Donnerstag13. November 2025

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Steinfort„Eine Traumwelt, in der wir arbeiten“ – Wie Luca Turci mit „Eau de Pétrole“ einen Lebenstraum verwirklichte

Steinfort / „Eine Traumwelt, in der wir arbeiten“ – Wie Luca Turci mit „Eau de Pétrole“ einen Lebenstraum verwirklichte
Der Alfa Romeo gehört Luca Turci selbst Foto: Carole Theisen

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In einer kleinen alten Werkstatt in Steinfort werden Oldtimer nicht nur verkauft – hier wird Leidenschaft für vergangene Zeiten lebendig gehalten. Die Geschichte von „Eau de Pétrole“ zeigt, wie aus Kindheitserinnerungen ein einzigartiges Unternehmen entstanden ist.

Geschäftsleiter Luca Turci erinnert sich genau daran, wie alles begann: „Es hat alles mit meinem Vater angefangen. In den 90er Jahren hat er seinen ersten Oldtimer gekauft. Er wollte eigentlich einen Citroën, wie seine Freunde, aber dann hat er in einer Zeitungsanzeige einen Fiat entdeckt – genau das Modell, das auch mein Großvater gefahren hatte. Das war der Anfang.“

Diese erste Restaurierung, die über zehn Jahre dauerte, war mehr als nur ein Vater-Sohn-Projekt. Es war die Grundlage für etwas Größeres, das Luca über seine Kindheit hinaus begleitete: „Ich stand da, vier Jahre alt, mit der Taschenlampe oder Schleifpapier in der Hand. Das waren meine Aufgaben. Mit der Zeit durfte ich immer mehr machen, bis wir den Fiat komplett restauriert hatten.“

Dank dieser frühen, prägenden Erfahrungen hat Turci schon von klein auf davon geträumt, irgendwann mal in der Welt der Autos zu arbeiten. „Ich wollte Autodesigner werden“, erzählt er. „Ich habe schon als Kind gezeichnet.“ Doch seine Karriere nahm eine andere Richtung, als er während seines Studiums in Heidelberg die Chance bekam, bei Mercedes-Benz Klassik in Stuttgart ein Praktikum zu machen. „Es war wie ein Traum. Sechs Monate habe ich im Project Management mitgearbeitet, Teile und Lieferanten organisiert, alles für die Klassiker-Sparte.“

Auch die Erfahrung bei Ferrari, wo Luca später im Verkauf tätig war, konnte seinen Hunger nach Selbstverwirklichung nicht stillen. „Ferrari war mein Kindheitstraumjob. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal dort arbeiten würde. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich gefragt habe: ‚Was macht mich wirklich glücklich?‘ Mit 25 hatte ich sozusagen meine Midlife-Crisis“, sagt er mit einem Lächeln. „Ich wollte mehr als nur für jemand anderen arbeiten.“ Und dann kam gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Luc Müllesch, dessen Vater Constant Müllesch und seinem eigenen Vater Marco Turci die Idee auf, „Eau de Pétrole“ zu gründen – eine Conciergerie für Oldtimer, die weit über eine normale Werkstatt hinausgeht.

Die Liebe zu Oldtimern – ein Luxus?

„Es ist eine Traumwelt, in der wir arbeiten. Oldtimer sind ein Nischensegment, sie sind Luxusgüter. Aber sie sind auch mehr als das. Für viele Menschen ist der Besitz eines Oldtimers eine Erinnerung an ihre Kindheit, an besondere Momente.“

Es sind vor allem die persönlichen Geschichten, die die Arbeit von „Eau de Pétrole“ so besonders machen. „Ich hatte einmal einen Kunden, der einen Fiat suchte, den er vor drei Jahren auf einer Messe gesehen hatte. Er hatte nur noch ein altes Foto und eine Telefonnummer. Wir machten uns auf die Suche – es dauerte Monate, aber am Ende fanden wir den Fiat und überzeugten den damaligen Besitzer, ihn zu verkaufen. Solche Momente sind unbezahlbar.“

Doch die Liebe zu Oldtimern geht für Luca noch tiefer. Sie ist fast therapeutisch: „Wenn du einen schlechten Tag hast, steigst du in deinen Oldtimer, fährst durch die Straßen, und die Leute winken dir zu, sie lächeln, und sofort geht es dir besser. Es ist wie eine Therapie.“ Diese Leidenschaft möchte er an seine Kunden weitergeben: „Wir wollen den Leuten helfen, die Freude an diesen Maschinen zu bewahren.“

Die Nachhaltigkeit von Oldtimern – Ein Widerspruch?

Ein Thema, das Luca besonders am Herzen liegt, ist die Nachhaltigkeit von Oldtimern. Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich klingen, Autos, die Jahrzehnte alt sind, als nachhaltig zu betrachten. Doch Luca sieht das anders: „Diese Autos wurden damals gebaut, um lange zu halten. Viele von ihnen haben heute 300.000 Kilometer auf dem Tacho und laufen immer noch. Das ist Nachhaltigkeit in ihrer reinsten Form. Sie werden repariert, instand gehalten und nicht einfach weggeworfen.“

Der berühmte VW T1 – auch Bulli genannt
Der berühmte VW T1 – auch Bulli genannt Foto: Carole Theisen

Er betont, dass ein Oldtimer auch eine besondere Art der Wertschätzung für das Handwerk und die Ingenieurskunst vergangener Zeiten darstellt. „Man muss sich vor Augen führen, wie die Autos in den 50er und 60er Jahren gebaut wurden. Die Liebe zum Detail, die Qualität der Materialien – das gibt es heute kaum noch.“

Die Philosophie von „Eau de Pétrole“ spiegelt genau diese Werte wider: „Unsere Mission ist es, aus unserer Leidenschaft eine Plattform für andere zu machen, ihre Träume zu verwirklichen“, sagt Luca. Der Service der Firma geht weit über den An- und Verkauf von Fahrzeugen hinaus. Sie bieten eine umfassende Betreuung, von der Recherche nach seltenen Modellen über die Pflege und Restaurierung bis hin zur Organisation von Events. „Wir kümmern uns auch um die technische Überprüfung, Gutachten und den weltweiten Transport.“

In der Garage von „Eau de Pétrole“ stehen zurzeit die unterschiedlichsten Modelle. Ein makelloser VW T1, ein zum Camper umgebauter T3, der obligatorische VW Käfer, ein Porsche 911, ein seltener Toyota Celica aus den 70er Jahren, BMW, Alfa Romeo … – sie alle haben eines gemeinsam: „Diese Autos sind nicht für ein Museum gemacht. Sie sind dafür da, gefahren zu werden“, erklärt Turci.

„Es ist nicht einfach, jemanden zu finden, der sich wirklich mit Oldtimern auskennt und sie so behandeln kann, wie sie es verdienen“, gibt Turci zu. Aber genau hier liegt die Stärke von „Eau de Pétrole“: ein Netzwerk aus Experten, Mechanikern und Liebhabern, die gemeinsam daran arbeiten, diese Schätze der Vergangenheit in die Zukunft zu tragen.