Donnerstag23. Oktober 2025

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MedizinEin Luxemburger Forscher arbeitet in Japan an der Regeneration menschlicher Organe

Medizin / Ein Luxemburger Forscher arbeitet in Japan an der Regeneration menschlicher Organe
Yann Pretemer gibt Erbgroßherzog Guillaume Einblicke in seine Forschungsarbeit Foto: SIP/Emmanuel Claude

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Der Luxemburger Yann Pretemer forscht an der renommierten Kyoto-Universität. Der Bioinformatiker arbeitet dort am CIRA-Institut (Center for iPS Cell research and application) und hat anlässlich des Besuchs von Erbgroßherzog Guillaume ein paar Einblicke in seine Arbeit gewährt. Für die Zukunft würde sich der 34-jährige Holzemer über Kooperationen seines Institutes mit Luxemburg freuen.

Wie kommt man als Luxemburger an die Kyoto-Universität?

Das war eine ziemlich spontane Entscheidung. Ich hatte eigentlich nur eine abstrakte Vorstellung vom Land, eben das, was man in Luxemburg so über Japan hört, dass sie sehr viel arbeiten und so weiter. Ich habe im Lycée (Pretemer besuchte das Athénée, d.Red.) angefangen, Japanisch zu lernen, einfach nur so als Hobby. Das war zu der Zeit, in der Professor Yamanaka auch den Nobelpreis für die Entdeckung der iPS-Zellen erhielt, und ich dachte mir, dass Japan ein gutes Umfeld sein muss, um in der Forschung zu arbeiten. Und mittlerweile bin ich schon eine ganze Weile hier.

Was versteht man unter iPS-Zellen (induzierte pluripotente Stammzellen)?

Es sind Stammzellen, die aus gewöhnlichen Körperzellen von erwachsenen Menschen erstellt werden und später zu Zellen irgendeines Organs, sei es Herzzellen, Gehirnzellen oder Nierenzellen zum Beispiel, wieder umfunktioniert werden können. Wir versuchen dann Anwendungen für die iPS-Zellen in der regenerativen Medizin zu finden.

Nicht nur Symptome bekämpfen

Sie arbeiten an dem Ort, an dem die iPS-Zellen entwickelt wurden. Können Sie kurz erläutern, welchen Nutzen iPS-Zellen in der Medizin haben?

iPS-Zellen haben sehr viele Funktionen. Sie helfen dabei, ein Grundverständnis der Entwicklung des Menschen zu erlangen. Medizinisch kann man mit IPS-Zellen eigentlich Zellen von allen möglichen Organen herstellen. Das ist ein großer Schritt für die regenerative Medizin, da man geschädigtes oder erkranktes Gewebe oder Organe erneuern kann, anstatt lediglich Symptome zu bekämpfen.

Der 34-jährige Yann Pretemer kam vor zwölf Jahren fürs Studium nach Japan und ist seitdem geblieben
Der 34-jährige Yann Pretemer kam vor zwölf Jahren fürs Studium nach Japan und ist seitdem geblieben Foto: SIP/Emmanuel Claude

Woran forschen Sie persönlich hier im CIRA?

Mein Forschungsgebiet ist der Thymus, ein kleines Organ oberhalb des Herzens. Es ist nicht so bekannt, aber spielt eine sehr wichtige Rolle für das Immunsystem. Hier werden nämlich T-Zellen, eine spezifische Gruppe der weißen Blutkörperchen, produziert. Mit dem Alter, eigentlich schon ab 20 bis 30 Jahren, wird der Thymus kleiner und funktioniert nicht mehr so wie in jungen Jahren. Das ist auch der Grund, wieso wir im Alter anfälliger für Infektionskrankheiten, aber auch für Krebserkrankungen sind. Wir versuchen, den Thymus mithilfe von iPS-Zellen zu regenerieren.

Wir hoffen nun, dass wir diese in Zukunft irgendwann transplantieren können

Yann Pretemer, Bioinformatiker

Wie kann man sich das vorstellen?

Wir haben eine neue Methode in unserem Labor entwickelt, mit der wir iPS-Zellen in sehr effiziente Thymus-Zellen umwandeln können. Wir hoffen nun, dass wir diese in Zukunft irgendwann transplantieren können.


Mehr zur Wirtschaftsmission in Japan:

– Stammzellenforschung und Weltausstellung: Der Tag von Erbgroßherzog Guillaume in Osaka

– Wieso Luxemburg eine Kooperation mit der Universität von Kyoto anstrebt


Können Sie sich vorstellen, irgendwann mal nach Luxemburg zurückzukehren?

Ich bin noch nicht ganz sicher. Das wird die Zukunft zeigen. Momentan bin ich immer noch gerne in Japan. Ich habe aber auch gehört, dass es in Luxemburg immer mehr Forschungszentren gibt, wie das LCSB zum Beispiel (Luxembourg Center for Biomedicine, d.Red.). Die Entwicklung von Luxemburg als Forschungsstandort interessiert mich schon. Ich würde eine Rückkehr nicht ausschließen, aber momentan bin ich noch sehr glücklich hier.

Gibt es denn bereits Kooperationen mit Luxemburg?

Noch nicht wirklich. Wir hatten zwar schon Professoren aus Luxemburg, die uns hier besucht haben. Ich selbst war auch schon einmal beim LCSB, aber eine konkrete Zusammenarbeit an einem Projekt gibt es noch nicht. Aber hoffentlich können wir das bald ändern.