Samstag18. Oktober 2025

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Einäscherung für TiereEine würdevolle Alternative zur industriellen Verbrennung

Einäscherung für Tiere / Eine würdevolle Alternative zur industriellen Verbrennung
Schon seit Jahren ist es unter Tierliebhabern immer üblicher geworden, ihre vierbeinigen Gefährten nach dem Tod in einer Urne zu Hause aufzubewahren Foto: Laura Tomassini

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Ein letzter Marsch über die Regenbogenbrücke – so wird der Tod eines geliebten Tieres oft beschrieben. Wenn ein langjähriger Gefährte sein Herrchen für immer verlässt, bedeutet dies schweren Herzens Abschied nehmen und Trauer, die für viele fast so groß ist wie beim Verlust eines Menschen. Jean-Paul Schneider von „Association Animort“ und Claude Brachtenbach von der Firma „Crémando“ klären auf über die Möglichkeit einer würdevollen Einäscherung von vierbeinigen Freunden, denn die Zeiten der anonymen Verbrennung oder Beseitigung im Müll sind längst passé.  

Im Lauf der Jahre hat sich die Rolle von vierbeinigen Freunden innerhalb der Gesellschaft stark verändert. Während Tiere früher meist nur ihres Nutzens wegen gehalten wurden, sind sie heute fester Bestandteil zahlreicher Familien. Was tun also, wenn Floki, Luna und Co. ihren letzten Atemzug getätigt haben und der leblose Körper beim Tierarzt auf dem Untersuchungstisch liegt? Laut Gesetzeslage („règlement (CE) N°1069/2009“) müssen Tierkadaver in Luxemburg in der Regel durch direkte Verbrennung oder nach Verarbeitung durch Drucksterilisation beseitigt werden. Im Garten ein kleines Grab schaufeln ist dabei eigentlich nicht erlaubt, auch wenn eine besondere Genehmigung beim Landwirtschaftsministerium angefragt werden kann und wohl nur die wenigsten Nachbarn die Polizei rufen, wenn der Hamster mit Mini-Grabstein im Blumenbeet ruht.

Generell macht die Veterinärverwaltung (ASV) jedoch keinen Unterschied zwischen Tieren aus privater Haltung und jenen aus landwirtschaftlichen Zuchtbetrieben. Lediglich die Handhabung der „Beseitigung“ ist bei Haustieren anders als bei Kuh, Schwein und Huhn. Letztere werden durch ein belgisches Unternehmen eingesammelt und verbrannt, während Ersteren auf Wunsch der Besitzer eine individuelle oder kollektive Einäscherung zuteilwerden kann. Der Trend in den letzten Jahren liegt auch genau hier: Bei einer würdevollen Feuerbestattung in speziell dafür vorgesehenen Tierkrematorien. Bereits vor 15 Jahren hat sich in Luxemburg eine Art Syndikat gegründet, um ebendieser Möglichkeit Aufmerksamkeit zu schenken und darüber zu informieren.

Die Vermittlung zwischen Besitzer und Krematorium

„Die ‚Association Animort‘ wurde ursprünglich von einer Gruppe älterer Bürger gegründet, die selbst alle Tiere besaßen und nicht wollten, dass diese nach ihrem Tod in Schwanenthal gemahlen und zu Seife oder Schlacken verarbeitet würden“, erklärt Jean-Paul Schneider, Schatzmeister von Animort. Vor der Einführung von Tierkrematorien war es nämlich Usus, Tierkadaver in der Lorentzweiler „Schënnerei“, also einer Tierkörperbeseitigungsanlage, zu verbrennen. Diese Methode empfanden die Tierliebhaber um Animort-Präsidentin Marianne Hurt allerdings als untragbar und setzten sich so für die Einrichtung eines luxemburgischen Vierbeiner-Krematoriums ein. Erreicht hat die Vereinigung ihr Ziel bisweilen noch nicht – laut Staat mangele es für eine eigene Einrichtung an Nachfrage –, dennoch bleibt der Gründungsgedanke bestehen.

„Damals hatten wir rund 500 Mitglieder, heute sind es zwar nur noch 320, aber wir als Aktionsgruppe werden nicht müde, immer wieder beim Staat zu intervenieren und für unsere Forderung einzustehen“, erklärt Schneider. Er selbst ist langjähriger Haustierbesitzer und musste schon von mehreren Gefährten Abschied nehmen. „Meine Frau und ich haben bereits drei Golden Retriever bei ‚Cremanima Respect‘ im belgischen Sombreffe einäschern lassen. Das Krematorium nahe Charleroi wird von einem Mann betrieben, der selbst ein großes Herz für Tiere besitzt und seine Arbeit sehr professionell macht“, so der Animort-Schatzmeister. Der Luxemburger Verein fungiert dabei als Vermittler zwischen Besitzern und Krematorium: „Wir selbst geben den Leuten nur den Kontakt sowie Informationen weiter. ‚Cremanima‘ besitzt beispielsweise einen großen Ofen, in dem auch Pferde unzerteilt eingeäschert werden können. Für Reitfreunde ist allerdings das Krematorium ‚Westerhout‘ in Holland die Adresse Nummer eins.“

Jean-Paul Schneider hat bereits drei seiner Hunde in Belgien einäschern lassen und setzt sich mit dem Verein „Animort“ für ein Tierkrematorium in Luxemburg ein
Jean-Paul Schneider hat bereits drei seiner Hunde in Belgien einäschern lassen und setzt sich mit dem Verein „Animort“ für ein Tierkrematorium in Luxemburg ein Foto: Animort asbl

Eine Urne als Andenken ans Tier

Neben dem würdevollen Ende bietet eine spezielle Einäscherung den Besitzern jedoch vor allem eines: die Möglichkeit, eine Urne mit der Asche des Tieres als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Auf dem Landwirtschaftsportal sind zum Thema Tierbestattung zehn Unternehmen aufgelistet, die in Luxemburg die nötige Zulassung für die Abholung, den Transport sowie die Lagerung von Tierkörpern besitzen. Eines davon ist die Firma „Crémando“ aus Olm. Seit 2015 kümmert sich Gründer Claude Brachtenbach um die Vermittlung von Luxemburgs Haustieren an das deutsche Tierkrematorium „Cremare“ (früher „Osiris“) aus Polch. Ins Metier gerutscht ist der 43-Jährige eher zufällig, wie er verrät: „2011 bin ich auf das Mitarbeiterausschreiben von ‚Cremanilux‘ gestoßen und habe dort angefangen. Das Unternehmen wurde von einem Holländer geführt und ich sollte die Firma nach drei Jahren übernehmen.“ Als aus dem Plan nichts wurde, entschloss Brachtenbach, sich selbstständig zu machen.

Die Wahl für das Partnerkrematorium in Deutschland traf der 43-Jährige aufgrund der familiären Handhabung in Polch, denn auch er kennt die Trauer nach dem Tod eines Tieres. „Ich hatte selbst schon immer viele Haustiere und musste noch dieses Jahr einen meiner Hunde einschläfern lassen. Eine Einäscherung ist dabei eine Möglichkeit, die Erinnerung an das Tier auch danach noch bei sich zu haben“, so der Unternehmer. Auf skeptische Fragen mancher Privatleute, ob sie denn auch wirklich die Asche des eigenen Tieres zurückerhalten, weiß Brachtenbach leicht zu antworten: „Es besteht die Option, bei der Einäscherung dabei zu sein oder aber sich ein Foto des Tieres im Krematorium schicken zu lassen. Dafür wird es dann schön aufbereitet, mit Decke und Blumen beispielsweise. So hat man den Beweis, dass sich dem Tier korrekt angenommen wird.“

Ein Job mit Fingerspitzengefühl

Seine Arbeit macht der Besitzer von Crémando gerne, auch wenn die Gefühle seiner Kunden ihn nicht immer kaltlassen: „Wenn ich die Tiere beim Tierarzt abhole, dann geht es. Bei Privatleuten ist das manchmal schwieriger, viele erzählen mir von ihrem Tier oder zeigen mir Fotos. Einmal musste ich zu einer älteren Dame, deren 14-jähriger Hund gestorben war und die danach ganz alleine lebte. Als sie anfing zu weinen, sind bei mir auch die Tränen gekullert.“ Weil die Übergabe der Tiere oftmals viel Feingefühl benötigt, bietet die Firma einen 24-Stunden-Service an, in dem sowohl Beratung als auch Abholung des Tieres inbegriffen sind. Die Lagerung der Vierbeiner geschieht anschließend in einer speziellen Tiefkühlzelle in der Garage von Brachtenbachs Elternhaus in Olm. Hier warten durchschnittlich 20 bis 30 Tiere darauf, vom Krematorium abgeholt und eingeäschert zu werden.

Die Palette an Arten, mit denen Crémando bereits zu tun hatte, reicht dabei von Hund, Katze und Kaninchen bis hin zu Wellensittich, Schlange und Co. Nur Huf- und Klauentiere sind von der Einäscherung in Polch ausgeschlossen. Die Urnen bestellt Brachtenbach bei einem deutschen Hersteller, wer aber personalisierte Gefäße mit Foto, Datum oder Schriftzug haben will, der kann auch ein Produkt einer anderen Firma wählen. Doch egal unter welcher Form die pelzigen, gefederten oder geschuppten Tiere nach ihrem Tod wieder einen Platz im getrauten Heim finden, ein Trost ist die Einäscherung für viele Besitzer allemal. Denn auch wenn das tierische Familienmitglied die Zimmer nicht mehr mit freudigem Gebell oder Gezwitscher erfüllt: Der Anblick der dekorativen Urne bedeutet zu wissen, dass es nicht vergessen wird.

Hilfreiche Adressen im Internet

www.animort.lu, www.cremando.lu