Von vielen Seiten wurde Camille Gira für seine aufrechte Haltung und sein konsequentes Handeln in verschiedenen Bereichen gedacht.
Von Jean Lichtfous und Serge Kollwelter
Ein Feld wurde weniger erwähnt: sein Bemühen um das Zusammenleben der Bürger dieses Landes, und dies unabhängig von der Person und dessen Pass oder Ursprung. So griff er als erster Bürgermeister die Idee eines kommunalen Integrationspaktes auf und erweiterte ihn sogar auf die Laedergruppe West. Als Abgeordneter initiierte er am 27. Januar 2011 eine Entschließung, welche von der gesamten Abgeordnetenkammer angenommen wurde, außer den vier Ewiggestrigen. Dieser Antrag befand nach den 2011er Gemeindewahlen,
„d’analyser le déroulement de ces élections et de rediscuter les dispositions relatives au délai de résidence en vue de le réduire“.
Ja, wir wissen das Referendum von 2015 kam daher mit seinem eindeutigen NEIN zum sogenannten Ausländerwahlrecht. Bei Camilles Vorschlag handelte es sich aber um die Gemeindewahlen und nicht um die Wahlen zur Abgeordnetenkammer.
Leider haben die 56 Abgeordneten ihre eigene Entschließung nie umgesetzt. Gibt es jetzt nach dem Tode von Camille Gira noch Politiker, die sich trauen, zu ihrer Abstimmung von damals zu stehen und somit ihre Trauer und ihr Beileid in Handeln umzusetzen?
Es sieht momentan nicht danach aus, dass wir wie in Belgien (einziger Vergleich, weil auch dort Wahlpflicht ist) die Residenzklausel abschaffen. So sagte doch ein einflussreicher Abgeordneter vor ein paar Wochen: „Dir wiermt al Kamellen op.“
Dabei gilt für Luxemburger, welche zum Beispiel zehn Jahre in New York lebten und zwei Wochen vor den Gemeindewahlen ins Großherzogtum umziehen, bekanntlich auch keine Residenzklausel.
Allgemeines kommunales Wahlrecht: bald Praxis oder weiterhin Wunschdenken?
De Maart
Der leider allzu früh verstorbene Camille Gira war einer der wenigen Politiker unserer Zeit, die durch ihr Handeln überzeugen konnten. Er sagte das, was er dachte und tat das, was er sagte. Er war ein echter " Grüner " von der ersten Stunde an, er setzte sich unermüdlich für Natur und Umwelt ein, ohne den Menschen dabei zu vergessen. Volksvertreter seines Schlages, Idealisten, die sich einer Sache verschreiben und sich dann konsequent um deren Verwirklichung bemühen, sind rar gesät. Man hat den Eindruck, dass heuer eher Opportunismus und Karrierismus angesagt sind. Camille Gira war eine Ausnahme, möge er den kommenden Generationen als Vorbild dienen! In unserer Politlandschaft wird er schmerzlich vermisst.