Man kann Rekorde knacken – oder sie pulverisieren. Letzteres ist genau das, was der 22-jährige FLNS-Athlet Ralph Daleiden am Montag in Südostasien über 200 m Freistil getan hat. Schon im Juni hatte er seinen eigenen Landesrekord um eine ganze Sekunde heruntergeschraubt. In Singapur erreichte er nun aber neue Sphären: Von 1:49,42 ging es im Juni runter auf 1:48,67 Minuten, seit Montagmorgen liegt der nationale Rekord bei 1:47,74 Minuten. FLNS-Nationaltrainer Christophe Audot war vom Quantensprung begeistert: „Ralph hat den nationalen Rekord pulverisiert. Es ist eine sehr starke Leistung, durch die er sehr nah an einem Halbfinale dran war. Das Ganze war unerwartet – aber vor allem eröffnet so eine Zeit komplett neue Perspektiven.“
Es ist ein Meilenstein. Vor drei, vier Jahren habe ich noch von solchen Zeiten geträumt.
Gemeint ist damit die Tatsache, dass Daleiden, der den zweiten Vorlauf souverän gewann, in einen neuen Elite-Kreis eingetreten ist. Für das Halbfinale wäre eine 1:46.67 nötig gewesen – was auch ungefähr die A-Norm für eine direkte Olympia-Qualifikation sein dürfte. Bei der WM blieben nur 18 Athleten unter 1:47 Minuten. „Es ist ein Meilenstein. Vor drei, vier Jahren habe ich noch von solchen Zeiten geträumt. Ich habe in diesem Jahr eine halbe Saison im großen Becken auf diese Distanz hintrainiert. Dass es so geklappt hat, ist großartig. Christophe (Audot) und ich sind uns einig, dass ein komplettes Trainingsjahr noch ganz andere Türen öffnen könnte. Ich hoffe, dass ich das beweisen kann“, sagte der Olympionike.
Team Monopoly
Dabei war er im Wasser nicht davon ausgegangen, so schnell unterwegs zu sein. „Normalerweise kann ich die Zeiten recht gut einschätzen. Diesmal nicht. Ich war auf den ganzen 200 Metern mental schon darauf vorbereitet, eine Enttäuschung auf der Anzeigetafel zu sehen, da ich mich auf eine 1:49er eingestellt hatte.“ Doch die Freude war groß, als der Rest der Delegation am Beckenrand jubelte: „Ich bin überzeugt davon, dass es noch schneller geht. Zudem hat es bewiesen, dass die Vorbereitung der letzten Monate funktioniert hat.“
Mit zwei Landesrekorden hat Daleiden nun einen freien Kopf für die beiden nächsten Auftritte. Am Mittwoch wird er einen neuen Angriff bei den 100 Metern Freistil starten. „Wenn alles perfekt läuft, kann ich noch eine kleine Bestzeit machen. Ich weiß nicht, wie die Form am Mittwoch sein wird, aber bei einem perfekten Rennen sind wohl noch 2/10 drin. Das hängt aber davon ab, ob alles so klappt. Selbst wenn die Beine oder Arme schwer werden würden, kann ich auf zwei starke Rennen zurückschauen.“
Der Kopf ist frei. Auch weil der Athlet Wege gefunden hat, sich abzuschirmen. Am Montagabend verzichtete er auf ein weiteres Training. „Das ist auch mal wichtig. Mit all diesen Leuten im Becken zu trainieren, macht auch müde.“ Zudem hat das Luxemburger Quartett eine neue Leidenschaft entdeckt. „Ich war der Letzte, dem man das Spiel beigebracht hat, aber ich schlage mich gar nicht mal so schlecht“, lachte Daleiden. Eine Karten-Version des Klassikers Monopoly ist der beliebte Zeitvertreib der WM: „Es ist sicherlich nicht verkehrt, mit den Kollegen Karten zu spielen, statt sich Filme anzuschauen. Es hilft definitiv, um zwischenzeitlich abzuschalten.“ Und wenn dann doch über Sport geredet wird, können auch schon mal interne Wetten abgeschlossen werden. Für Daleiden steht jedenfalls fest, dass der rumänische Superstar David Popovici am Dienstag das Finale der 200 Meter Freistil gewinnen wird.
Die WM in Zahlen
Die Ergebnisse vom Montag:
100 m Rücken: 42. Rémi Fabiani 56.39 Sekunden (Season Best)
200 m Freistil: 25. Ralph Daleiden 1:47.74 Minuten (nationaler Rekord)
Der Fahrplan:
Am Dienstag: João Carneiro (50 m Brust)
Am Mittwoch: Ralph Daleiden (100 m Freistil)
Am Freitag: Rémi Fabiani (50 m Freistil), Julien Henx (100 m Schmetterling)
Am Sonntag: 4 x 100 m Lagen (Carneiro, Daleiden, Fabiani, Henx)
De Maart

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