Donnerstag13. November 2025

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Geschichte der FeuerwehrEhrenamtliche kämpfen um eine einzigartige Sammlung – doch für ein Museum fehlt Geld

Geschichte der Feuerwehr / Ehrenamtliche kämpfen um eine einzigartige Sammlung – doch für ein Museum fehlt Geld
Mike Hoscheid, Armand Kalmes, Fritz Kiggen und Raymond Brausch (v.l.n.r.) packen immer gerne tatkräftig mit an, um das Erbe der Feuerwehrgeschichte am Leben zu halten Foto: André Feller

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Am 23. Mai 2019 berichtete das Tageblatt unter dem Titel „Das triste Dasein eines 30-jährigen Feuerwehrmuseums“ über das Dahinsiechen einer einzigartigen Sammlung. Von historischen Feuerwehrfahrzeugen über Feuerlöschpumpen bis hin zu Fahnen und Fotos, echte Schätze wurden hier aufbewahrt. Nun haben Ehrenamtliche das Inventar in Marnach untergebracht und so vorerst vor dem Verfall gerettet. Für ein Museum ist aber immer noch kein Geld da.

Schrittweise wurde nach Lösungen gesucht. Einige Gebäude mussten wegen anderwärtiger Nutzung geräumt werden. So auch die Halle in Colmar-Berg. Wie es der Zufall wollte, erfuhr der Ehrenamtliche Raymond Brausch von einem leer stehenden Gebäude in staatlicher Hand in Marnach. Dank der Unterstützung der „Administration des bâtiments publics“ auf Anfrage des Innenministeriums wurde dem Feuerwehrverband das leer stehende Gebäude zum symbolischen Euro zur Verfügung gestellt und teilweise renoviert. Die „Pompjees-Federatioun“ beteiligte sich ihrerseits unter anderem an den Kosten für Malerarbeiten und Heizöl. Büroräume wurden ebenfalls gestrichen und mit einem neuen Boden ausgelegt.

Umzug mit Tieflader und Traktoren

Während langer Monate transportierten rund ein Dutzend Helfer alle Fahrzeuge nach Marnach. Kein einfaches Unterfangen, wie Raymond Brausch berichtet. Leichtere Fahrzeuge konnten mit einem Abschleppwagen transportiert werden. Für die schweren Einsatzfahrzeuge griff der Feuerwehrverband auf drei Tieflader zurück, zwei vom Bauunternehmer Solid und eines vom Privatunternehmer Tom Olsen. Die Firmen stellte diese Fahrzeuge mitsamt Fahrer gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung, so Brausch.

Chevrolet-Einsatzfahrzeug von 1948 (Feuerwehr Stadt Rümelingen)
Chevrolet-Einsatzfahrzeug von 1948 (Feuerwehr Stadt Rümelingen) Foto: André Feller

In Marnach angekommen, mussten die Fahrzeuge in der Halle untergebracht werden, eine echte Herausforderung. Denn viele davon sind aufgrund der kaputten Reifen oder der Defekte an Fahrwerk und Motor nicht mehr fahrtüchtig. Also musste man mit Gabelstapler und drei Traktoren die tonnenschweren LKWs zentimeterweise und mit viel Muskelkraft in die Halle fahren, erzählt Brausch dem Tageblatt. Dabei beteiligten sich auch Freiwillige aus den Einsatzzentren von Grevenmacher und Lintgen.

Weil Geld fehlt: Recyclingcenter als Zulieferer

Weil die nötigen Gelder fehlen, greifen die Ehrenamtliche auf Regale, Vitrinen, Gestelle und Bilderrahmen vom Wertstoffhof zurück. „Wenn man kein Geld hat, muss man sich halt anders organisieren“, unterstreicht Brausch. Anhand des vom Recycling gesammelten Materials sowie der Vitrinen, die von mehreren Leuten gespendet wurden, können die Ehrenamtliche das gesamte Ausstellungsmaterial ordnungsgemäß präsentieren. In den kommenden Wochen werden noch etliche Fotos, Poster und Dokumente eingerahmt.

Die renovierten Büroräume im Obergeschoss dienen heute als Ausstellungsfläche für ehemalige Atemschutzgeräte, Feuerwehrhelme und Uniformen, Handpumpen, Feuerlöscher bis hin zu motorbetriebenen Tragkraftspritzen. In diesen Räumen zeichnen Fotos, Dokumente und Zeitungsausschnitte die Geschichte des luxemburgischen Feuerwehr- und Rettungswesens nach. Obwohl hier mehr Platz vorhanden ist, als man je zuvor hatte, konnten dennoch nicht alle Fahrzeuge untergebracht werden. Aktuell stehen eine ausgediente Drehleiter der Feuerwehr Roeser, ein TLF aus Medernach sowie ein GMC Tipper der „Protection civile“ von Planen verdeckt im Außenbereich.

Antike Hochdrucklanzen und Scheinwerfer aus dem Bestand der BF Luxemburg
Antike Hochdrucklanzen und Scheinwerfer aus dem Bestand der BF Luxemburg Foto: André Feller

Ziel dieser Sammlung ist es, die alten Fahrzeuge und das historische Erbe der Feuerwehr vor dem Verfall und der Verschrottung zu bewahren. Das Material unterschiedlicher Epochen dokumentiert eindrucksvoll die Geschichte des Luxemburger Feuerwehrwesens. Zudem soll die Kollektion an jene Einsatzkräfte, die ihr Leben im Einsatz ließen, sowie an die tödlichen Opfer von Unfällen und Bränden erinnern, so Brausch.

Von einem Museum ist man noch meilenweit entfernt. Dazu fehlen die notwendigen Gelder, um den Anforderungen der ITM gerecht zu werden. Derzeit prüfe man innerhalb des Feuerwehrverbandes, ob private Besichtigungen der „Kollektioun vun historesche Rettungsgefierer – Marnech“ nach vorheriger Absprache aus sicherheitsrechtlichen Aspekten durchgeführt werden dürfen, sagt Raymond Brausch.

Ehrenamtliche, die das Projekt unterstützen

Raymond Brausch
Mike Hoscheid
Armand Kalmes
Daniel Kalmes
Fritz Kiggen
Lucien Molitor
Pascal Recken
Frank Tex
Albert Schaul
Gilbert Weydert
Germain Wolter

Entstehungsgeschichte der Sammlung

Raymond Brausch, ehemaliger Berufsfeuerwehrmann, hat über lange Jahrzehnte jedes Feuerwehrfahrzeug in Luxemburg fotografiert und in der Verbandszeitschrift der „Pompjeesfederatioun“ vorgestellt. Paul Krippler, ehemaliger Techniker bei der Berufsfeuerwehr Luxemburg, war mit Jean Feltz, dem Direktor der städtischen Busse und Liebhaber von Oldtimern, befreundet. So kam damals die Übereinkunft zustande, ausgediente Feuerwehrfahrzeuge im Tramschapp unterzustellen. Die engen Kontakte zu allen Feuerwehrkorps führten dazu, dass Brausch Anfragen erhielt, ob er Verwendung für ausgediente Fahrzeuge hätte. Der Grundstein für die Sammlung war somit gelegt. Wegen des Abrisses des ehemaligen „Tramsschapp“ mussten die Fahrzeuge nach Hollerich ins alte Schlachthaus umziehen. Kurze Zeit später folgten Umzüge nach Schönfels und dann nach Colmar-Berg in die „Fourrière“ der Polizei. Hier standen die Fahrzeuge 25 Jahre. 2022 begann der Umzug nach Marnach. Historische, tragbare Pumpen waren auf Limpertsberg untergebracht, danach in Leudelingen und jetzt ebenfalls in Marnach. Dort hatte man bereits erste negative Erfahrungen gemacht. Vor einigen Monaten verschafften sich Unbekannte Zugang zur Halle und beschädigten mehrere Fahrzeuge. Mittlerweile ist die Halle und das Gelände videoüberwacht. Raymond Brausch und seine Kollegen hoffen darauf, auch die anderen Fahrzeuge durch einen Ausbau vor dem Rost schützen zu können.