Dienstag21. Oktober 2025

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EditorialErneuerbare Energien sind Landesverteidigung – warum investieren wir nicht mehr darin?

Editorial / Erneuerbare Energien sind Landesverteidigung – warum investieren wir nicht mehr darin?
Über die Schönheit von Wind- und Solaranlagen kann man streiten – ihr Nutzen hat sich jedoch bereits erwiesen  Foto: AFP/Richard Bouhet

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Erneuerbare Energien sind eine strategische Notwendigkeit. Für die Wirtschaft. Für die Umwelt. Für die Beschäftigung. Und dazu die gesündere Landesverteidigung. Müsste der Staat nicht viel mehr Geld investieren?

Noch vor wenigen Jahren erschienen Ausgaben in Höhe von zwei Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung für die Landesverteidigung als utopisch, unerreichbar und sowieso unsinnig.

Heute leben wir in einer anderen Welt: Im Osten träumen die russischen Fernsehkommentatoren tagtäglich von der Zerstörung der europäischen Demokratien – im Westen sieht man die Europäer als Schmarotzer, die gefälligst mehr Eigenverantwortung übernehmen sollen.

Die Botschaft ist, nach Jahren des Zögerns und Zauderns, auf dem alten Kontinent angekommen. Die angedachten Ausgaben für Verteidigung gehen jetzt steil durch die Decke. Hunderte Milliarden Euro ist man nun bereit, in Panzer, Munition, Kampfflieger, Drohnen, Raketen und Flugabwehr zu investieren. Verteidigungsausgaben von bis zu fünf Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung werden zum neuen Ziel.

Vergessen wird dabei, dass die Stärke eines Landes nicht nur auf der Zahl von Waffen und Soldaten beruht. Das hat Europa 2022, als Russland den Versuch der kompletten Eroberung der Ukraine startete, schmerzhaft zu spüren bekommen. Man war derart abhängig von „billigem“ russischen Gas, dass man auf diesem Weg, ungewollt, die russische Rüstungsindustrie stärker finanzierte, als man der angegriffenen Ukraine mit Geld und Material half.

Bis heute ist die Sucht nicht geheilt. Lediglich auf den Import von Kohle, und größtenteils auch auf den von Öl aus Russland, hat die Staatengemeinschaft bisher verzichten können. Beim Gas ist die Quote der Abhängigkeit zwar um mehr als die Hälfte gesunken, liegt aber immer noch bei fast 20 Prozent. Mittlerweile lautet das „ehrgeizige“ Ziel, dass man bis Ende 2027 unabhängig von dem russischen Gas sein will. Über die Abhängigkeit beim Brennstoff für Atomkraftwerke redet man am liebsten gar nicht.

Klar ist damit jedoch: Landesverteidigung besteht nicht nur aus militärischer Hardware. Russland war das bewusst: Das Land hat sich strategisch auf den Angriff vorbereitet. Ein halbes Jahr vor der Invasion sorgte man für leere Gasspeicher in Europa. Bereits ein Jahrzehnt davor hatte man mit dem Aufrüsten, mit dem Schuldenabbau, mit einer Stärkung der Staatsfinanzen gegenüber von internationalem Druck, wie auch mit dem Aufbau eines globalen (Des)-Informationsnetzwerks begonnen.

Demokratisch gewählte Politiker mögen es nicht, in so langen Zeitabschnitten zu denken. Sicher ist aber, dass mit Milliardenausgaben für Waffen allein die Landesverteidigung nicht gesichert werden kann. Warum also engagiert sich Europa nicht mit dem gleichen Elan für Investitionen in erneuerbare Energien?

Ganz abgesehen von der Klimadebatte würde dies dafür sorgen, dass der Kontinent unabhängig werden könnte, und nicht mehr so abhängig und leicht erpressbar. Sobald die Investitionen erst einmal gestemmt sind, wäre die Energie dann zudem kostengünstig. Ein Plus für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes. Wäre das nicht der schlauere, nachhaltigere Weg zur Verteidigung Europas?

Auch in Luxemburg gäbe es diesbezüglich noch viel Marge zur Verbesserung: Fast 78 Prozent des Stroms, den das Land verbraucht, muss es im Ausland einkaufen. Das ist nicht nur teuer, sondern birgt auch Gefahren. Immer wieder zeigen Beispiele, wie schnell alte Abmachungen nicht mehr gelten, und wie schnell beispielsweise Grenzen geschlossen werden können oder ein Ölpreis in die Höhe schnellen kann.

Energiepolitik ist längst nicht mehr nur Umwelt- oder Technikthema. Sie ist Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Auch für ein kleines Land wie Luxemburg heißt es: Jede Kilowattstunde aus heimischer, erneuerbarer Quelle ist ein Stück wirtschaftliche Resilienz – und Landesverteidigung. 

fraulein smilla
17. Juni 2025 - 12.12

Das Abschreckungspotential von Windkraftanlagen und Photovoltaik ist doch eher bescheiden . Da werden mal wieder Aepfel mit Birnen vergliechen .

Grober J-P.
16. Juni 2025 - 8.02

Selbst ist der Mann, wenn man das nötige Kleingeld hat, leider. Man baut lieber Velodrome für die Massen, auch eine Art Energiegewinnung!
Es gab mal eine Zeit wo man belohnt wurde, wenn man Ökostrom produzierte, heute wird man dafür bestraft.