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LeserforumEin Wendepunkt für die katholische Kirche?

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Mit dem Tod von Papst Franziskus steht die katholische Kirche vor einem bedeutenden Einschnitt – nicht nur personell, sondern auch inhaltlich. Der verstorbene Papst hat viele wichtige Prozesse angestoßen, deren Zukunft nun offen ist. Besonders der synodale Weg, der weltweit zu mehr Dialog in der Kirche geführt hat, war ein Meilenstein. Er machte deutlich, wie schwierig es ist, universelle Regeln in einer Kirche umzusetzen, die so kulturell vielfältig ist wie kaum eine andere Institution.

Papst Franziskus hat sich bemüht, die Kirche stärker zu öffnen – auch geografisch. So wurden beispielsweise Luxemburg und andere Bistümer erstmals in der Geschichte mit einem Kardinal bedacht. Doch gerade diese Internationalisierung zeigt die Spannungen innerhalb der Kirche: Vom radikalen Traditionalismus bis zur progressiven Weltoffenheit reichen die Haltungen von Bischöfen und Gläubigen. Entsprechend ungewiss ist die Wahl seines Nachfolgers. Noch nie war ein Konklave so offen im Ausgang. Klar ist: Der neue Papst wird entscheidend darüber mitbestimmen, welchen Kurs die katholische Kirche künftig einschlagen wird.

Wird es einen Aufbruch in Richtung mehr Gleichberechtigung geben – besonders in der Frage der Rolle der Frau, der Sexualmoral oder des Umgangs mit Homosexualität? Oder wird sich erneut eine konservative Linie durchsetzen, wie sie in Teilen Afrikas oder Amerikas mehrheitsfähig ist? Gerade dort wächst die Kirche noch, während sie in Europa mit einem rapiden Bedeutungsverlust zu kämpfen hat. Doch auch das kann nicht das alleinige Kriterium sein. Wenn die Kirche weltweit bestehen will, muss sie nicht nur glauben, sondern auch gesellschaftlich anschlussfähig bleiben.
Gerade in vielen Ländern Europas wünschen sich viele Gläubige einen „Gefolgepapst“, der den von Franziskus eingeschlagenen Kurs weiterführt. Die Herausforderungen sind groß. Es geht nicht nur um Glaubensfragen, sondern um die Fähigkeit der Kirche, kulturelle Realitäten ernst zu nehmen. Gleichberechtigung darf zum Beispiel kein Randthema mehr sein. In vielen Ländern – nicht nur im Westen – erwarten die Menschen eine Kirche, die Frauen respektiert, die Vielfalt nicht ignoriert und sich als Teil der Gesellschaft versteht, nicht als Gegenwelt.

Ein junger Papst ist unwahrscheinlich – doch es braucht dringend eine jüngere Sichtweise. Die Spannungen zwischen der kirchlichen Führung und besonders jungen Menschen wachsen. Zu weit entfernt scheinen die Lebenswelten. Wenn die Kirche sich nicht weiter entfremden will, muss sie Brücken bauen. Der nächste Papst hat die Aufgabe, diese Spaltung nicht zu vertiefen, sondern den Dialog, den Franziskus begonnen hat, mutig weiterzuführen.

Den Kardinälen bleibt nur zu wünschen, dass sie bei ihrer Entscheidung die Zeichen der Zeit erkennen – und den richtigen Weg für die Zukunft der Kirche wählen.

fraulein smilla
27. April 2025 - 10.12

Europa ,wo die Kirchen ziemlich entleert sind ,ist schon lange nicht mehr das Zentrum des Katholizismus . Die afrikanischen Bischöfe , deren Kirchen noch sehr sehr gut besucht sind haben sich geschlossen gegen die Segnung von homosexuellen Paaren ausgesprochen . Kardinal Sarah aus Guinea gilt als der Antifranziskus und ist der Liebling aller Tradis .Irgendwie hat sich die katholische Kirche seit der Scholastik selbst zu Tode saekularisiert .