KirchbergEin Fest der Verbundenheit jenseits aller Grenzen: 40. Auflage des „Festival des migrations“

Kirchberg / Ein Fest der Verbundenheit jenseits aller Grenzen: 40. Auflage des „Festival des migrations“
Die Ukrainerinnen und ihr Stand waren ein Publikumsmagnet Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Nach zwei Jahren coronabedingter Pause schien es, als ob die Freunde des „Festival des migrations“ die mittlerweile 40. Auflage des größten interkulturellen Festes ganz besonders intensiv und zahlreich erleben wollten. Die Messehallen auf Kirchberg waren am Wochenende ständig an der Belastungsgrenze – mehr Menschen passten kaum rein.

Dies allerdings störte auch während der Auflage 2023 kaum jemanden: Die menschliche Nähe ist ohnehin fester Bestandteil des Festes und die Verbundenheit von Besuchern und Ausstellern aus zahlreichen Ländern inklusive ihrer jeweiligen Kulturen seit den Anfangsjahren Programm.

Wer sich auf den globalen Marktplatz einlässt, der wird mit spannenden Begegnungen, süßen oder sauren Cocktails, Kulinarik aus aller Welt, Musik, Tanz und viel Freundlichkeit belohnt.

Neues entdecken: Austausch lohnt sich
Neues entdecken: Austausch lohnt sich Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Solidarität mit ukrainischem Volk

Aber auch weniger angenehme Themen wurden angesprochen: Allein die Präsenz des ukrainischen Standes erinnerte an den Krieg in Europa, die Solidarität der Besucher war spürbar. Ein Chor ukrainischer Kinder begeisterte ebenfalls: Die Wut, mit der die jungen Sänger die Volksweisen energisch darboten, zeigte erschreckend deutlich, was in den Ukrainern vorgehen muss.

Der Krieg, den auch die CLAE-Präsidentin Pascale Zaourou in ihrer Begrüßung ansprach und auf die zahlreichen Opfer und die Masse der Flüchtlinge hinwies, kam zudem in den Konferenzen und Vorträgen des reichen Rahmenprogramms vor, ebenso wie die klassischen Themen Integration, Klimakrise und kultureller Austausch.

Zaourou verwies weiter darauf, dass das Festival ständig wachse, diesmal gab es neben dem Buchsalon und der Ausstellung zeitgenössischer Kunst ein Festival-Dorf, das sich besonders gut zum internationalen Austausch anbot.

Kulinarische Entdeckungen sind beim Festival immer möglich
Kulinarische Entdeckungen sind beim Festival immer möglich Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Ein „Ministère de la Citoyenneté“

Das „Comité de liaison des associations d’étrangers“, beziehungsweise dessen Präsidentin, formulierte in dem begonnenen Wahljahr auch ganz konkrete politische Forderungen. Die zahlreichen Regierungsmitglieder, Abgeordnete, Lokalpolitiker wurden u.a. mit der Forderung nach einem „Ministère de la Citoyenneté“ konfrontiert. Obwohl die Vereinigung begrüßt, dass die zeitliche Frist zum Wahlrecht für Nicht-Luxemburger in den Kommunen aufgehoben wurde, so verlangt sie weiter, dass dieses demokratische Grundrecht auch für die Nationalwahlen gelten soll.

Mit diszipliniert kurzen Ansprachen verwiesen die vier Redner aus der politischen Szene des Landes alle auf die Bedeutung der anstehenden Kommunalwahlen: Das Wahlrecht müsse genutzt werden, bis zum 17. April sollen sich möglichst viele Nicht-Luxemburger, die immerhin die Hälfte der Bevölkerung stellen, in die entsprechenden Listen einschreiben.

Obwohl Familien- und Integrationsministerin Corinne Cahen die vielen anwesenden Politikerkollegen vorbeugend in Schutz nahm und erklärte, all jene, die bei der Eröffnungszeremonie zugegen seien, seien auch während wahltechnisch profaneren Jahren Festivalgäste und Freunde der Veranstaltung, so wurde die Realität der anstehenden Urnengänge spätestens bei Gruppen- und anderen Fotos klar, auf die teils mehr Köpfe wollten als die Linsen hergaben.

Politköpfe zur Eröffnung

Fünf Minister, das halbe Parlament und der gesamte Schöffenrat der Hauptstadt drängten sich zur Zeremonie. Bemerkenswert war dabei besonders die Tatsache, dass die beiden Spitzenkandidaten der Oktoberwahl von CSV und DP nicht gekommen waren. Staatsminister Xavier Bettel und CSV-Kandidat Luc Frieden überließen den beiden anderen Anwärtern auf das Staatsministerium, Paulette Lenert (LSAP) und Sam Tanson („déi gréng“), hier das elektoral nicht unbedeutende Feld. Dabei fehlt Xavier Bettel selten bei solchen Mengenbädern (er war wohl tatsächlich verhindert); Luc Frieden bereitet sich offensichtlich weiter und intensiv auf die neue Rolle vor.

Nachdem Kammerpräsident Fernand Etgen zur Beteiligung an den Gemeindewahlen aufgerufen, Justizministerin Sam Tanson für gegenseitiges Verständnis aller Bürger geworben und Stadtbürgermeisterin Lydie Polfer die hohe Lebensqualität in der multikulturellen Hauptstadt (die immerhin Menschen mit 167 Nationalitäten zählt) gelobt hatte, standen die Verkaufs- und Ausstellungsstände wieder im Mittelpunkt und die Besucher konnten das tun, wofür die meisten gekommen waren: probieren, diskutieren, staunen, lernen und so demonstrieren, dass die Verbundenheit der Menschen untereinander keine Herkunftsgrenzen kennt; eigentlich …