieren durch eine landwirtschaftliche Arbeitsmaschine, wird sich auch weiterhin einer sachlichen Argumentation entziehen.

Wir befassen uns aber gerne mit jener Idee von Herrn Clesse, welcher sich als philosophierender Tierfreund ausgibt, um die Landwirte gar zu verpflichten, „ein Grasfeld vor der Mahd sorgfältig auf die Anwesenheit von kleinen Rehen, Hasen, Kaninchen abzusuchen“.

In den Monaten Mai/Juni steht das Gras meterhoch. Dort findet man nicht auf Gutdünken „kleine Rehe“, von Hasen und Kaninchen ganz zu schweigen. Junge Wildkaninchen, dort wo es noch welche gibt, sind übrigens aufgrund ihrer Lebensweise nicht vom Mähtod betroffen, da sie in einer Erdhöhle (Bau, Setzröhre) zur Welt kommen und somit auch kaum Gefahr laufen, ausgemäht zu werden.

Nebenbei bemerkt, haben bereits die hiesigen Jäger, lange bevor es Wärmebildkameras gab, zusammen mit den Landwirten die Felder mit ihren Jagdhunden abgesucht. Diese Aktion nannte sich „Rettet das Jungwild“ und wurde 1987 mit dem Europäischen Umweltpreis belohnt.

Aber zurück zur praktischen Umsetzung der Aufforderung von Herrn Clesse: Um 1 ha Feldfläche abzusuchen, brauchen 4 Personen, mit einer Distanz zueinander von 2 Metern, ungefähr eine Stunde. Luxemburg weist ca. 65.000 ha an Wiesen auf (Stand 2018). Um eine solche geforderte Suche durchzuführen, würde ein Landwirt mit einem Helfer 130.000 Stunden benötigen. Für die noch in Luxemburg bestehenden 1.600 landwirtschaftlichen Betriebe müssten dann jeweils rund 80 Stunden Suchzeit eingeplant werden.

Dieser mathematische Gedankenausflug entpuppt sich in der Praxis zudem als „wishful thinking“, da die Felder nicht zwei bis drei Wochen im Voraus, sondern ein paar Stunden vor der Mahd abgesucht werden müssen. Hinzu kommt, dass die an der Absuche Beteiligten nicht nur das Umfeld kennen, sondern auch etwas vom Verhalten des Wildes verstehen müssen, sonst taugen solche Suchaktionen nicht viel.

Es sind somit im Endeffekt die Jäger und nicht philosophierende Tierrechtler, welche Verantwortung übernehmen und ihr Bestes tun, um den Jungtieren den Mähtod zu ersparen. Wer sich ohne Polemik über das Projekt weiter informieren oder mitmachen möchte, kann sich gerne an den LWV richten (https://www.facebook.com/LWVlu).

Lëtzebuerger Wëldschutz Verband asbl (LWV), anerkannter Tierschutzverein

HTK
14. Juli 2020 - 17.55

@Realist, sie schießen mit scharfer Munition. Dann nehmen sie mal die Bücher zur Hand bevor sie andere unterbuttern.Was die Jagd angeht so "durfte" ich mit 12 Jahren schon bei Treibjagden mitmachen.Was ich dabei erlebt habe hat genügt um jetzt diese Aussagen zu machen.Ich kann ihnen gerne noch mehr Details schildern. Humanismus ist ein beliebtes Wort welches sich alle auf die Fahne schreiben wollen.Sogar die Kirchenmänner nehmen es gern zu Hilfe.Aber erst seit Kurzem.Zu Inquisitionszeiten undenkbar. Nach dem Motto " Macht euch die Welt Untertan" dürfen wir alles tun und lassen.Der Mensch an erster Stelle.Aber eben auch nur ein Tier unter Tieren.Wenn man die Nachrichten so liest stellt man fest,dass ein Schimpanse "humaner" ist als der Mensch. Wildschweine und viele andere Spezies die wir "Humanisten" an den Rand der Ausrottung getrieben haben werden noch herumlaufen,dann wird vom Menschen niemand mehr reden.Wir werden es nicht schaffen wenn wir so weitermachen.

Dingo
14. Juli 2020 - 17.21

@HTK Ihr Vergleich mit der Kirche kann durchaus auf verschiedene selbsternannteTierrechtler übertragen werden. Im Mittelalter sah die Kirche jedermann der nicht mit ihrer Doktrin einverstaden war als Ketzer an, der mit allen Mitteln zu bekämpfen war. Heute ist vermeintliher Tierschutz bei verschiedenen Personen eben zur Ersatzreligion mutiert.

Realist
14. Juli 2020 - 14.03

HTK: Die Kirche mit "27 Jahrhunderten Untaten" auf dem Buckel? Wenn Ihr Wissen über Wild, Wald und Jagd sich in etwa auf dem Niveau Ihrer Geschichtskenntnis bewegt, dann verstehe ich jetzt alles. Was den Begriff "Humanismus" betrifft, auf den sowohl Sie als Auch Herr Clesse sich in seinem Brief so triumphierend beruft, so kann ich dazu nur sagen, dass nichts dem Grundgedanken des Humanismus mehr widersprechen könnte als praktizierte Tierrechtlerei, wie sie Herrn Clesse vorschwebt. Vereinfachend könnte man den Clesse'schen "Antispeziesismus" beschreiben als Weltanschauung für Leute, die Menschen nicht mögen und Tiere nicht verstehen.

Graucho
14. Juli 2020 - 13.59

@Sam123, dir hutt ëtt matt den Dausenden. "100 000 Schwäin friessen je eng Tonn Wees?" Wann dat net an d'Box geet! Wéi ëtt schéngt sinn d'Schwäin méi schlau wéi d'Jeeër,soss wier de Problem schon aus der Welt.

de Schéifermisch
14. Juli 2020 - 13.11

@Sam123/. Ech sinn alles anescht wéi e Balkonsbiolog, als Natur-a Déierfrënd kommen ech och ouni déi Gréng aus. E sou bal wéi de Mënsch an de Kreeslaaf vun der Natur agräift, spéziell vill diploméiert Agronomen, gëtt den natierlechen Ausgläich ënnerbrach a dorop warde nëmmen d'Salonsdéierfrënn, d'Jeeër!

HTK
14. Juli 2020 - 9.50

So wie die Kirche sich nach 27 Jahrhunderten Untaten heute gerne hinter Worten wie Demokratie,Humanismus und Frauengleichheit versteckt,obwohl sie noch immer das genaue Gegenteil macht,so sind nun auch die Jäger auf den Geschmack gekommen,den Leuten Sand in die Augen zu streuen indem sie sich das Label " Tierschützer" anhängen. Man muss nicht Veganer sein um eine Treibjagd als Hetze und Tierquälerei anzusehen. Wenn man tagelang einem angeschossenen Tier(es kann auch das Kitz von der sommerlichen Rettungsaktion sein) nachstellen muss um ihm endlich den Gnadenstoß zu geben,bekommt der Ausdruck " Tierschutz" eine ganz andere Bedeutung.

Sam123
14. Juli 2020 - 9.10

@de Schéifermisch Munchmol wier et besser wann d‘Balkongsbiologen émol gingen bis erof op den Buedem an d’Natur kommen an sech do der Réalitéit stellen! Ech wor göschter mat Baueren Wöldschued unkucken. Do ass fir zirka 35.000€ Schued am Wees! Wann Wees ungepflanz gött op dausenden vun Hecktaren dann gin do honnertdausenden vun Tonnen Wees produzéiert déi d‘Wöllschwein mästen. Göttkern Wees ungepflanzt dann gött er keen Brout um Dösch. Also wat machen mir fir der Wöldschweinsplo Häer ze gin? Sollen mir se dout heemelen oder sollen mir op eis täglech Brout verzichten?

De Paul
13. Juli 2020 - 23.25

Dem Auteur vun desem Artikel mäin Respekt. Ech ginn net op d'Juegd mä fannen dass déi Erklärungen Kapp & Schwanz hunn. @de Schéifermisch Der Unterschied zwischen Theorie & Praxis ist in der Praxis grösser, als in der Theorie...

de Schéifermisch
13. Juli 2020 - 20.13

Jeder einigermassen vernünftige Mensch, der sein Herz am rechten Fleck hat, kann Herrn Clesse nur Recht geben und ihn unterstützen. In der Tat zwischen Philosophie , Humanismus und Jagd liegen Welten. Schwer verständlich wiso tierliebende Menschen gnadenlos das Wild jagen , Beispiel Treibjagd, und erlegen. Ein anerkannter Tierschutzverein, der Tiere hetzt und tötet!

Taxpayer
13. Juli 2020 - 14.43

Herr Clesse ist im Grunde ein lebendiger Lobgesang auf unsere moderne, für ihn immer wieder so skandalös "unvegane" Wohlstandsgesellschaft, beweist er doch, dass man trotz surrealer Weltfremdheit durchaus alt werden kann. Bei einem Naturvolk im Dschungel wäre das für einen praktizierenden Tierrechtler wohl kaum drin. Abschliessend aber noch eine Bemerkung zu Ihrer Wortwahl: Es gibt einen Unterschied zwischen einem "Streit" einerseits und einseitigem Anpöbeln ohne jede logische Grundlage andererseits.

Humpejang
13. Juli 2020 - 14.23

Den Här kann sech jo freiwëlleg mellen fir d'Felder oof ze sichen! Daat ganzt ass mei wei Realiteitsfriem, fir dass all Feld oofgesicht gët. A dann nach ze soen d'Jeer geifen daat just maachen fir dorno een Reih ze scheissen. Ech geif den Här ären heieren wann emol e puer Joer keen mei geif op d'Juegt goen.