LiverpoolEin zweiter ESC-Sieg für Loreen – und viel Solidarität für die Ukraine

Liverpool / Ein zweiter ESC-Sieg für Loreen – und viel Solidarität für die Ukraine
Loreen aus Schweden jubelt nach ihrem Sieg beim Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC) Foto: Peter Kneffel/dpa

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Viele Menschen haben am Samstagabend gespannt nach Liverpool geschaut: der 67. Eurovision Song Contest fand in der M&S Bank Arena statt. Nach 2012 konnte Loreen ein zweites Mal den Sieg für Schweden holen. Viel Solidarität gab es zudem für die von Russland angegriffene Ukraine.

Der Sieger des Eurovision Song Contest heißt wieder einmal Schweden. Die Schwedin Loreen überzeugte mit ihrem hymnischen Song „Tattoo“ Jurys und Publikum und gewann den weltweit beachteten Musik-Wettbewerb nach 2012 schon zum zweiten Mal. Ein Gewinner des Abends ist aber auch die Ukraine, denn das von Russland angegriffene Land erntete beim ESC in Liverpool viel Solidarität.

Loreen reagierte erst einmal überwältigt auf ihren erneuten Erfolg. „Ich bin so froh und so dankbar“, sagte sie unter Tränen, als sie die ESC-Trophäe entgegennahm. In ihrer Pressekonferenz nach der Show machte die 39-Jährige deutlich, dass sie auch nach ihrem zweiten Sieg mit dem Thema ESC nicht unbedingt abgeschlossen hat. „Ich weiß nicht, vielleicht komme ich zurück“, sagte sie lachend. Loreen war vorab bereits als absolute Favoritin gehandelt worden. Und mit „Tattoo“ lieferte sie einen hymnischen und kraftvollen Song in bester ESC-Manier ab. Da konnte selbst der Finne Käärijä mit seinem originellen Auftritt ihr den Sieg nicht entreißen. Die Hamburger Dark-Rock-Band Lord of the Lost konnte überhaupt nicht oben mitmischen. Ihr Song „Blood & Glitter“ bekam nur 18 Punkte, das bedeutete für Deutschland wie im vergangenen Jahr den letzten Platz. 

Der Wettbewerb in Liverpool stand unter dem Motto „United by Music“. Und auch wenn die ESC-Ausrichter immer den unpolitischen Charakter des Song-Wettbewerbs betonen, dürfte damit nicht zuletzt Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine gemeint gewesen sein. Nach dem Sieg der ukrainischen Band Kalush Orchestra mit ihrem Song „Stefania“ 2022 hätte die Ukraine eigentlich dieses Jahr den ESC ausrichten dürfen. Der Krieg verhinderte dies, daher sprang Großbritannien ein – und würdigte die Ukraine gebührend.

Das Kalush Orchestra durfte die Show am Samstagabend eröffnen – und wurde dabei von britischen Künstlern wie Star-Komponist Andrew Lloyd Webber, Sängerin Joss Stone und dem ESC-Zweitplatzierten von 2022, Sam Ryder, unterstützt. Prinzessin Kate, die Frau des britischen Thronfolgers William, steuerte in der zunächst als Video eingespielten Version von „Stefania“ sogar einige Takte auf dem Klavier bei. Außer dem Kalush Orchestra traten auch andere ukrainische Künstler in der Eröffnungsshow auf. Auch ukrainische Flüchtlinge waren im Publikum und zwei der Moderatorinnen des Abends trugen Abendkleider in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb.

Überall in Liverpool wehten am Wochenende die blau-gelben Flaggen der Ukraine. „Es fühlt sich an wie zu Hause“, sagte die 25-jährige Ukrainerin Wasylyna Kindrat auf dem Weg zum ESC-Gelände. Sie hoffe auf einen Sieg, allerdings „nicht beim Eurovision Song Contest, sondern im Krieg“. Die 70-jährige Jenny Birchet hüllte sich aus Solidarität in blau und gelb. „Wir unterstützen die Ukraine, unsere Herzen bluten für sie“, sagte sie. Und der ESC sei „mehr ihrer als unserer“.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj durfte sich dennoch nicht beim ESC zu Wort melden – weil politische Äußerungen bei dem Wettbewerb nicht gestattet sind. Dafür veröffentlichten die Kulturminister der Ukraine und Großbritanniens, Olexander Tkatschenko und Lucy Frazer, vorab eine gemeinsame Erklärung. Sie warfen Russland einen „barbarischen“ Krieg vor. Aus ihrer Sicht aber kein Grund, sich die Freude am ESC verderben zu lassen. Vielmehr riefen die beiden Minister die Fans in aller Welt auf, sich ihre „Tanzschuhe anzuziehen“ und „dieses unglaubliche Spektakel zu genießen“.