Eine Ausstellung in Lamadelaine erzählt die Geschichte der Stahlindustrie

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Bis einschließlich 2. Dezember findet in der „Maison de l’histoire An der Uecht“ in Lamadelaine eine Ausstellung zu der Geschichte der „Schmelz“ in Rodange statt. Organisiert wird sie von den Geschichtsfreunden der Gemeinde Petingen.

Von Marc Gatti

An allen kommenden Freitagen und Sonntagen kam man in den Räumlichkeiten des früheren Pfarrhauses Interessantes über das Hüttenwerk in Rodange erfahren. Neben Fotos, Erinnerungen, Zeitungsartikeln und sogar einer originalen Stechuhr können sich die Besucher auch Filme zu dem Thema anschauen. Bei unserem Besuch am Freitag waren neben der Sekretärin der Geschichtsfreunde, Eliane Polfer, auch die Vorstandsmitglieder Robert Reder und Josy Collette vor Ort. Vor allem Robert Reder konnte interessante Fakten und Anekdoten über die örtliche Schmelz zum Besten geben.

Luxemburg verdankt seiner mächtigen Stahlindustrie seinen Reichtum. Ab 1850 entwickelten sich hierzulande große Stahl- und Eisenwerke. So war das Land im Jahr 1929 der siebtgrößte Stahlproduzent weltweit. Dies alles kam dank der Entdeckung des Eisenerzes 1842 im Süden des Landes zustande. Die „Société anonyme des hauts-fourneaux de Rodange“ wurde 1872 von den Brüdern Charles und Jules Collart und Thomas Byrne gegründet. Der erste Hochofen wurde 1878 in Betrieb genommen, 1880 folgte ein zweiter. In den 1880er-Jahren erhielt das Unternehmen Konzessionen in der Walert-Mine (Rümelingen) und eine Mine in Ottange (Frankreich), ehe 1897 der dritte Hochofen in Betrieb genommen wurde.

In den 1910er-Jahren wurden die Hochöfen zuerst modernisiert und deren Anzahl wurde auf fünf erhöht. In den 1930ern nach dem Börsencrash benötigte die Firma Ougrée-Marihaye finanzielle Unterstützung und wurde gegen Ende dieses Jahrzehnts umstrukturiert. 1935 wurde die Abteilung „S.A. Minière und métallurgique de RodangeOugrée“ gegründet und 1936 als „S.A. Minière und métallurgique de Rodange“ wieder eigenständig. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage unter deutscher Kontrolle betrieben und 1944.

Schienen aus Rodange

1949 verfügte das Werk über fünf Hochöfen, vier Konverter, zwei Kupolöfen für Gusseisen und zwei für Ferromangan, mittlere (600 mm) und kleine (~350 mm) Walzstraßen, eine Gießerei, eine Mühle zur Verarbeitung von Schlacke und verschiedene Werkstätten auf einer Fläche von rund 300 ha (3.000.000 m2). 1950 wurde das Blühwerk elektrisch betrieben, in den 1950ern und 60ern wurden weitere Maschinen in elektrische Energie umgewandelt. Der LDAC-Prozess (grundlegende Sauerstoffstahlherstellung) wurde anstelle des Thomas-Prozesses eingeführt und weitere Modernisierungen sowie Verbesserungen vorgenommen. 1972 wurde das Unternehmen in „S.A. Métallurgique et Minière de Rodange“ umbenannt und 1973 fusionierte das Werk mit dem nahe gelegenen Stahlwerk in Athus.

Die Stahlkrise der 1970er-Jahre verursachte nicht nur die Schließung des Athus-Stahlwerks im Jahr 1977, sondern auch die Einstellung aller Bergbau-, Guss- und Stahlerzeugungsaktivitäten 1978 in Rodingen. Das Stahlwerk wurde jetzt von Torpedowaggons aus anderen Arbed-Stahlwerken beliefert. Seit den 1980ern hat hatte es sich auf die Produktion von verschiedenen Formen und Größen an Eisenbahn- und Tramschienen spezialisiert. Die Schienen aus Rodingen wurden u.a. bei der Startanlage der Ariane-Rakete im Raumfahrtzentrum Guayana bei Kourou verwendet. Aber auch die Schienen des zur Weltausstellung 1992 in Sevilla gebauten Hochgeschwindigkeitszuges zwischen Madrid und Sevilla aus dem Werk aus Rodingen stammen.


Drei Fragen an die ehrenamtliche Sekretärin Eliane Polfer

Worin bestehen die Hauptaktivitäten der Geschichtsfreunde der Gemeinde Petingen?

Nach unserem Umzug in die neuen Räumlichkeiten wurden alle Dokumente digitalisiert. Ganz stolz sind wir auf unsere eigenen Publikationen. Bereits acht Ausgaben sind bisher von den „Geschichtsfuerscher Gemeng Péiteng“ veröffentlicht worden. Wir arbeiten auch an Festschriften oder Ausstellungen, zum Beispiel bei Vereinsjubiläen, mit. So haben wir als Geschichtsfreunde unter anderem im Auftrag der Pfarrei das Buch „200 Joer Pâr Péiteng“ realisiert.

Woher kommen all die Bücher und Dokumente aus Ihren Archiven?

Wie Sie sehen, haben wir heute noch drei Bücher bekommen, die es jetzt heißt zu katalogisieren. Wir freuen uns auf jedes Dokument, das in Zusammenhang mit unserer Gemeinde steht. Falls wir ein Buch oder eine Broschüre zwei- oder mehrfach erhalten, haben wir eine Ecke, wo wir diese dann zum Verkauf anbieten. Der Erlös wird dem „Télévie“ gespendet.

Wie lange haben die Vorbereitungsarbeiten zu dieser Ausstellung gedauert?

Bedingt dadurch, dass wir eine ähnliche Ausstellung über die „Schmelz“ Rodange in Petingen organisierten, konnten die Vorarbeiten limitiert werden, und somit stand die Ausstellung innerhalb von sechs Wochen.