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Nach mehr als drei WochenStreik bei Ampacet beendet: OGBL und Direktion einigen sich auf Kollektivvertrag

Nach mehr als drei Wochen / Streik bei Ampacet beendet: OGBL und Direktion einigen sich auf Kollektivvertrag
Kann sich nach 25 Streiktagen über eine Einigung freuen: die Ampacet-Belegschaft Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Seit dem 28. November steht die Produktion bei der Firma Ampacet in Düdelingen still. In den letzten 35 Jahren gab es in Luxemburg keinen längeren Streik. Doch nun gibt es nach mehr als drei Wochen eine Einigung.

Der Streik bei Ampacet findet kurz vor Weihnachten ein für die Belegschaft versöhnliches Ende. Die Direktion und die Personaldelegation des OGBL haben am Donnerstagnachmittag einen Kollektivvertrag für die kommenden drei Jahre unterschrieben. Stefan Osorio-König vom OGBL zeigt sich nach 25 Streiktagen im Gespräch mit dem Tageblatt zufrieden mit dem Ausgang. „Unsere Hauptforderung war, dass der Kollektivvertrag mit signifikanten Verbesserungen wieder in Kraft gesetzt wird“, sagt der Gewerkschafter. Diese habe man mit der Einführung einer Gehältertabelle definitiv erreicht. „Die Beschäftigten werden jedes Jahr von einem quasi-automatischen Gehaltsaufstieg profitieren.“

„Zusätzlich zur Gehältertabelle haben wir eine einmalige Prämie in Höhe von 600 Euro für die Beschäftigten ausgehandelt“, sagt der beigeordnete Zentralsekretär für Industrie und Chemie. „Ab 2026 wird auch der Nachtzuschlag von 16 auf 17 Prozent erhöht.“ Eine nicht unwesentliche Verbesserung in einem Sektor, in dem ein Drittel der Arbeit nachts stattfindet. Letztendlich habe man sich auch versichern lassen, dass die Streikenden mit keinerlei Sanktionen zu rechnen haben. Die Streikenden haben die Einigung mit der Unternehmensführung einstimmig angenommen, womit der Streik offiziell beendet ist. Wegen der Sturmwarnung musst der OGBL bereits noch vor der Einigung seine Zelte vor dem Eingang des Firmengeländes abbrechen. Nach der Einigung zeugte nur noch ein Transporter des OGBL vom wochenlangen Arbeitskampf in Düdelingen.

Serge Tonnar hatte für die Streikenden ein Solidaritätskonzert veranstaltet
Serge Tonnar hatte für die Streikenden ein Solidaritätskonzert veranstaltet Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

In einer Pressemitteilung teilt der OGBL dann auch mit, dass die Streikkasse nach den 25 Streiktagen fast 85.000 Euro betragen hat. Des Weiteren kritisiert die Gewerkschaft die „völlige Passivität der Regierung während des gesamten Konflikts, während das Sozialmodell Luxemburgs im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten wurde“. Abgesehen von einem Aufruf zur Wiederaufnahme der Gespräche habe die Luxemburger Regierung es zu keinem Zeitpunkt für angebracht gehalten, einzugreifen.

Der Streik war drei Monate vor den Sozialwahlen von unvergleichlicher Bedeutung für den OGBL. Nicht zuletzt, weil sich unter den Streikbrechern einem Bericht des Lëtzebuerger Land zufolge auch zwei Personalvertreter des LCGB befanden. Doch auch die Direktion von Ampacet bediente sich fragwürdiger Methoden, um die Streikenden in ein schlechtes Licht zu rücken. Tageblatt-Informationen zufolge soll die Unternehmensführung gegen Schichtende die Polizei gerufen habe, weil auf dem Firmengelände angeblich eine Schlägerei zwischen LCGB- und OGBL-Vertretern ausgebrochen sei. Die eintreffenden Polizeibeamten trafen zwar keine tobenden Gewerkschafter an, waren aber rechtzeitig vor Ort, um die Unternehmensführung am Ende des Arbeitstages vom Firmengelände eskortieren zu können.

Streik seit November

Wenig Verständnis hatten die Streikenden für Streikbrecher und blockierten diese kurzerhand beim Versuch, das Firmengelände zu verlassen
Wenig Verständnis hatten die Streikenden für Streikbrecher und blockierten diese kurzerhand beim Versuch, das Firmengelände zu verlassen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Insgesamt 54 der 60 Arbeitnehmer hatten ab Ende November ihre Arbeit für unbestimmte Zeit niedergelegt. Seitdem stand die Produktion komplett still. Schätzungsweise 120.000 Euro verlor das US-Unternehmen pro Streiktag. Um die Streikenden finanziell zu unterstützen, hatte der OGBL eine Spendenaktion gestartet. Solange der Streik andauert, erhalten die Streikenden nämlich keinen Lohn, sondern nur eine kleine finanzielle Entschädigung in Höhe von 42 Euro pro Tag von der Gewerkschaft.

Ende letzter Woche wurde endlich ein erster Kontakt zwischen dem OGBL und der Ampacet-Direktion wieder hergestellt. Der Dialog wurde wieder aufgenommen.

Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) hatte am vergangenen Dienstag im Parlament Vorwürfe zurückgewiesen, nichts zur Schlichtung des Arbeitskampfes bei Ampacet in Düdelingen unternommen zu haben. Mischo berichtete von wiederholten Kontakten mit dem OGBL und der Direktion. Zusammen mit Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) habe er beide Seiten zur Wiederaufnahme des Sozialdialogs aufgerufen. Am Dienstagmorgen habe man beide Seiten empfangen. Die Gespräche bezeichnete Mischo als konstruktiv. Er habe den Eindruck, dass man einer Lösung nahe sei.

Der bisher längste Arbeitskampf Luxemburgs

Der Arbeitsstreik bei Ampacet stelle seit Freitag, 8. Dezember, einen „neuen Meilenstein“ dar, indem er zum längsten Arbeitskampf in Luxemburg seit 1995 wurde. Darauf weist der OGBL in einer Mitteilung hin. Der bisher letzte längere Streik war der der Fliesenleger: Diese hatten 1995 für insgesamt 28 Tage die Arbeit niedergelegt. Und auch verglichen mit dem elftägigen Pflegeheim-Streik von 2018 bewege sich dieser Ausstand in ganz neuen Dimensionen.

Am zehnten Streiktag hatten die Streikenden sowie Sympathisanten ihren Protest von der Düdelinger Industriezone in die Hauptstadt verlegt – genauer gesagt vor das Parlament. Hier wurden in einer Arbeitssitzung die Schwerpunkte des Koalitionsabkommens zum Thema Arbeitswelt diskutiert. Auf Antrag der Linken wurde auch der Fall Ampacet kurz diskutiert. Als eine Woche später noch immer keine Einigung in Sicht war, zogen der OGBL am 18. Streiktag erneut vor die Chamber.

Zweimal zogen die Streikenden vors Luxemburger Parlament
Zweimal zogen die Streikenden vors Luxemburger Parlament Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Eigentlich laufen die Geschäfte richtig gut für das US-Familienunternehmen. Ampacet stellt Plastikgranulat her und hat seinen Gewinn in den letzten Jahren verdoppelt. Im Jahr 2019 konnte es einen Gewinn von 1,6 Millionen Euro einfahren. Vergangenes Jahr waren es sogar 3,7 Millionen Euro. Zusätzlich hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Euro in den Standort Düdelingen investiert. Trotzdem wurde der bestehende Kollektivvertrag im Sommer aufgelöst. Auch kleine Geschenke, wie zum Beispiel eine Geschenkkarte im Wert von 100 Euro für Weihnachten, wurden gestrichen.

Clemi
22. Dezember 2023 - 13.42

respekt an die streikenden & die gewerkschaft.
bitte noch mehr aufklärung ob die 2 minister / die regierung denn nun eine rolle spielten oder nicht?! ("Du reste, l’OGBL souligne la passivité totale du gouvernement tout au long de ce conflit, alors même que le modèle social luxembourgeois y était littéralement piétiné. En effet, hormis un appel à la reprise du dialogue social, les membres du gouvernement n’ont à aucun moment jugé bon d’intervenir.")
gleichzeitig dann auch bitte den lcgb-dank an den ex-premier im rahmen des cargolux-streikes endgültig aufklären, und auch den damaligen widerspruch hinterfragen ("Der grüne Transportminister François Bausch sagte gegenüber RTL bloß, dass er nichts sagen wolle. In laufende Sozialkonflikte mische man sich nicht ein als Regierung. Offensichtlich auch dann nicht, wenn der Staat eine Menge Kapital in dem Unternehmen stecken hat." )

JJ
22. Dezember 2023 - 10.18

"Von seinem Lohn muss man auch leben können und zwar hier und nicht in Bangladesch." (Volker Pispers-Kabarettist)