„Hätte man 1999 bereits gewusst, dass Pokémon auch 30 Jahre später noch so ein Erfolg sein würde, hätte man für ein paar Luxemburger Franken eine Kiste im Wert von umgerechnet 100 Euro gekauft und die nie ausgepackt, denn die Karten wären heute mit etwas Glück 30.000 Euro wert.“ Vielleicht nicht genau so, dennoch mit Bedacht sammelt Mate Horvath seit seinem neunten Lebensjahr Pokémon-Karten – zuerst wie alle anderen Kinder, weil es halt trendig war, ab 2016 dann systematisch, um seine Sammlung zu vervollständigen. Mittlerweile gehört der 35-Jährige so zur Top 10 der Sammler in Luxemburg.
Das beliebte Game-Boy-Spiel, das 1996 in Japan erschien und sich ab 1999 als Anime-Serie, vor allem aber Sammelkarten auch in Europa etablierte, erlebt seit vergangenem Jahr ein absolutes Comeback. Den Kickstart für dieses, so Horvath, haben gleich mehrere strategisch ausgeklügelte Spielzüge der The Pokémon Company geliefert: Einerseits das 2016 gelaunchte Smartphone-Spiel Pokémon Go, andererseits die immer neuen Sets teils mit Extra-Features oder Neu-Interpretationen von Klassikern und das damit verbundene Interesse vieler bekannter Influencer, die sich seit der Covid-Pandemie den Karten ihrer Kindheit auf YouTube widmen.
Ein wahres Investment
„Die ersten wieder wirklich populären Karten erhielt man 2021 bei McDonald’s zu einem Happy Meal dazu, die nächsten Sets konnte man dann im Laden kaufen, aber die waren so schnell ausverkauft, dass Supermärkte wie Cactus den Kauf sogar auf ein Produkt pro Person beschränken mussten“, erklärt Horvath, dessen Nostalgie ebenfalls durch die verschiedenen Neuerscheinungen erweckt wurde. „Generation 1 und 2, das war meine Kindheit. Ich war damals schon einer der Einzigen, die einen kompletten Ordner und nicht nur ein mit einem Gummiband zusammengehaltenes Bündel an Karten besaßen. Jetzt ist es mein Ziel, ganze Collections zu sammeln“, meint der 35-Jährige.
Unter dem Profil @nerdymatelux teilt Horvath, der beruflich als selbstständiger Fotograf arbeitet, auf Instagram die Entwicklung seiner Sammlung, denn diese wächst stetig, sei es durch Käufe über Facebook Marketplace oder aber durch Tauschen – so, wie es das Spiel ursprünglich vorsieht. „Seit dem erneuten Boom vom letzten Jahr haben sich die Preise für Karten teils verdreifacht. Unter anderem gibt es nun nämlich die Pokémon TCG (Trading Card Game) Pocket App, über die man Karten in digitaler Form erhält, das hat viele neue Gesichter in die Szene gebracht.“ Während die einen aus Erinnerung an ihre Kindheit weiter Karten sammeln, investieren andere gezielt in das japanische Produkt, denn dieses gewinnt stetig an Wert. „Das sind keine Fans, sondern wirkliche Investoren, die die Karten als liquide Anlage sehen.“
Für Horvath selbst ist Geld Nebensache, denn bei ihm geht es – getreu dem Pokémon Slogan „Gotta Catch ‘Em All“ – darum, seine Sammlung so gut es geht zu vervollständigen. „Im März erscheint ein neues Set, das ich bereits vorbestellt habe. Ich denke aber, dass 2026 das bisher wohl spannendste Jahr wird, denn dann erscheint die zehnte Pokémon Generation und die Trademark feiert 30 Jahre.“ Wie viel die jeweiligen Karten dabei wert sind, hängt von gleich mehreren Faktoren ab, so der Sammler: „Glurak zum Beispiel ist von den normalen Karten die teuerste, allerdings nur, wenn sie aus der ersten Auflage stammt, sich in perfektem Zustand befindet und gegraded wurde.“
Ein emotionaler Wert
Grading, also die offizielle Prüfung und Bewertung von Karten durch internationale Unternehmen, ist in rezenten Jahren immer populärer geworden, denn hat eine Sammelkarte erst einmal eine Note 10, wissen Käufer genau, was sie für ihr Geld erhalten. „Die teuerste Karte auf dem Markt ist aktuell um die fünf Millionen Dollar wert. Die gab es aber nur in Japan bei einem bestimmten Gewinnspiel und auch nur 50 Stück davon. Eine Glurak-Karte, wie vorhin beschrieben, kann aber auch locker 100 bis 500.000 Dollar wert sein“, erklärt Horvath, der selbst schätzungsweise über 10.000 Karten besitzt. Seine wertvollste Karte ist dabei emotional gesehen Turtok aus der ersten Generation, weil dies seine allererste Karte als Kind war, rein sammlertechnisch betrachtet aber eine Lugia der ersten Auflage, die heute um die 2.000 Euro wert ist.
Durch die Entwicklungen auf dem Markt hat sich auch Horvaths Umgang mit den eigenen Karten verändert, sprich anstatt direkt ins Album kommen diese zuerst in ein sogenanntes Sleeve, also eine Plastikhülle, und werden dann nochmals in härterem Plastik verpackt, um auch wirklich zu garantieren, dass nichts drankommt. Was dabei nie ändert: Horvaths Leidenschaft fürs „Spiel“: „Ich habe zwar nie aktiv gespielt, könnte aber stundenlang über Pokémon erzählen, denn die Karten begleiten mich schon mein Leben lang und werden es wohl auch noch eine lange Zeit tun.“
De Maart















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