Mittwoch5. November 2025

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EditorialEin vielschichtiges Problem: Über die sinkenden Zuschauerzahlen im Luxemburger Sport

Editorial / Ein vielschichtiges Problem: Über die sinkenden Zuschauerzahlen im Luxemburger Sport
An ihnen liegt es nicht: Die „Mighty Minetter“, Fanklub des Basket Esch, sorgen nicht nur beim Pokalhalbfinale in der Coque für gute Stimmung Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Insgesamt 4.400 Zuschauer am Pokalwochenende der Basketballer im Gymnase der Coque, 2.576 Zuschauer am Sonntag an gleicher Stelle in der Arena für das CMCM-Meeting in der Leichtathletik. Was den Zuschauerzuspruch betrifft, war das letzte sicherlich ein erfolgreiches Sportwochenende in Luxemburg und eine willkommene Abwechslung zum inzwischen fast schon tristen Ligaalltag.

Denn während zu solchen Höhepunkten die Menschen in die Hallen strömen, kämpfen die Vereine bei normalen Meisterschaftsspielen inzwischen um jede einzelne Person. Nehmen wir als Beispiel den Basketball – auch wenn es bei Weitem nicht nur diesen Sport betrifft. Die Pokalhalbfinalspiele sind nämlich seit Jahren ein großer Erfolg und auch was das Endspiel betrifft, konnte man bei der FLBB in den letzten Jahren eine Kehrtwende einleiten. Inzwischen nähert man sich mit 4.500 Zuschauern wieder den Rekordzahlen der 2000er-Jahre an, als sogar mehr als 5.000 Zuschauer die Finalspiele in der Arena der Coque verfolgten. Auch die Entwicklung, die bei den Nationalteams stattfindet, dürfte die Verbandsverantwortlichen freuen. Die letzten Spiele der FLBB-Herren waren allesamt ausverkauft und auch bei den Damen, die etwa 2016 noch in Oberanven vor gerade einmal 150 Zuschauern gegen die Ukraine spielten, füllt sich die Coque immer mehr.

Es ist ein positiver Elan, der jedoch nicht in den Ligaalltag überschwappt. So kamen kurz vor Weihnachten gerade einmal 265 Zuschauer zum Topspiel zwischen Steinsel und Ettelbrück. Bei so manchen Begegnungen in dieser Saison zählten die Klubs sogar nicht einmal mehr 50 zahlende Leute. Viele im nationalen Basketball sehen in der Profiregelung und der dadurch mangelnden Identifikation mit dem Klub den Hauptgrund für diesen Zuschauerschwund. Denn spielten die Teams vor 15 Jahren noch mit einem Profispieler, erlaubt die Regelung derzeit zwei Profis und zwei weitere ausländische Spieler, die nicht als hauptberufliche Basketballer bei einem Klub angestellt sind. Doch die Gründe dürften vielschichtiger sein. Im Basketball spielen etwa zwölf Vereine in der höchsten Herrenliga, das sind quasi die Hälfte aller Teams. Vielleicht gibt es inzwischen einfach zu viele Begegnungen, die für Zuschauer schlichtweg uninteressant sind, weil es um nichts geht? Auch Liveübertragungen und eine veränderte Gesellschaft, die inzwischen mehr auf den Eventcharakter steht und lieber zu Sportveranstaltungen ins benachbarte Ausland fährt, könnten Gründe sein. 

Tatenlosigkeit kann man den Klubs allerdings nicht vorwerfen. Mit Cocktailbars oder abwechslungsreichen Essensangeboten, anstatt der traditionellen Brötchen oder der Bratwurst, versuchen sie, die Leute wieder in die Hallen zu locken. In Ettelbrück schenkten die Spieler sogar jedem Grundschüler der Gemeinde eine Eintrittskarte, mit der nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern kostenlos zum Spiel gegen Mamer Mitte Dezember kommen konnten. Eine Aktion, die übrigens einige genutzt zu haben scheinen, denn bei dieser Partie wurden immerhin 370 Zuschauer gezählt. Und auch der Verband, bei dem sich inzwischen eine Arbeitsgruppe mit dieser Problematik beschäftigt, hat erst am Donnerstag eine weitere Aktion vorgestellt, bei der Fans die Spiele ihrer Lieblingsmannschaft in ihren persönlichen Kalender hinzufügen können.

Es sind kleine Ansätze, doch es wird sicherlich mehr gebraucht, um den Blick wieder auf die nationalen Ligen zu richten. Denn wenn man aus der Corona-Pandemie etwas gelernt hat, ist es, dass niemand mehr vor leeren Tribünen spielen möchte.