Es gibt sie noch, die großen Rennen, die Tadej Pogacar nicht gewonnen hat. Wenig fehlt dem Radsport-Superstar in seiner beeindruckenden Bilanz, und keine Lücke in seiner Vita kratzt so am Ego wie Mailand-Sanremo. „Es ist das Rennen, das mich noch ins Grab bringen wird. Ich bin so nah dran, aber es ist so weit weg. Es ist unglaublich“, sagte Pogacar im Winter in einem Podcast und offenbarte seine Frustration.
„La Primavera“, die Fahrt in den Frühling, ist eines der unberechenbarsten Rennen im gesamten Kalender. Das erste Monument des Jahres hat den Ruf, einer der am leichtesten zu beendenden, aber am schwierigsten zu gewinnenden Klassiker zu sein.
Anders als bei der Flandern-Rundfahrt, Liège-Bastogne-Liège oder Paris-Roubaix fehlen in Norditalien die markanten Hügel oder Kopfsteinpflaster-Passagen. Mailand-Sanremo wird über Explosivität, Taktik und Rennintelligenz entschieden – und bietet Klassikerjägern wie Sprintern gleichermaßen realistische Siegchancen. Die enorme Länge von knapp 300 km – am Samstag führt der Kurs bei der 116. Ausgabe über 289 km von Pavia nach Sanremo – ist eine zusätzliche Herausforderung.
Traditionelle Schlüsselstellen
Pogacar war mehrfach dicht dran an einem Sieg, trotz großer Mühen reichte es bislang nicht. Im Vorjahr wurde der Weltmeister Dritter, 2023 war er Vierter, Fünfter im Jahr zuvor. In diesem Jahr soll endlich klappen, was ihm selbst in seiner Fabelsaison 2024, in der er unter anderem die seltene „Dreifach-Krone“ aus Giro d’Italia, Tour de France und Straßen-WM gewann, nicht gelungen war.
Die Form stimmt. Vor zwei Wochen gewann Pogacar souverän die Strade-Bianche und ließ sich dabei auch von einem heftigen Sturz nicht aufhalten. Vom Crash in der Toskana hat sich der Slowene erholt, versicherte Teammanager Joxean Fernandez von Pogacars Equipe UAE Emirates-XRG. „Er hatte nach seinem Sturz zwei Tage lang Schmerzen, aber es wird mit jedem Tag besser. Ich weiß nicht, ob er bei 100 Prozent sein wird, aber er wird es schon richten“, sagte Fernandez.
Traditionell wird die Entscheidung an den beiden Anstiegen Cipressa und Poggio eingeleitet. Pogacar wird hier aller Voraussicht nach eine Entscheidung erzwingen, um einen Zielsprint auf der Via Roma zu verhindern. Zur Seite steht ihm der erfahrene deutsche Helfer Nils Politt.
Im direkten Duell mit den endschnellsten Fahrern wie den früheren Weltmeistern Mads Pedersen und Mathieu van der Poel hätte Pogacar wohl erneut das Nachsehen. Ein Fragezeichen steht hinter Titelverteidiger Jasper Philipsen. Der belgische Top-Sprinter war am Mittwoch beim Eintagesrennen Nokere Koerse im Zielsprint gestürzt.
Filippo Ganna trägt die Hoffnungen der Gastgeber. Das Zeitfahr-Ass bewies zuletzt bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico seine starke Form. „Ich brauche eine perfekte Leistung, besonders am Ende, wenn du für jeden Fehler bezahlst“, sagte Ganna der Gazzetta dello Sport. Das gilt auch für Tadej Pogacar.
Geniets mit Freiheiten
Und die Luxemburger? Sowohl Kevin Geniets als auch Alex Kirsch kommen von einer sehr soliden Paris-Nice-Rundfahrt. Geniets beendete das Rennen zur Sonne als 25. und Kirsch verhalf seinem Kapitän Pedersen zum Gewinn des Grünen Trikots. Die Rolle von Kirsch wird sich am Samstag nicht ändern: Bei seiner dritten Teilnahme (40. Platz 2022 und 102. Platz 2024) wird er wieder voll im Dienst von Pedersen sein. Der Däne kennt das Rennen, nahm bereits dreimal teil und wurde dabei zweimal Sechster sowie im vergangenen Jahr Vierter. „Ich will ein Monument, egal welches“, sagte Pedersen in der französischen Sportzeitung L’Equipe. Bis jetzt hat der Weltmeister von 2019 noch keines der prestigeträchtigen Monumente gewinnen können.
Doch Kirschs Team Lidl-Trek hat gleich mehrere Karten, die es ausspielen kann. Neben Pedersen geht nämlich auch der Belgier Jasper Stuyven an den Start, der das Rennen 2021 gewinnen konnte. Und sollte es zu einem Massensprint kommen, kann sich sicher auch der Italiener Jonathan Milan Chancen auf einen Sieg ausrechnen. Der 24-Jährige hat in dieser Saison bereits sechs Siege feiern können, jeweils zwei bei der Volta a la Comunitat Valenciana (2. Pro), bei der UAE-Tour (2. UWT) und bei Tirreno-Adriatico (2. UWT). Die US-amerikanische Mannschaft kann also auf verschiedene Rennszenarien reagieren und geht daher ambitioniert in das Rennen.

Geniets und Groupama-FDJ nehmen hingegen eher eine Rolle als Außenseiter ein. Neben dem luxemburgischen Landesmeister starten Lewis Askey aus Großbritannien, Sven Erik Bystrom aus Norwegen sowie die Franzosen Romain Grégoire, Thibaud Gruel, Quentin Pacher und Clément Russo. Geniets wird in dieser Konstellation sicher seine Freiheiten bekommen und die Chance erhalten, ein Resultat herauszufahren. Geniets wird nun zum vierten Mal an dem Rennen teilnehmen, sein bestes Ergebnis erreichte er 2023 als 29.
De Maart
Dann gebt dem Jungen gleich den Pokal,dann brauchen die anderen sich nicht abzustrampeln. Wenn er nicht stürzt gewinnt er.