Der Jubel war am vergangenen Mittwochabend im Casino 2000 in Mondorf riesig, als zuerst die Basketballnationalmannschaft der Damen und etwas später dann Tom Habscheid auf die Bühne gingen, um ihre Preise als Mannschaft bzw. Sportler des Jahres in Empfang zu nehmen. Ehrungen, die ein wichtiges Zeichen im luxemburgischen Sport sind, denn eine Damenmannschaft wurde seit 2016 nicht mehr ausgezeichnet, damals waren es übrigens die Tischtennis-Frauen. Dass ein Para-Sportler die Trophäe erhält, ist unterdessen sogar ein absolutes Novum in Luxemburg, das auch auf internationaler Bühne für Schlagzeilen sorgte.
Natürlich ist es nie einfach, Leistungen aus verschiedenen Sportarten und unterschiedlichen Disziplinen miteinander zu vergleichen. Da wären wir wieder beim klassischen Beispiel der Äpfel und Birnen. In diesem Fall Mannschafts- gegen Einzelsportler, Schwimmer gegen Bogenschützen, Reitsportler gegen Leichtathleten oder eben Para-Sportler gegen Athleten ohne Behinderung. Doch Fakt ist, dass Tom Habscheid in diesem Jahr ein beeindruckendes internationales Comeback hingelegt hat, sich zum wichtigsten Moment des Jahres in Topform befand und beim Höhepunkt der Saison, den Paralympics in Paris, seine Leistung voll und ganz abrufen konnte. Etwas, das nicht jedem der Nominierten in diesem Jahr gelang. Die Bronzemedaille von Habscheid war sicherlich einer der luxemburgischen Sportmomente des Jahres, der die Leute in den Bann zog, und deshalb ist die Auszeichnung, die er am letzten Mittwoch erhielt, auch absolut verdient.
Die Basketball-Damen ihrerseits besitzen realistische Chancen, sich im kommenden Februar für die Endrunde einer Europameisterschaft zu qualifizieren. Auch dies wäre ein historischer Moment in der luxemburgischen Sportgeschichte. Die Qualifikation, die sie bisher hingelegt haben, mit dem derzeitigen ersten Gruppenplatz, ist es jetzt schon. Es ist ein Zeichen, wie weit der luxemburgische Damensport mit der richtigen Förderung und Unterstützung kommen kann. Die Leistungsdichte war im Jahr 2024 bei den Damen auf jeden Fall größer als bei den Herren, wie auch das Ranking bei der Wahl der Sportlerin des Jahres zeigt: Mit Patrizia van der Weken, Jeanne Lehair und Marie Schreiber bewegen sich allein die Top drei derzeit in der (erweiterten) Weltspitze. Vor wenigen Jahren noch war die Anzahl an Nominierten bei den Damen wesentlich kleiner als bei den Herren. Viel ist seither passiert.
In einem Bereich gibt es dann allerdings doch noch einiges an Nachholbedarf, nämlich bei den Trainern. Seit der Preis des Trainers des Jahres im Jahr 2018 von sportspress.lu ins Leben gerufen wurde, hat es bisher noch nicht einmal eine Frau auf die Liste der Nominierten geschafft. Frauen, die Spitzenmannschaften oder Topathleten coachen, sind in Luxemburg nämlich immer noch eine Ausnahme. Eine solche ist zum Beispiel Élodie Martins, Meistertrainerin der Racing-Damen im Fußball. Ansonsten haben Trainerinnen, sogar in den höchsten Ligen des luxemburgischen Damensports, immer noch Seltenheitswert. Beim Inaps („Institut national de l’activité physique et des sports“) und den Verbänden ist man sich dieser Tatsache bewusst und versucht, Frauen durch verschiedene Projekte auch in diesem Bereich mehr und mehr zu fördern. Wie erfolgreich dies sein wird, werden vielleicht dann die Nominierungen in den kommenden Jahren zeigen.
De Maart

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