Mittwoch26. November 2025

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Ein mörderischer Hotelier und sein Horrorschloss

Ein mörderischer Hotelier und sein Horrorschloss

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Der als H. H. Holmes bekannte Hotelier tötete mindestens neun Menschen, gestand 30 Morde und wird für 200 weitere verantwortlich gemacht. Es war aber nicht die Anzahl seiner Opfer, die Holmes seine zweifelhafte Berühmtheit brachte – es war die perfide Art und Weise, mit der er seine Opfer in Sicherheit wiegte, bis es zu spät war.

Ein Serienmörder mit falschem Namen…

Holmes war 1861 als Herman Webster Mudgett in New Hampshire geboren worden. Bis 1886 war aus dem jungen Mann bereits ein geübter Hochstapler geworden. Als er in diesem Jahr nach Chicago kam, änderte er, um einer Verurteilung für frühere Verbrechen zu entgehen, seinen Namen: Er wurde zu Henry Howard Holmes.

Ein Verbrechen war auch besonders hinterlistig: Holmes stahl Leichen aus der medizinischen Abteilung der Universität Michigan – diese verstümmelte er anschließend und behauptete dann, sie seien Unfallopfer, damit er Versicherungsgelder einheimsen konnte.

… und sein unheimliches Mörderschloss…

Kurz nach seiner Ankunft in Chicago begann Holmes als Apotheker zu arbeiten. Gleichzeitig zeichnete er erste Pläne für das, was später das Mörderschloss werden sollte. Das so genannte World’s Fair Hotel wurde für die World’s Columbian Exposition gebaut, eine mehrere Monate andauernde Veranstaltung in Chicago.

Die Baupläne bargen allerdings ein dunkles Geheimnis, eines, das nur Holmes kannte. Während der Bauarbeiten entließ Holmes immer wieder Arbeiter und behauptete, sie seien unzuverlässig und faul. Tatsächlich ging es ihm um etwas ganz anderes: Niemand außer ihm sollte den ganzen Bauplan des Hotels kennen.

…mit Falltüren, versteckten Treppen und Folterkammern…

Das seltsame Hotel hatte Treppen, die ins Nichts führten, und Türen, hinter denen sich nichts als Backsteinmauern verbargen. Manche Türen hatten einseitige Schlösser, die einrasteten, wenn die Türfalle von der richtigen Seite betätigt wurde. Das war aber noch nicht alles: Ein Raum war nur über eine Falltür erreichbar.

Die Zimmer waren fast alle schalldicht und mit Gasleitungen versehen, die von der anderen Seite der Wand bedient werden konnten. Manche Türen waren mit einer Art Alarm versehen, damit Holmes die Bewegungen seiner „Gäste“ verfolgen konnte. Im zweiten Stock gab es eine geheime Hänge-Kammer, die nur genau dafür verwendet wurde: um Holmes‘ Opfer zu hängen.

… ermordete in nur drei Jahren unzählige Menschen.

Das ganze Hotel war ein einziges tödliches Labyrinth. Seine Opfer konnte Holmes erhängen, erwürgen oder vergasen – oder er ließ sie in abgeschlossenen Räumen verhungern und verdursten. Die Leichen versteckte Holmes in einem falschen Lift oder in einem Metallschacht, der zum Keller führte.

Im Keller löste Holmes die Leichen seiner Opfer auf. Durch seine Verbindungen zur Pharmaindustrie konnte er sogar einige Knochen und Organe noch verkaufen. Den Rest löste er in großen Tanks, gefüllt mit Säure, auf. Zwischen 1891 und 1894 tötete Holmes eine unbekannte Anzahl Gäste im Hotel.

Bei einem Versicherungsbetrug flog er auf…

1894 verließ Holmes Chicago und ging nach Boston. Dort wurde er wegen eines anderen Falles, eines gescheiterten Versicherungsbetruges, bei dem ein Freund von ihm starb, festgenommen. Die Polizei sah die Verbindungen nach Chicago und betrat wenig später das erste Mal das Mörderschloss.

Dort fanden sie das Labyrinth aus Folterkammern und falschen Treppen sowie die Säuretanks im Keller. Seinen Methoden hatte es Holmes zu verdanken, dass keine Leichen gefunden wurden – aber vereinzelte Knochen, darunter der Schädel eines sechs bis acht Jahre alten Kindes, einen Stapel blutiger Frauenkleidung und Schmuck.

… doch wie viele er auf dem Gewissen hat,…

Die Polizei konnte Holmes mindestens neun Morde definitiv nachweisen. Holmes selbst gestand 30 Morde – einige seiner Opfer stellten sich später aber als sehr lebendig heraus. Großzügige Schätzungen anhand der Vermisstenanzeigen aus der Gegend rechnen mit mehr als 200 Opfern. Holmes selbst sagte über sich: „Ich wurde mit dem Teufel in mir geboren. Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich ein Mörder bin – genauso wenig, wie ein Dichter aufhören kann zu schreiben.“

Holmes wurde allerdings für den Mord an seinem Freund in Boston verurteilt und dafür am 7. Mai 1896 gehängt. 1914 beging Pat Quinland, der ehemalige Hausmeister des Mörderhotels, Suizid. Er hinterließ eine Nachricht: „Ich konnte nicht schlafen.“ Quinland wurde zwar von der Polizei befragt, aber schnell wieder auf freien Fuß gesetzt. Heute nimmt man an, dass Quinland wesentlich mehr über die grässlichen Taten seines Chefs wusste, als er damals zugab.

… ist bis heute nicht bekannt.

Große Teile des Mörderschlosses wurden 1895 bei einem Feuer zerstört. Ob die Brandstiftung Beweise vernichten sollte oder ein Racheakt gegen Holmes und seine Taten war, ist unklar. 1938 wurden auch die restlichen Mauern niedergerissen, und heute befindet sich auf dem Grundstück eine Post.

von Meret Steiger