Sonntag19. Oktober 2025

Demaart De Maart

SicherheitEin Fehler bei der Post und alles steht still: Ist Luxemburg auf echte Krisen überhaupt vorbereitet?

Sicherheit / Ein Fehler bei der Post und alles steht still: Ist Luxemburg auf echte Krisen überhaupt vorbereitet?
Diese LU-Alert-Nachricht wurde natürlich so nicht versendet – aber viel aufschlussreicher waren die Infos am Mittwoch nicht Montage: Editpress / Kim Kieffer

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Vier Stunden war Luxemburg offline – samt Notruf. Einen Cyberangriff gab es ersten Erkenntnissen nach nicht. Der Vorfall zeigt: Weder Technik noch Behörden sind auf den Ernstfall vorbereitet.

„Rien ne va plus“ – was sonst vom Roulette-Tisch bekannt ist, galt am Mittwochnachmittag für weite Teile Luxemburgs. Von 16.15 Uhr bis 19.50 Uhr war das Mobilfunknetz der Post tot: Kein 4G, kein 5G, das überlastete 2G-Netz kaum erreichbar. Auch Internet und Festnetz waren betroffen – Letzteres, weil die Post Ende 2024 komplett auf IP-Telefonie umgestellt hatte. Wer also dachte, sein altes Haustelefon sei eine verlässliche Alternative, wurde eines Besseren belehrt: Auch dieses ist heute auf das Mobilfunknetz angewiesen.  Oh – und die Geldautomaten der Post und die Computer in ihren Shops? Ebenfalls futsch.

Der Grund für den Schlamassel? Ein Softwarefehler, so viel zumindest konnte Direktor Claude Strasser am Donnerstagmorgen bei einer eiligst einberufenen Pressekonferenz verraten. Der Fehler saß entweder im sogenannten Backbone- oder im Edge-Router. Stellen Sie sich einfach vor, Ihr Router – das kleine Ding mit den flackernden LED-Lämpchen neben Ihrer Telefonbuchse – wäre Ihr direkter Vorgesetzter. Dann ist der Edge-Router der Abteilungsleiter und der Backbone-Router der CEO des Luxemburger Internets. Welche Software da fehlerhaft war, das konnte Strasser den anwesenden Journalisten „aus Sicherheitsgründen“ nicht sagen. Nur so viel: „Wir können ausschließen, dass es einen menschlichen Fehler auf unserer Seite oder bei einem unserer Dienstleister gab. Und es gibt zu diesem Zeitpunkt auch keine Hinweise auf einen Cyberangriff.“

Klingt erst mal beruhigend, wirft aber die Frage auf: Wenn ein Softwarefehler bei einem einzelnen, teilstaatlichen Internetanbieter die nationalen Notdienste, das Mobilfunknetz und den Internetzugang von privaten und geschäftlichen Kunden während vier Stunden lahmlegen kann – was passiert denn bitte bei einem gezielten Angriff?

Ratlose Gesichter bei der Post. Von links nach rechts: Cliff Konsbruck, Claude Strasser und Pierre Scholtes
Ratlose Gesichter bei der Post. Von links nach rechts: Cliff Konsbruck, Claude Strasser und Pierre Scholtes Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Behördliches Improvisationstheater

Denn dass die Behörden absolut nicht darauf vorbereitet sind, das kann nach gestern niemand mehr ernsthaft bestreiten. Das Problem ist um 16.15 Uhr aufgetreten, die interne Krisenzelle der Post trat um kurz vor 17 Uhr zusammen, kurz danach wurden die Behörden informiert und gegen 17.50 Uhr schrieb die Post auch an die Presse. Um 19.50 Uhr waren die Dienste wieder hergestellt. Um 21.11 Uhr kommunizierte dann schließlich auch die Regierung an die Presse und gab eine kurze Zusammenfassung dessen, was am Nachmittag passiert war. Der Grundtenor: Alles funktioniert wieder, kein Grund zur Sorge.

Doch Grund zur Sorge gab es sehr wohl. Denn die Regierung hatte zwischenzeitlich eine Reihe überaus konfuser LU-Alert-Nachrichten über Cell-Broadcasting verschickt. Konfus deshalb, weil die Nachrichten Menschen dazu auffordern, den Netzanbieter zu wechseln, wenn sie den Notruf wählen – etwas, was technisch nicht möglich ist, weil das sogenannte „nationale Roaming“ in SIM-Karten gesperrt ist. Als Postkunde können Sie nicht einfach in das Netz von Proximus oder Orange wechseln. Immerhin gab Claude Strasser bei der Pressekonferenz am Donnerstag zu bedenken, dass man diese Option für Krisenfälle in Erwägung ziehen sollte.

Auch die Aufforderung, in Notfällen „die nächste Kaserne“ aufzusuchen, sorgte für Verwirrung. Gemeint waren offenbar die Feuerwachen des CGDIS – doch diesen Sprachgebrauch kennen nur Insider. Wer etwa nach Diekirch zur Armee-Kaserne auf dem Herrenberg fuhr, war definitiv am falschen Ort.

Kommunikationsdesaster mit Ansage

Der Clou war allerdings, was nicht in der LU-Alert-Nachricht stand: Nämlich, dass die Internetdienste der Post ausgefallen sind und es deshalb zu Verbindungsproblemen kommt. Wenn plötzlich Ihr Smartphone mit voller Lautstärke anfängt zu plärren, Sie kein Netz haben und in einer Alarmnachricht aufgefordert werden, im Fall eines Notfalls die Notaufnahme oder die Kaserne aufzusuchen, dann ist es relativ klar, dass manche Menschen Panik schieben. Eine Freundin des Autors dieser Zeilen, die ähnliche Nachrichten während ihres Lebens in Brüssel erhalten hat, schrieb beunruhigt eine Nachricht: „Gibt es einen Anschlag?“

Andere Menschen warfen einen genervten Blick auf ihr Smartphone und steckten es zurück in die Hosentasche. Denn eine Nachricht, die nicht adressatenkonform und klar formuliert ist, wird als Störung wahrgenommen. Und damit stoßen wir auf das eigentliche Problem: Viele Behörden wissen schlicht nicht, wie man effektive Notfallmeldungen formuliert. Laut der US-Warnexpertin Samantha Sutton gehören zu einer guten Warnmeldung drei Dinge: klare Angabe des betroffenen Gebiets, präzise Handlungsanweisungen in Alltagssprache und ein Zeitrahmen, bis wann etwas zu tun ist. In den USA und Großbritannien existiert ein „Warning Lexicon“ für nationale wie lokale Behörden. In Luxemburg hingegen ist offensichtlich nicht einmal das Grundprinzip von klarer Krisenkommunikation institutionalisiert.

Die Bilanz ist vernichtend: Auch vier Jahre nach dem Hochwasser vom Juli 2021 und trotz zahlloser Testnachrichten ist LU-Alert heute noch nicht in der Lage, die Einwohner Luxemburgs rechtzeitig, vollständig und fehlerfrei in Notfällen zu informieren. Die letzte LU-Alert-Nachricht ging bei einigen Leuten übrigens am Donnerstagmittag ein – vierzehn Stunden, nachdem die Dienste der Post wieder funktionsfähig waren.

Ob durch den Vorfall Menschen zu Schaden kamen, konnte Premierminister Luc Frieden (CSV) auch bei einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag nicht sagen. Die Analysen liefen noch. Frieden betonte lediglich, man müsse aus dem Vorfall Lehren ziehen. Der Ausfall habe gezeigt, „wie fragil unser Land ist“. Damit hat er sicher recht. Denn sonst spielt Luxemburg weiterhin Roulette mit seiner nationalen Sicherheit – bis zum nächsten „Rien ne va plus“.

Ferdi
28. Juli 2025 - 10.14

Genau t'selwecht wéi wann dann emol am Wanter 5 Cm Schnéi fâlen.

Reinertz Barriera Manfred
28. Juli 2025 - 6.28

Die EU hat ja ihre Directive NIS2 herausgegeben die allen Betrieben die Auflage mach resilient zu sein gegen Cyber Attacken?, Luxemburg setzt doch immer schnell die EU Direktiven um, besonders in Bereich Finanzen usw... weshalb diesmal nicht ? bei unserer lieben Post? wer hat da geschlafen oder gepfuscht?

Nomi
25. Juli 2025 - 14.13

Wann den Cahier des charges "Mescht" ass dann kann een nemmen vum Liferant (Programmei'erfirma) Mescht geliwert krei'en well een jo soss net konform waer !!

Reinertz Barriera Manfred
25. Juli 2025 - 9.22

Auf grund der EU Directive NIS 2 sollte Luxemburg gewappnet sein, aber der CEO Frieden scheint noch im All zu schweben....Zeit dass er mal auf dem Boden landet und tätig wird um so ein Schlamassel zu verhüten in der Zukunft..

Dunord Hagar
25. Juli 2025 - 8.35

Alles hausgemacht! Um auch den letzten Luxemburger zu verängstigen... ja, der Krieg naht... Leute seit spendabel, macht euer Portemonnaie auf damit Flintenyuri Backes dem Herrenberg Panzergeld überweisen kann.

Grober J-P.
24. Juli 2025 - 23.19

Omi von nebenan hat wie wild an unserer Tür geklopft, das alte Nokia in der Hand. Mein Telefon, mein Telefon, es rappelt dauernd, sagte nur das wäre das Ende. "Von Cattenom" nein, von deinem Akku. " Ach so, und wenn es mal so richtig losgehen sollte an der Mosel?" Keine Angst das kriegt dein und mein Telefon nicht mehr mit, bis die Warnung abgesetzt wird. " Tut es weh"? Nein, Omi man spürt gar nix. "Welch eine Aufregung, für nix".

Nomi
24. Juli 2025 - 22.22

Wann eis Spezialisten elo Redundanz (duebel Systemer) anbauen, dann falen di 2 Systemer zesummen aus an dann verdreifachen mer dei' Systemer !

Kascht een heeden Geld an awer keng Verbesserungen.

RCZ
24. Juli 2025 - 19.58

.....den sie wissen nicht was sie tun! Wird bald die KI das Ruder übernehmen und noch mehr Unruhe stiften? Hatte eine fremde Macht den Angriff geübt, wird uns etwas verschwiegen? Das kreischende, vibrierende Smartphone in meiner Jacke hat zu einem Beinahe Unfall während der Autofahrt geführt. Kann ich den unfähigen Staat verklagen?Nach der Korona Hysterie nun die Kriegs Hysterie? Der ganz normale Wahnsinn?
.......?????😱🚀💀🥷🕊️🙊 in

Holly
24. Juli 2025 - 19.46

Luxusburg ist doch keine Insel, Superjempiën gibts mit vielen
Sprüchen,Besserwissen,Unfehlbarkeit usw. aber wenns mal richtig ernst und katastrophal wird,dann gehts meistens voll
in die Hose, Unsere politischen Ratgeber hatten sich auch
verschanzt, der Bürger wurde mal wieder im Regen stehen
gelassen. Armseliges und erbärmliches Getue.

Luxemburger
24. Juli 2025 - 18.11

Gute Frage. Meine Antwort ist nein, nein und nochmals nein. Luxemburg ist auf keine Krise/Notfall vorbereitet. Alles nur wishiwashi. Sehr viele Häuptlinge aber wenige Indianer.

Guy Mathey
24. Juli 2025 - 17.57

Dieser gravierende Ausfall hat verdeutlicht, dass im System der Post betreffend Redundanz noch erhebliches Optimierungspotential vorhanden ist! Im Prinzip müssen wichtige, ja unverzichtbare digitale Systeme mehrfach angelegt sein, dass ein weiteres, normalerweise inaktives, System übernimmt, falls das erste versagt. Spezialisten müssen jetzt möglichst zeitnah die Systemmängel genauestens analysieren und es müssen ggf die erforderlichen Anpassungen, respektive Investitionen getätigt werden um das System stabiler zu machen.
Allerdings müssen wir uns stets bewusst bleiben, dass je komplexer die Systeme werden, je komplexer ggf die Störungsbehebung sich gestalten wird. Ich zitiere einen Arbeitskollegen aus der Informatikabteilung meines früheren Arbeitgebers: Gehe davon aus, dass jede theoretisch mögliche Störung irgendwann auch mal real auftreten wird.