Gegen den symbolischen Titel „Botschafter Luxemburgs“ hat Jean Muller nichts einzuwenden. Tragen würde er ihn nicht, aber dem Klischee des Banken- und Steuerparadieses mit Produkten zum Essen mit Rohstoffen aus Luxemburg etwas entgegenzusetzen, entspricht der Firmenphilosophie. Die Mullers als Müller können schon auf eine 300-jährige Geschichte zurückblicken.
Müller seit elf Generationen

CEO Jean Muller ist die elfte Generation im Beruf. Er macht zunächst einen Umweg, bevor er zum Mehlmahlen kommt. Nach einem Managementstudium an der „Faculté des hautes études commerciales“ (HEC) im schweizerischen Lausanne kehrt er nicht gleich zurück. In seinem ersten Job nach der Ausbildung berät er Firmen, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, für eine Schweizer Beratungsgesellschaft.
„Das war eine bewusste Entscheidung“, sagt er. „Ich habe so das Innenleben von Unternehmen kennengelernt“. Ende 2010 kehrt er zurück und hilft seinem Vater Edmond in Kleinbettingen. Er stellt schnell fest, es ist zu früh. Als ausgebildetem Kaufmann fehlen ihm die technischen Grundlagen für das Mühlengeschäft. Er geht wieder in die Schweiz zurück und macht eine weitere Ausbildung an der „Swiss School of Milling“ in St. Gallen.

Angehende Müller aus der ganzen Welt kommen dort zusammen, der Austausch tut ihm gut. Nach seiner Rückkehr 2012 steigt er endgültig in Kleinbettingen ein. Sein Vater ist im Rentenalter und begleitet den Sohn in der ersten Zeit noch als „graue Eminenz“. Damals gibt es gerade mal vier verschiedene Mehlsorten, welche die Mühle an weiterverarbeitende Unternehmen der Lebensmittelbranche liefert.
„Produit du terroir“ wichtig
Wie der Vater träumt auch der Sohn schon damals davon, Teil des „Produit du terroir“ im Land zu sein. Immer wieder fällt ihm bei stichprobenartigen Besuchen in Supermärkten auf: Das können wir auch. Vor 13 Jahren ist „regional“ noch eine Nische. Eine Pandemie später und mit damals unterbrochenen Lieferketten zur Lebensmittelversorgung liegt das Unternehmen damit voll im Trend.

Das Unternehmen surft gut auf der Welle. Ein Produkt nach dem anderen kommt seit 2020 unter dem Label „Le Moulin 1704“ auf den Markt. Die Verkaufszahlen sprechen für sich. Von den Teigwaren zu 100 Prozent aus luxemburgischem Hartweizen, Spaghetti, Penne oder Lasagneböden sind zwei Jahre später zwei Millionen Packungen verkauft. Die fünf Jahre lange Entwicklungsarbeit – es gibt 2015 keinen Landwirt im Land, der Hartweizen anbaut – hat sich gelohnt.
Eigenmarke mit Rohstoffen aus dem Land
Zuletzt kommen Müeslis aus luxemburgischem Hafer auf den Markt. Für CEO Muller entsprechen die kurzen Wege und die regionalen Wurzeln der Rohstoffe seinem Verständnis von „good common sense“. „Wir wollen zeigen, was hier alles möglich ist und was es gibt“, sagt er nicht ohne Stolz. Für die Endverbraucher im Supermarkt weitgehend unbemerkt, stellt Jean Muller das Unternehmen gleichzeitig auf eine breitere Basis.

Das Mahlen von rund 150.000 Tonnen angeliefertem Getreide, davon kommen 80 Prozent aus dem Ausland, ist nach wie vor das Kerngeschäft. Zur Unternehmensgruppe gehören 65 Filialen der Marke „Fischer“ mit Bäckereien und Cafés sowie die Herstellung von Rohstoffen für die vegane Ernährung am Standort Kleinbettingen als ein Weiteres. Mit inzwischen 1.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro rangiert das Unternehmen am oberen Rand der „kleinen und mittelständischen Unternehmen“ (PME) im Land.
„Traditioun vun hei“
Der Ansatz, Tradition mit Kreativität und Innovation zu vereinbaren, ist überall zu spüren. „Die Diversifizierung auf die verschiedenen Geschäftsfelder gibt uns Sicherheit und garantiert Langlebigkeit für unser Unternehmen”, sagt Jean Muller. Als Partner der heimischen Landwirtschaft ist dem Betrieb der Slogan „Traditioun vun hei” wichtig. Er ist gewollt und gerechtfertigt.

De Maart

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