„Plus près de toi, mon Dieu“ hat sich der charismatische CSV-Bürgermeister von Hesperingen wohl gedacht. Er wollte immer schon hoch hinaus. Doch die Gesetze der politischen Schwerkraft hinderten ihn daran, erfolgreich vom Boden abzuheben. In Hesperingen ist dieser Boden schwer belastet, quasi ein Sumpfgebiet. Da steckt man schnell knietief im Morast. Oder man versinkt gar bis zum Kinn im Intrigenschlachtfeld. Allerlei Gauner spielten dem Lokalmatador übel mit. Spektakuläre Veruntreuungsaffären bremsten immer wieder seinen Abflug in höhere Sphären. Unter diesen widrigen Umständen blieben staatstragende Ämter für ihn unerreichbar.
Doch nun hat der Bürgermeister einen Weg gefunden, um seinen Aufstieg wundersam zu beschleunigen. Er lässt einen Lift bauen. Und zwar nicht irgendeinen banalen Lift, sondern eine Art öffentliches Denkmal, ein Wahrzeichen. Das Stahlbetongerippe steht, es ist ein grausam hässliches Bauwerk, überflüssig wie ein Kropf, dazu im höchsten Maß landschaftszerstörerisch. Dieser gigantische Lift ist nämlich eingeklemmt zwischen zwei passabel renovierten Dorfhäusern, in einer Lücke, wo früher ein Parkplatz war. Er fällt vollends aus dem Rahmen der umstehenden Gebäulichkeiten. Was wir hier sehen, ist ein mutwillig eingepflanzter Schandfleck mitten in der Ortschaft.
Im Volksmund, der oft ein gutes Gespür für Verborgenes und Verheimlichtes hat, heißt das elende Bauwerk schon vor seiner Fertigstellung „den Hesper Steiwen“, wohl in Anlehnung an die berühmt-berüchtigte Lokalhymne „d’Hesper Kutsch“. In beiden Fällen geht es um Erektionsbesessenheit, den Wahn aller großen Männer. Vor allem Autokraten verewigen sich mit phallusähnlicher Architektur. Diese Bauform soll Macht und grenzenlose Überlegenheit symbolisieren. Jetzt lässt auch der Hesperinger Alleinherrscher seine Streberträume in Beton gießen. Sein monumentaler Lift soll allen Vorbeigehenden und Vorbeifahrenden verkünden: Hier stehe ich, hier will ich nicht weichen. Mit mir geht es aufwärts, bleibt ihr mal schön am Boden, ihr Dissidenten, Querulanten und krankhaft Oppositionellen.
Je nach Standort kann man die drei himmelhohen Hesperinger Bauten auf einen Blick erfassen: die Burgruine, den Kirchturm und den neuen Lift. Eng nebeneinander aufgereiht illustrieren sie eine unheilige Allianz: Feudalismus, Kirche und CSV. Diese Architektur ist Ausdruck der Herrschsucht, einen anderen Zweck hat sie nicht. Vor allem der Nutzen des grauenvollen Liftungetüms bleibt völlig schleierhaft. Offiziell wird behauptet, es diene dazu, die kommunalen Sportstätten auf dem Holleschbierg zu erreichen. Komisch. Wieso sollen Sportbegeisterte nicht wie bisher mit sportlichem Elan die gewohnten Zugangswege benutzen? Leiden alle plötzlich an chronischer Bequemlichkeit? Daher die Frage: Ist dieser Lift nicht vor allem ein Prestigeobjekt und eine Karriereprothese für den höhenluftsüchtigen Bürgermeister?
Despoten-Vokabular
Es lohnt sich, auf hesperange.lu das Video der ersten Gemeinderatssitzung nach den Sommerferien zu verfolgen. Hier erlebt man den himmelschreiend arroganten Bürgermeister, wie er die gesamte Opposition in Grund und Boden verdammt, nur weil sie es wagte, einen Formfehler bei der Ernennung einer Gemeindebeamtin anzumahnen. Bei seinem wüsten Monolog greift der Rabauke auf ein knallhartes Despoten-Vokabular zurück: „Hirngespinste, Ungeheuerlichkeit, Niederträchtigkeiten, Schmutzkampagne, infekte Prozedur, infame Attacke, Halbwahrheiten, inszenierte Geschichte“ und immer wieder „Schummt iech!“ Sofort nach seiner Strafpredigt hebt er die Sitzung auf, der Opposition wird jedes Antwortrecht verweigert. Der Potentat tobt, seine Kritiker dürfen sich nur schämen. Das ist echte CSV-Demokratie à la Lies. Was nicht passt, wird vom Tisch gefegt.
Dabei gibt es ein bequemes und garantiert wirksames Mittel, das Herrn Lies nicht nur einen fulguranten, völlig liftfreien Aufstieg bescheren, sondern ihm sogar zur Weltberühmtheit verhelfen könnte. Er müsste sich nur werbewirksam mit Donald Trump anlegen. Denn der hat ganz offensichtlich den Hesperinger Bürgermeister beklaut. Zur Erinnerung: Bei seinem TV-Duell mit Kamala Harris verbreitete Trump das horrende Schauermärchen, in Springfield (Ohio) würden zugewanderte Migranten aus Haiti den armen Amerikanern die Haustiere wegfressen. Das erinnert überdeutlich an Herrn Lies’ Behauptung, in Hesperingen (Luxemburg) würden von Jean Asselborn eingeschleuste kriminelle Flüchtlinge das Federvieh der armen Hühnerzüchter köpfen.
Ebenbild aus Übersee
Da Herr Lies hier zweifelsfrei der Urheber ist, und Trump nur der freche Abkupferer, sollte der Bürgermeister sich spektakulär bei seinem Ebenbild aus Übersee beschweren: Diese Story habe ICH erfunden, du unverschämter Plagiator! Für irrsinnige Lügengeschichten bin ICH zuständig! Lass die Finger von meinem Original-Fake! Sonst muss ich dich verklagen! Wumms! Zack in Trumps Fresse! Wetten, dass die gesamte Weltpresse mit fetten Schlagzeilen darüber berichten würde. Herr Lies wäre im Handumdrehen ein internationaler Held der urheberrechtlich geschützten Fake-Politik.
Fürs Erste darf er hierzulande zweifelhaften Beifall von der richtigen Seite genießen. So schreibt etwa der ADR-Prellbock Weidig auf Facebook: „An d’Simone Beissel an de Marc Lies schaffe säit Joer fir hir Gemengen a maache gutt Aarbecht fir hier Bierger!“ (nebenbei: Herr Weidig sollte sich mal dringend erkundigen, wie man lesbares Lëtzebuergesch schreibt). Dieses große Lob von einem ausgewiesenen Rechtsextremisten ist natürlich eine ganz besondere Trophäe. Es zeigt nämlich, dass auch Herr Lies auf dem (äußerst) rechten Weg ist. Es geht aufwärts, der braune Motor brummt. Mit oder ohne Lift.

De Maart
Ech hunn de schéinen Monolog vum Här Lies am Gemengerot nogelauschtert an den Här Revenig huet absolut recht. Do gëtt en erschreckend Despoten-Vokabular benotzt. Dat wat mech nach méi schokéiert huet, ass die Art a Weis wéi en Député-maire den Argument ' chaque citoyen est égal devant la loi' benotzt an total missachtet. Fir hien heescht et, déi die den passenden Diplom an d'Erfahrung hunn, kréien de Posten net, an déi Persoun déi weder den passenden Diplom nach d'Erfahrung huet (den Innenminister huet et jo mat sengem Refus bestätegt) sollt de Posten kréien. Schéint Beispill vun ' égalité de tous devant la loi' ....Wann een esou eppes net als 'Abus de pouvoir' bezeechnen kann....