Es ist 3 Uhr morgens. Frau P., Anfang neunzig und zunehmend verwirrt, liegt wach. Sie muss aufs Klo, schafft es aber nicht mehr eigenständig aus dem Bett. Mehrfach drückt sie auf den Klingelknopf. Das Personal ist unterbesetzt. Es kommt niemand. Frau P. schreit, droht mit einer Beschwerde bei der Chefetage. Die Fachkraft tritt ins Zimmer ein, die Tür fällt zu. Was danach passiert, wissen weder wir noch die Heimleitung. „Frau P. ist gestürzt“, heißt es morgens im Pflegebericht zu den blauen Flecken an ihrem Körper. Frau P. spricht von Handgreiflichkeiten. Niemand glaubt ihr. Sie sei nicht mehr ganz bei sich. Selbst wenn Frau P. recht hätte: Der Vorfall würde in keiner spezifischen Statistik auftauchen.
Das Beispiel mag Fiktion sein, doch der Mangel an offiziellen Zahlen zu Gewalt in Alten- und Pflegeheimen in Luxemburg ist eine Realität. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Sven Clement (Piraten) an Familienminister Max Hahn (DP) hervor. „Dem Familljeministère leie keng zentraliséiert Zuelen iwwert Fäll vu Gewalt géint eeler Persounen an Alters- a Fleegeheemer vir“, gesteht Hahn dort. Dabei liefert er Daten der Polizei zur allgemeinen Gewalt gegen Senior*innen, aufgeschlüsselt nach Straftat und Jahreszahl: 153 Menschen über 65 wurden 2024 Opfer körperlicher Gewalt, ein Mal mit Todesfolge. Ferner schreibt Hahn: „An de Joren 2020-2024 sinn 858 Doléancen a Reklamatiounen duerch de Senioren-Telefon (…) oder (…) un de Familljeministère erugedroe ginn. Dës Reklamatiounen [hunn] sech net alleguer op Gewalt vis-à-vis vun eelere Leit bezunn.“ „Net alleguer“ bedeutet „e puer awer schonn“. Wie viele dieser Taten und Beschwerden beziehen sich denn auf Vorfälle in den Heimen?
Fachkräfte, Betroffene und deren Angehörige klagen hinter vorgehaltener Hand regelmäßig über brutale Maßnahmen zur Fixierung, Vernachlässigung, die Verabreichung starker Beruhigungsmittel. Engagierte Einzelpersonen gehen dem teilweise nach, die Regierung offensichtlich nicht. Oder warum bleibt Hahn Clement Zahlen schuldig? Die Antwort schockiert, weil sie so banal ist: „Et gëtt keng eegestänneg Instanz oder Plattform, wou dës Fäll gesammelt ginn.“ Schade, dann sind der Politik natürlich die Hände gebunden. Wer nicht mitzählt, muss nicht handeln. Spaß beiseite: Das ist ein Hohn, zumal die Abgeordnetenkammer in der vergangenen Legislaturperiode ein Gesetz verabschiedete, das Qualitätsstandards für Pflegestrukturen und die Gründung von Ethikkommissionen vorschreibt. Eine verpasste Chance, um zusätzlich eine entsprechende „Instanz oder Plattform“ ins Leben zu rufen.
Immerhin besteht Hoffnung auf eine verbesserte Datenlage. Momentan ist der Aktionsplan „Bien vieillir“ in Arbeit, in dem die Sensibilisierung für die Misshandlung von Senior*innen vorgesehen ist. Darüber hinaus beabsichtigt die Regierung, noch bis zum Jahresende ein interministerielles Komitee zu bilden, um den Kampf gegen die Vernachlässigung und Gewalt gegen ältere Menschen anzugehen. „Fingers crossed“ also, dass sich die Politik im Zuge beider Projekte gezielt mit der Situation in Alten- und Pflegeheimen befasst. Bis dahin bleibt unklar: Ist Frau P. ein Einzelfall oder nur eine von vielen?
De Maart

Da wurden schon so manchem die Augen brutal geöffnet, die sich auf ihre Kinder verlassen haben! Kinder sind keine Garantie.
Es brauchte Sven Clement, um das Thema aufzugreifen, obwohl er weiss, dass er von den "Ausrangierten" keine Wählerstimmen erhalten kann/wird! Von den anderen Parteien kommt da nichts. Danke für nichts
Alles was es an Essentiellem zu sagen gibt, drückt der SPIEGEL-Autor Wolfgang HÖBEL so aus (…) Susanne ABEL porträtiert in ihren Romanen die Gesellschaft der frühen Bundesrepublik als kraß rücksichtloses Gemeinwesen. Dessen Mitglieder sind in "Du mußt meine Hand fester halten, Nr. 104" geprägt von den Abhärtungsfantasien der Nazis (…). Roman über historisch belegtes Unrecht - Deutsche Grausamkeit die über Generationen nachwirkt, SPIEGEL, 16.08.2025. ▪Pflegeleistungen nicht ausgeführt (26.04.2013) Bei der Ausarbeitung des "Plan d'action démences" der Regierung wurde die "Patiente Vertriedung asbl" nicht berücksichtigt. Dabei ist sie mit zahlreichen Anfragen befaßt, die die unzureichende Versorgung bemängeln. (...) WOXX: Wie ist Ihre Einstellung zur Fixation? Michèle WENNMACHER: Fixationen sind im Prinzip noch gar nicht geregelt. Wir erfahren davon immer nur vom Hörensagen, und wenn wir dann in einer Institution nachfragen, heißt es, wir machen das nicht. Fakt ist aber, daß Familienangehörige häufig von Fixationen berichten. Aber auch in den Krankenhäusern wird immer öfter das Argument vorgebracht, daß ein dementer Patient die anderen stört - der wird dann eben hinter einen Tisch geklemmt oder am Bett fixiert. (...) (Christiane WALERICH, WOXX, 26.04.2013) MfG, Robert Hottua, 71-jähriger, ein immer noch nicht durch Abhärtungskonzepte abgehärterter Luxemburger
Fuer Alte die keine Kinder hatten , sei es Lebensplanung oder Schicksal ist eben niemand da der fuer sie zustaendig ist .Da liegt der Hund begraben !