Ein Kettendefekt kostete Andy Schleck gestern in Bagnères-de-Luchon das „Maillot jaune“. Er traf 39 Sekunden nach Alberto Contador im Ziel ein und hat nun 8″ Rückstand auf den spanischen Toursieger von 2007 und 2009. Die Etappe gewann der französische Meister Thomas Voeckler.
Aus Bagnères-de-Luchon berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsportexperte Petz Lahure (P.L.)
Der 32-jährige Voeckler (geb. am 22.6.79) schüttelte am Col de Balès seine neun Fluchtgefährten ab und kam zum 23. Profisieg in seiner Karriere. Bei der Tour de France feierte er seinen zweiten Etappensieg. Vor sechs Jahren hatte Voeckler sich in die Herzen der französischen Radsportfans gefahren, als er in der 5. Etappe das Gelbe Trikot überstreifte und es während zehn Tagen verteidigte. Insgesamt gewannen die Franzosen schon 5 Etappen bei der Tour 2010. Zuletzt machten sie es nur 1979 besser (6 Siege).
Im Zeitraffer
15. Etappe von Pamiers nach Bagnères-de-Luchon (187,5 km). U.a. vier Bergwertungen (Côte de Carla-Bayle, 4. Kat., bei km 30, Col de Portet-d’Aspet, 2. Kat., bei km 105, Col des Ares, 2. Kat., bei km 126,5, Port de Balès, HC-Kat., bei km 166) und zwei Zwischensprints. Start um 12.23 Uhr, geplante Ankunft um 17.16 Uhr. Effektive Ankunft: 17.15 Uhr. 175 Fahrer am Start. Erste Ankunft in Bagnères-de-Luchon.
Fedrigo und Hunt. Die meisten Punkte in der ersten Steigung gehen an Pierrick Fedrigo (Bouygues) vor Thor Hushovd (Cervélo) und … Alessandro Petacchi (LampreA. Schleck:
Die Abstände
Alberto Contador (1.) -0:08
Andy Schleck (2.)
Samuel Sanchez (3.) +1:52
Denis Menchov (4.) +2:05
Jürgen van den Broeck (5.) +3:31
Robert Gesink (6.) +4:53
Levi Leipheimer (7.) +5:17
Joaquin Rodriguez (8.) +5:37
Alex. Vinokourov (9.) +7:04
Ryder Hesjedal (10.) +7:43
Roman Kreuziger (11.) +7:50
L.L. Sanchez (12.)+8:11
Carlos Sastre (13.) +8:53
Ivan Basso (14.) +9:07
Cadel Evans (22. ) +16:08
Bradley Wiggins (23.) +17:36
Lance Armstrong (31.) +40:23
Damiano Cunego (40. ) +55:33 ). Bei der Sprintwertung in Clermont fährt Jeremy Hunt (Cervélo) vor Christian Knees (Milram) und Jérôme Pineau (Quick Step) über die Linie.
Sehr schnell. Das Tempo im Peloton ist sehr hoch. Trotz „gewelltem“ Terrain wird die erste Stunde mit einem Mittel von 47,5 km/h zurückgelegt. Angriff folgt auf Angriff. Als der Franzose Nicolas Vogondy ausreißt, teilt sich das Feld. Vorne bleiben 26 Fahrer. Bald aber ist das Peloton wieder kompakt.
10 Mann in Front. Nach 95 km bleibt endlich eine Ausreißergruppe zusammen. Zehn Fahrer haben sich abgesetzt: der Däne Brian Vandborg (Liquigas), der Australier Luke Roberts (Milram), der Belgier Johan Van Summeren (Garmin), der Russe Sergei Ivanov (Katusha), die Italiener Francesco Reda (Quick Step) und Alessandro Ballan (BMC), der Spanier Aitor Perez (Footon), sowie die Franzosen Lloyd Mondory (Ag2R), Sébastien Turgot und Thomas Voeckler (beide Bouygues). Sie ersteigen zusammen den Col de Portet d’Aspet. Die Bergwertung geht an Thomas Voeckler vor seinen Landsleuten Sébastien Turgot und Lloyd Mondory.
Gedenken an Casartelli. An der Westrampe des Portet d’Aspet erinnert ein weißes Denkmal, das ein Rad nebst der olympischen Flagge zeigt, an den Italiener Fabio Casartelli. Vor 15 Jahren, am 18. Juli 1995, auf der 15. Etappe zwischen Saint-Girons und Crêtes du Lys, wurde der Olympiasieger von Barcelona bei der Abfahrt in einen Massensturz verwickelt. Er schlug mit dem Kopf auf eine Straßenbegrenzung aus Beton auf und erlag im Krankenhaus von Tarbes seinen schweren Verletzungen. Bei diesem Massensturz verletzten sich ebenfalls der Deutsche Dirk Baldinger (Sohn des Luxemburger Nationaltrainers Bernhard Baldinger), der sich das Becken brach, der Italiener Dante Rezze und der Belgier Johan Museeuw.
Großer Vorsprung. Thomas Voeckler überquert auch den Col des Ares als Erster. Ihm folgen Sébastien Turgot und Brian Vandborg. Der Vorsprung der Zehnergruppe wächst schnell an. Am Fuße des Port de Balès beträgt er 10’45“. Der letzte Berg ist die schwerste Prüfung an diesem Tag. Auf 19,3 km geht es mit durchschnittlich 6,1 Prozent nach oben. Auf den ersten neun km ist der Port de Balès relativ leicht mit maximal 7,4, meist aber so um die vier Prozent. Danach gibt es Rampen von mehr als zehn bis maximal 11,1 Prozent.
Andy im Pech. Die Saxo-Bank-Fahrer leiten ihren Leader die ersten Rampen hinauf. Dann ergreift der „Chef“ selbst die Initiative. Andy Schleck erhöht das Tempo, doch bleiben Contador, Mentschow, Van den Broeck und S. Sanchez am Hinterrad des Luxemburgers. Anderthalb Kilometer vor dem Gipfel passiert dann das Unglaubliche: Andy Schleck greift zum richtigen Zeitpunkt erneut an. Nur Alexandre Vinokourov kann ihm einigermaßen folgen, Contador dagegen ist distanziert. Doch dann stoppt ein Kettenabsprung Schlecks Versuch. Er muss zweimal absteigen, und ehe das Ganze wieder im Lot ist, sind Contador und Co. auf und davon. Oben auf dem Gipfel beträgt der Rückstand von Andy 27 Sekunden auf die Gruppe Contador. In Front liegt der Franzose Thomas Voeckler, der sich im Anstieg von den Ausreißern abgesetzt hat.
Voeckler gewinnt. Bis ins Ziel bleiben 21,5 km zu fahren. Thomas Voeckler kann nicht mehr eingefangen werden. Er feiert in Bagnères-de-Luchon den 5. französischen Etappensieg bei dieser Tour. Hinter ihm klassieren sich Alessandro Ballan und Aitor Perez, während die Gruppe mit Contador (7.) auf 2’50“ folgt. Andy Schleck wird 12. auf 3’29“ und rutscht im Generalklassement auf Platz 2 mit 8″ Rückstand auf Contador.
P.L.
De Maart
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