Tageblatt: Die neue App von Météo Boulaide belegt den ersten Platz im Apple Store und den zweiten im Google Play Store in Luxemburg. Hat Sie das überrascht?
Philippe Ernzer: Als wir damals die App das erste Mal herausgebracht haben, waren wir auch ein paar Tage lang auf Platz eins im Store. Und ich habe mir gedacht: Okay, wir schauen, ob wir es diesmal noch einmal schaffen, denn das ist ja schon ein paar Jahre her. Und ja, tatsächlich, wir sind jetzt schon seit über 48 Stunden auf Platz eins, und das ist schon ordentlich. Ich bin froh, dass die Leute immer noch da sind und dass wir nach so vielen Jahren endlich mein Versprechen halten konnten. Damals hat verschiedenes nicht geklappt. Und jetzt geht endlich alles so, wie es soll, wofür ich extrem dankbar bin.
Was ist neu? Was kann die App, was andere nicht können?
P.E.: Die alte App hatte einfach so eine Tabelle, wo man das Wetter allgemein für Luxemburg gesehen hat. Da war kein konkreter Ort festgelegt. Wir haben aber gemerkt, dass ein Layout mit Luxemburg-Karte und verschiedenen Icons an verschiedenen Orten mit individuellen Werten definitiv machbar ist. Das gefällt den Leuten, weil sie sich besser mit ihrer eigenen Gegend identifizieren können. Diese Karte springt einem auch sofort ins Auge, wenn man die App öffnet. Die, die es etwas genauer wissen wollen, können auch die Beschreibung lesen – es gibt vier verschiedene Tageszeiten mit eigenen Textbeschreibungen. Dann haben wir auch, was gleich geblieben ist: Artikel über die meteorologische Lage hier im Land, aber auch international, wenn etwas Heftiges passiert.
Was ist die wichtigste neue Funktion?
P.E.: Das wichtigste Tool ist unser Warnsystem, SkyWatch. Das ist ein einzigartiges System für Luxemburg. Unsere App wurde von einem Entwicklerteam gemacht, aber SkyWatch habe ich selbst programmiert. Wir arbeiten seit zwei Jahren daran. Der Zweck ist, dass es hyperlokal warnt. Das heißt: Wir warnen nicht einfach für Norden oder Süden von Luxemburg, sondern wir können – zum Beispiel bei einem Gewitter – basierend auf der Gewitterzelle sagen, wohin sie zieht, wie stark sie ist, und wann sie eine bestimmte Intensität erreicht. Dann warnen wir alle Leute, die im Zugweg der Zelle liegen. Und sobald die Warnung aktiviert ist, bekommen nur diese Leute eine Push-Nachricht aufs Handy – dann wissen sie: Okay, da ist was unterwegs. Damit umgehen wir auch das Problem, dass man sagt: Es wurde gewarnt, aber nichts ist passiert – oder es war blauer Himmel. Denn traditionell werden Warnungen Stunden im Voraus ausgegeben. Das ergibt bei Gewittern wenig Sinn, weil sie kleinräumig sind. Mit unserem Tool lösen wir dieses Problem.
Wo stammen die Daten für die Wetterprognosen her?
P.E.: Die Prognosen funktionieren immer noch genauso wie früher. Ich habe in all den Jahren, in denen ich das mache, gelernt, wie man eine Prognose erstellt. Es gibt verschiedenste Wettermodelle, und die haben auch ein bisschen ihren eigenen Charakter. Bei manchen weiß man: Okay, wenn das 25 Grad zeigt, sind es eigentlich 27. Bei anderen zieht man lieber 3 Grad ab. Das ist, als wären es Personen, die man in- und auswendig kennt. Man versucht, einen gemeinsamen grünen Zweig zwischen den ganzen Modellvarianten zu finden. Und dann kommt natürlich die eigene Erfahrung dazu. Aus dieser Mischung – aus Erfahrung plus Daten direkt aus dem Computer – entstehen im Grunde die Prognosen. Die haben einen einzigartigen Charakter, den es sonst nirgends gibt.
Was war Ihnen bei der Entwicklung besonders wichtig? An wen richtet sich die App?
Criss Steichen: Im Grunde haben wir am Anfang bei der alten App gemerkt, dass wir sehr viel auf die Artikel gesetzt haben. Aber die meisten Leute – vor allem die etwas Jüngeren – gehen auf eine Wetter-App, um zu schauen, wie das Wetter wird. Das hat ein bisschen gefehlt. Der ganze Rest ist sozusagen Bonus.
Binden Sie Ihre Community in die App ein?
P.E.: Ganz neu ist ein spezielles Tool, der „Wiederfräsch“. Da können Leute eigene Wettermeldungen machen – mit Foto, Symbol, kleiner Beschreibung. Wir posten das dann auch auf Facebook. Die Leute bekomme einen eigenen Post, und wir erhalten gleichzeitig wichtige Infos, die vielleicht sogar unsere Gewitterprognosen verbessern oder uns sonst irgendwie helfen können.
C.S.: Die Idee kam eigentlich daher, dass wir bei Gewitterlagen oder Schnee Hunderte Fotos geschickt bekommen – was super cool ist und uns auch hilft. Dann haben wir uns gedacht: Okay, wenn schon so viele Leute uns Fotos schicken wollen, dann machen wir so eine Mini-Plattform – eigentlich ist es ein bisschen wie ein soziales Netzwerk – wo die Leute ihre Sachen direkt posten können. Ich denke auch, dass wir das in einem zweiten Schritt noch etwas ausbauen – dass Nutzer vielleicht auch liken oder kommentieren können.
Was steht als Nächstes an?
C.S.: Wir wollen Météo Boulaide noch ein bisschen mehr öffnen. Wir haben die internationale Community noch nicht ganz erreicht. Dabei gibt es in Luxemburg sehr viele Nicht-Luxemburger. Ich glaube, da können wir uns noch viele Türen öffnen.
De Maart

Tolle Meteorologen : mit mehr Herz und Verstand!