Was soll „gut“ daran sein, wenn sich zwei Großverbrecher ein Stelldichein geben, um sich als Herren der Welt aufzuspielen? Wieso gibt der CEO einer medial hochgepushten Mafiosi-Show Vorschusslorbeeren? Während allenthalben das durchsichtige Alaska-Spektakel von Trump und Putin/Trutin und Pump mit größter Skepsis beobachtet wurde – die Vorausschau reichte von „Vor diesem Treffen muss einem grausen“ (Süddeutsche Zeitung) über „Treffen sich zwei Horrorclowns“ (ibidem), „Viel Wirbel um ein großes Nichts“ (Deutschlandfunk), „Widerlich. Beschämend. Und letztlich nutzlos“ (Die Zeit) bis zu „Das amerikanisch-russische Treffen in Alaska ist ein großer Fehler“ (Luxemburger Wort) –, fällt dem CEO nur ein, beflissen seine devote Zustimmung abzuliefern. Warum? Soll das irgendwie verschwommen staatsmännisch klingen? Will er sich bei Trump Liebkind machen? Liest er keine differenzierten Analysen in der internationalen Presse?
Den zweiten Teil des CEO-Kommentars – „denn wir wissen, dass Amerika ein mächtiges Land mit einem weltumspannenden Einfluss ist“ – kann man als Musterbeispiel der Vernebelung werten. Nur weil Amerika mächtig ist, soll es mit dem Prädikat „gut“ ausgezeichnet werden? Worauf beruht denn diese Macht? Wieso unterschlägt der CEO, dass die USA unter Trump längst zur Schaltstelle des allumfassenden Machtmissbrauchs geworden sind? Wie belastbar ist die liebliche Mär vom „weltumspannenden Einfluss“? Beruht dieser „Einfluss“ nicht seit Jahrzehnten auf einer endlosen Kette von dreckigen Kriegen, Einmischungen, Entmündigungen und Übergriffen? Warum verschweigt der CEO, dass Trump offenbar die Welt als Spielball begreift, den er nach Belieben mit seinen erratischen Zuckungen mal hierhin, mal dorthin tritt? Wieso verliert der CEO kein Wort über Trumps imperialistische Gelüste? Hat er nicht mitbekommen, wie rücksichtslos der Autokrat genau wie Putin nach anderen Nationen greift? Hat er vergessen, wie er Grönland, Kanada, Brasilien oder Mexiko mit erpresserischen Drohungen überzieht? Wieso ist ausgerechnet dieser politische Gewalttäter für den CEO eine Referenz? Könnte es sein, dass der CEO „Macht“ generell als „gut“ empfindet, weil er selber machtfixiert ist?
Weltpolitischer Wichtel aus Luxemburg
Der CEO begann sein Regierungsmandat bezeichnenderweise mit einem Fauxpas. Kaum im Amt, reiste er ohne jede Not nach Ungarn zum Gewaltherrscher Orban, um nach eigenem Bekennen mit ihm zu „reden“. Der Despot wird sich wohl ins Fäustchen gelacht haben, als ihm der weltpolitische Wichtel aus Luxemburg inbrünstig seine Aufwartung machte. Das einsame Vorpreschen des CEO war umso lächerlicher, als Orban gerade mit seiner Sabotage-Mentalität die gesamte EU zur Weißglut trieb und immer wieder bewies, dass mit ihm nicht zu reden ist. Dabei geht es nicht allein um Orbans starrköpfige und systematische Blockadehaltung. Über die politischen Zustände in Ungarn verlor der CEO kein Wort. Sein Credo „Man muss miteinander reden“ unterschlug die ganz reale Knebelung der ungarischen Gesellschaft, die vom „Reden“ längst drastisch abgeschnitten ist.
Einen weiteren Alleingang leistete sich der CEO, indem er den US-Vizepräsidenten Vance herzlich willkommen in Europa hieß. Auch hier läuft es einem kalt den Rücken runter, wenn man bedenkt, wofür dieser waschechte Faschist steht: Er fiel – ganz „his master’s voice“ – polternd über die Europäer her und beklagte pathetisch die mangelnde Meinungsfreiheit in den EU-Staaten. Wobei er unter Meinungsfreiheit nichts anderes versteht als die ungehemmte Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts. Wie kann es sein, dass der CEO diesen Demokratiefeind hofiert? Ist er sich nicht bewusst, dass sein öffentlicher Willkommensgruß alle Amerikaner brüskiert, die unter dem Terror der Trump-Administration zu leiden haben?
Soziale Kälte und Empathieunfähigkeit
Der Wort-Beitrag mit dem CEO-Kommentar trug den Titel „Luxemburg begrüßt Trumps Vorstoß in Richtung Putin“. Luxemburg? Wer oder was ist Luxemburg? Beansprucht der CEO für sich das Recht, allein und ohne Absprache im Namen Luxemburgs zu reden? Das verzerrt die politische Wirklichkeit und den laufenden Diskurs in unserem Land auf unzulässige Weise. Wen vertritt der CEO mit seinen flachen und oft genug opportunistischen Statements? Hält er seine diversen Einlassungen für unübertrefflich und unwiderlegbar? Nach der gewerkschaftlichen Großdemonstration gegen Sozialabbau wurde der CEO in einem RTL-Interview gefragt, ob er selber auch Fehler gemacht habe. Zweimal hakte die Journalistin nach, dreimal verweigerte der CEO die Antwort. Nein, er macht keine Fehler. Roma locuta, causa finita. Genau diese Haltung begründet jene merkwürdige Mischung aus sozialer Kälte und Empathieunfähigkeit, die dem CEO immer wieder angelastet wird. Mit seinem Duktus erinnert er an einen ergebenen Bankschalterbeamten, dem es erst gar nicht in den Sinn käme, die Macht der Bank zu hinterfragen.
Der CEO erweist sich als Staatslenker, der okkultiert und kaschiert, statt aufzuklären und die Weltpolitik kritisch aufzuarbeiten. Seine holzschnittartigen Einlassungen bewegen sich weit unter dem Niveau einer verantwortungsvollen Amtsführung. Dies kommt einer Verhöhnung aller denkfähigen Bürger gleich. Brauchen wir einen Regierungschef, der sich überheblich abkapselt, weil er glaubt, endlich im Kreis der „Mächtigen“ angekommen zu sein? Dies ist keine ausreichende Grundlage für ein Regierungsamt. Ein übergroßes Ego taugt nicht als politische Agenda. Inzwischen vertreten zum Glück ein paar couragierte Parlamentarier und Akteure der Zivilgesellschaft offensiv das Meinungsspektrum Luxemburgs. Sie liefern wenigstens profilierte Standpunkte und Diskussionsbeiträge. Und zeigen dem abgehobenen CEO die Rote Karte.

De Maart
Nando/
Kurz und schluessig !
Dem ist nichts hinzuzufuegen...
Grossartig analysiert Herr Rewenig.....in Luxemburg ist es kalt geworden mit diesem CEO und seiner unfähigen Regierung
"beflissen seine devote Zustimmung abzuliefern."
H. Guy, beruhigen Sie sich, diese Zustimmung vom CEO wird nicht gehört. Meinen Sie wirklich Donald würde das Ländchen und seinen CEO kennen?
Was der Luxemburger CEO so ueber die weltpolitik redet duerfte ohnehin ausserhalb unserer grenzen kaum interesse erzeugen.
Ausserdem leuchtet nicht wirklich ein varum das von manchen gescholtene treffen in Alaska grausiger oder nutzloser sein soll als das status quo ,wobei der krieg einfach so weiterlaeuft bis in einigen monaten oder jahren vielleicht einer der kontrahenten aufgibt.