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Jugendschutz„Eine traurige Generation mit glücklichen Bildern“: OKaJu stellt Jahresbericht 2024 vor

Jugendschutz / „Eine traurige Generation mit glücklichen Bildern“: OKaJu stellt Jahresbericht 2024 vor
Nicht alles okay, stellt der OKaJu fest Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Ombudsmann für Kinder und Jugendliche“ (OKaJu) berichtet der Chamber alljährlich von den dringendsten Problemen im Kinder- und Jugendschutz. Am Dienstag ging es um psychische Gesundheit, ignorante Behörden und die Gefahren von Smartphones, Tablets und Co.

Charel Schmit redet schnell. Wie üblich gibt es viel zu berichten und das Thema bringt es mit sich, dass eigentlich nichts davon ausgelassen oder verkürzt werden darf. Nicht zum ersten Mal präsentiert der luxemburgische Kinderrechtsbeauftragte dem Parlament die Ergebnisse seines Jahresberichts. OKaJu Schmit hastet durch die Strichpunkte, verweist auf diese und jene Erhebung, zitiert vorherige Berichte und schildert trotz alldem sehr eindrücklich, wie sich unterschiedliche soziale Missstände für betroffene Kinder und Jugendliche konkret auswirken.

50 Prozent fühlen sich „psychisch unwohl“

Der Erziehungswissenschaftler beginnt mit dem Stand der mentalen Gesundheit bei Luxemburgs Minderjährigen. Und der ist alarmierend. Nicht nur bei Jugendlichen sei der psychische Druck enorm, auch immer mehr Kinder litten unter mentalen Problemen. Laut Schmit fühlen sich bis zu 50 Prozent der Minderjährigen in psychischer Hinsicht unwohl, sie klagen über Kummer und Traurigkeit. Depressive Zustände nehmen drastisch zu, auch bei Grundschulkindern. „Am Lycée haben wir SePA-Strukturen, die bei vielen psychischen Problemen helfen, aber die haben wir an den Grundschulen nicht und sie fehlen“, sagt Charel Schmit und gibt das Wort weiter an Leonie, eine „Young Advisor“ des OKaJu. „SePAS“, der schulpsychologische Beratungs- und Orientierungsdienst an den weiterführenden Schulen habe jedoch auch seine Schwächen, viele Betroffene fühlten sich nicht ernst genommen. Und das, obwohl das Problem immer größere Ausmaße annehme. Zur Verbesserung der psychischen Gesundheit müsse das ambulante Angebot in der Fläche ausgebaut werden.

In meinem Umfeld gibt es immer mehr Menschen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Wir sind eine traurige Generation mit glücklichen Bildern. 

Leonie, Young Advisor beim OKaJu

Schlechter Zugang für benachteiligte Kinder

Vielen Minderjährigen bleibt der Zugang zu Hilfe verwehrt. Dies betreffe insbesondere Geflüchtete, Kinder mit besonderem Förderbedarf, Angehörige der LGBTQI und von Armut betroffene Kinder. Eine Erkenntnis, die bereits im April im Fokus des OKaJu stand. Der generelle Zugang zu Gesundheitsversorgung ist in Luxemburg für Kinder, die bereits benachteiligt sind, umso schlechter. Der Ombudsmann widmete diesem Thema im April einen Aktionsplan mit vielen Verbesserungsvorschlägen. Die Hauptaussage: Der Staat muss besonders vulnerable Kinder und Jugendliche dringend besser schützen. Ein weiterer junger Begleiter des OKaJu berichtet von seiner Zeit in einem staatlichen Kinderheim. Dort sei die mentale Gesundheit ein großes Problem. Von staatlicher Seite gebe es nur wenig Hilfe und Unterstützung. Das sorge für Misstrauen und das Gefühl, auf sich alleine gestellt zu sein.

Charel Schmit bekräftigt die Aussagen seines jungen Beraters. Noch immer werde bei behördlichen Entscheidungen zu wenig Wert auf die Folgen für betroffene Minderjährige gelegt. Es brauche ganzheitliche Kinderschutzsysteme innerhalb der Behörden. In der Justiz und der Verwaltung sollten Kinder viel stärker an Entscheidungen beteiligt werden, die sie betreffen. Grundsätzlich komme es laut Schmit dem Schutz der Kinderrechte in Luxemburg zugute, wenn der Staat sie als Bürger ernst nehme. Auch Minderjährige haben das Recht auf Rechtsinformation, Rechtsberatung und Rechtsbeistand — und zwar altersgerecht.

Kinderschutz im digitalen Zeitalter

Einen weiteren Schwerpunkt legt der OKaJu dieses Jahr auf den Kinderschutz in der digitalen Sphäre. Laut Schmit gibt eines von fünf Kindern an, Opfer von Cybermobbing geworden zu sein. Unbeaufsichtigte Screentime sei ein immer größeres Problem, es bestehe Suchtgefahr. Viele Kinder sagen selbst, dass sie zu lange online sind.

Aus Sicht des OKaJu besteht hier ein großes Defizit an elterlicher Fürsorge. Viele Eltern wissen selbst nicht um die Gefahren. „Es ist Zeit, den Kinderschutz ins digitale Zeitalter zu bringen“, fordert Charel Schmit. „Wir müssen ganz klare Normen in unserer Gesellschaft etablieren, damit Kinder nicht zu früh exponiert werden.“

Der Kinderrechtsbeauftragte fordert ein gesetzliches Mindestalter für die Benutzung von Tablets, Smartphones und Computern. Kinder unter drei Jahren sollten nicht mit einem Tablet spielen oder damit unterhalten werden, unkontrollierter Internetzugang sollte frühestens ab 15 Jahren erlaubt sein. Auch die Nutzung sozialer Netzwerke durch Kinder und Jugendliche bedarf dringender Regulierung, um langfristige Schäden zu verhindern. Schmit zieht hier den Vergleich zum Mindestalter bei Filmen. Auch hier könne der Staat die Einhaltung der Regeln nicht kontrollieren. Es gehe darum, der Gesellschaft einen Richtwert zu geben.

Die Sensibilisierung der Eltern wird für den OKaJU immer wichtiger. Durch Konferenzen und Informationsveranstaltungen will die Stelle für Kinderrechte zukünftig enger mit den luxemburgischen Eltern in Kontakt treten. Mit der direkten Einbindung von Kindern und Jugendlichen macht der OKaJu gute Erfahrungen, wie die beiden „Young Advisors“ am Dienstag unter Beweis stellen. Die konkreten Verbesserungen des Kinder- und Jugendschutzes sollen zu guter Letzt nicht unter den Tisch fallen.

Die Mobilität von behinderten Minderjährigen habe sich „massiv verbessert“, so Schmit, auch wenn es noch „Luft nach oben“ gebe. Eine positive Entwicklung zeige sich auch im Sport, wo sich die Vereine verstärkt dem Schutz von Kinderrechten widmeten.

Elisabeth
20. November 2024 - 22.54

Et ass effektiv héichst Zäit d'Kanner an Jugendlecher virun all Sorten vun Ecranen ze schützen. Spillsucht, Zäitverloscht, grouss Mangel un richteg sozial Kontakter, keen Kontakt méi mat der Natur an mat Saachen, déi een kënnen beruhegen. Dat alles kann bestëmmt net zu méi Wuelbefannen vun eiser Jugend féieren. An hinnen dann nach méi Ecranen (mat den Tabletten) an der Schoul ze ginn, fannen ech irresponsabel. Dat kann nëmmen zu nach manner Chanceglaichheet féieren,well die meescht Kanner, déi doheem dacks alleng sinn an ouni Kontroll andauernd kënnen virum Ecran sinn emol keng Chance méi hunn sech an der Schoul dovunner ze distanzéieren an ze befreien.