Samstag1. November 2025

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EditorialEin Abschied mit Symbolkraft: Charel Grethen bleibt ein echtes Vorbild

Editorial / Ein Abschied mit Symbolkraft: Charel Grethen bleibt ein echtes Vorbild
In Tokio erlebte Charel Grethen 2021 seinen sportlich größten Moment Foto: ATP

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Es ist eine Ankündigung, die im luxemburgischen Sport am Mittwoch durchaus überrascht haben dürfte. Mit dem Leichtathleten Charel Grethen wird Ende September eines der Aushängeschilder der vergangenen Jahre seine Laufschuhe an den berühmten Nagel hängen.

Denkt man an Charel Grethen, dürften wohl jedem sofort die Olympische Sommerspiele 2021 in Tokio einfallen, bei denen es der heute 33-Jährige sensationell ins Finale über 1.500 Meter schaffte. Es ist einer dieser unvergessenen Sportmomente, die ihren festen Platz in den luxemburgischen Geschichtsbüchern haben. Immerhin war es die erste Olympia-Finalteilnahme eines luxemburgischen Mittelstreckenläufers seit Josy Barthel 1952 in Helsinki. 

Mit seinem Husarenritt im Halbfinale, bei dem er den Landesrekord auf die noch heute gültige Bestmarke von 3:32,86 Minuten verbesserte, hob der Mittelstreckenspezialist die luxemburgische Leichtathletik gleichzeitig noch einmal auf eine ganz neue Ebene. Es sind nämlich nicht zuletzt Momente wie diese, die zu einem neuen Aufschwung einer Sportart führen können, junge Athleten anziehen und auch bei der Stange halten. In dieser Hinsicht ist Charel Grethen allemal ein Vorbild. Er hat gezeigt, dass sich Schritte wie der an ein College in den USA lohnen. Er hat gezeigt, was auch nach schweren Verletzungen – im Jahr 2019 musste er sich einem chirurgischen Eingriff an der Achillessehne unterziehen – mit harter Arbeit alles möglich sein kann. Dabei ist er stets bodenständig und nahbar geblieben, auch in den letzten Monaten, als es sportlich aufgrund von gesundheitlichen Problemen weniger gut lief und er nicht nur immer wieder an seiner Zeit von Tokio gemessen wurde, sondern mit der verpassten Olympia-Qualifikation für Paris auch einen der bittersten Momente seiner Karriere erlebte.

Um die luxemburgische Leichtathletik muss einem, obwohl sich mit Charline Mathias, Bob Bertemes und nun Charel Grethen drei Aushängeschilder binnen gerade einmal einem Jahr verabschiedet haben, derweil nicht bange sein. Allein in diesem Jahr sorgten Patrizia Van der Weken mit ihren Medaillen bei der Hallen-EM und -WM sowie Ruben Querinjean mit dem Sieg beim Diamond League Meeting in Brüssel bereits für große Momente. Mit vier Athleten ist die FLA bei der WM übernächste Woche in Tokio vertreten, das Potenzial für eine solche Qualifikation besitzen aktuell auch Victoria Rausch und Fanny Arendt. Mit neun Talenten im COSL-Promotionskader mangelt es zudem nicht an Nachwuchs. Dass man auch als Sportler aus Luxemburg in der internationalen Leichtathletik etwas erreichen kann, dürfte ihnen längst klar sein. Und hieran hat Grethen ein großes Verdienst.

Für Charel Grethen wird es vor seinem endgültigen „Goodbye“noch einen internationalen Höhepunkt geben und hier wird es ihn bei der WM auf die Bahn zurückbringen, auf der vor vier Jahren seine große Sternstunde schlug. Einen besseren Ort hätte man sich auch im besten Filmdrehbuch sicherlich nicht aussuchen können. Und wer weiß, vielleicht erlebt der 33-Jährige dort ein letztes großes Rennen.