Mittwoch5. November 2025

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Ukraine-KriegDrohnen über der Krim, ein AKW in der Kampfzone und eine abgeklemmt Pipeline

Ukraine-Krieg / Drohnen über der Krim, ein AKW in der Kampfzone und eine abgeklemmt Pipeline
Satellitenbild des AKW Saporischschja: Was unten passiert, bleibt unklar Foto: AFP/Maxar Technologies

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Auf der Krim wird es für die Russen zunehmend ungemütlich, Moskau meldet den Abschuss von Drohnen. Beim AKW Saporischschja warnt Moskau vor einer Katastrophe, die es selbst heraufbeschworen hat.

Telefonat zwischen Macron und Putin

Vor dem Hintergrund anhaltender Angriffe auf das Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja haben sich die Präsidenten Russlands und Frankreichs, Wladimir Putin und Emmanuel Macron, für eine rasche Inspektion durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ausgesprochen. In einem Telefonat miteinander am Freitag forderten Putin und Macron einer Mitteilung des Kreml zufolge, IAEA-Kontrolleure sollten das Kraftwerk „so bald wie möglich“ besichtigen. 

Das französische Präsidentenbüro erklärte seinerseits, Macron habe sich in dem Gespräch für die „schnellstmögliche Entsendung“ einer Expertenmission der IAEA „unter Bedingungen, denen zuvor die Ukraine und die UNO zugestimmt haben“ ausgesprochen. Angaben aus Paris zufolge werden Macron und Putin sich hierüber in den kommenden Tagen erneut austauschen. Das Telefonat zwischen Macron und Putin war der erste direkte Austausch zwischen den beiden Staatschefs seit Ende Mai.

Drohnen über der Krim

Die 2014 von Russland annektierte Krim wird als Aufmarschgebiet für die in der Südukraine angreifenden russischen Truppen immer unsicherer. Nach den verheerenden Explosionen der vergangenen Tage auf der Halbinsel schossen die Russen angeblich an zwei strategisch wichtigen Orten Drohnen ab. Beobachter schlossen nicht aus, dass die Ukrainer vor neuen Angriffen damit die russische Luftabwehr testen wollten. Im russischen Gebiet Belgorod nördlich der Ukraine brannte ein Munitionsdepot aus. Die Ukraine machte auch am Freitag keine Angaben zu den Angriffen und ließ die russische Seite damit im Unklaren.

Die russische Luftabwehr sei beim größten Militärflugplatz der Krim, Belbek bei Sewastopol, aktiv geworden, teilte der örtliche Gouverneur Michail Raswoschajew am Donnerstag mit. Ebenso waren Flugabwehrfeuer und Explosionen über der Stadt Kertsch zu hören. Auch dort sei eine Drohne abgeschossen worden. Bei Kertsch verbindet eine erst 2019 eröffnete Straßen- und Eisenbahnbrücke die Krim mit dem russischen Festland.

Ukrainische Einsatzkräfte sprengen eine Mine im Fluss Dnepr
Ukrainische Einsatzkräfte sprengen eine Mine im Fluss Dnepr Foto: AFP/Genya Savilov

Explosive Lage bei ukrainischem AKW

Trotz der Vermittlungsbemühungen unter anderem durch UN-Generalsekretär António Guterres und den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan spitzte sich die Lage in und um das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine weiter zu. Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig, dort für Freitag einen Anschlag zu planen. Guterres sprach sich erneut für eine Entmilitarisierung des Kraftwerks und seiner Umgebung aus. Die Ukraine forderte erneut den Abzug der Russen. Moskau lehnt beides ab.

Russland warnte am Freitag erneut vor einer Katastrophe um das Atomkraftwerk. Das ukrainische Militär beschieße das AKW mit von den USA gelieferten Waffen, sagte der Sekretär des russischen nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, der Agentur Interfax zufolge in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. „Wenn es zu einer Katastrophe kommt, dann werden die Folgen in allen Ecken der Welt zu spüren sein“, sagte er. Dass es ohne den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gar keine Gefahr für das größte AKW Europas geben würde, sagte Patruschew nicht.

UN-Generalsekretär in Odessa

Guterres kam im Rahmen einer Ukraine-Reise am Freitag in die Hafenstadt Odessa, um sich dort ein Bild vom kürzlich wieder aufgenommenen Getreideexport zu machen. „Es ist sehr bedauerlich, dass die erheblichen Kapazitäten dieses großen Hafens nicht voll genutzt werden“, sagte der 73-Jährige nach einer Meldung des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Zugleich betonte er, dass nicht nur ukrainische, sondern auch russische Nahrungsmittelexporte möglich sein müssten. „Mehr Nahrung und Düngemittel von der Ukraine und Russland zu erhalten, ist wichtig für die Warenmärkte und die Preise“, betonte der UN-Chef.

Löscharbeiten am Kulturhaus der Eisenbahn  in Charkiw
Löscharbeiten am Kulturhaus der Eisenbahn in Charkiw Foto: AFP/Sergey Bobok

Zahl der Toten in Charkiw steigt auf 21

Rund einen Tag nach schweren russischen Raketenangriffen auf die ostukrainische Metropole Charkiw ist die Zahl der Toten Angaben aus Kiew zufolge auf 21 gestiegen. In der Nacht zum Donnerstag war die Stadt von massiven Angriffen erschüttert worden. Zwei Wohnheime und das Kulturhaus der Eisenbahn wurden dabei zerstört. Auch mehrere Dutzend Menschen seien verletzt worden. Russland bestätigte am Freitag lediglich Angriffe auf Ortschaften außerhalb Charkiws, die nur militärischen Zielen gegolten hätten.

Kiew berichtete unterdessen auch von fünf toten und zehn verletzten Zivilisten im weiter unter ukrainischer Kontrolle stehenden Teil des Nachbargebiets Donezk. Im von Russland kontrollierten Teil wiederum sollen örtlichen Medien zufolge fünf Zivilisten getötet und weitere 23 verletzt worden sein. Die Angaben beider Seiten lassen sich oft nicht unabhängig überprüfen.

Nord Stream 1 drei Tage ohne Gas

Russland hat angekündigt, Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 Ende August für drei Tage zu unterbrechen. Vom 31. August bis zum 2. September werde wegen Wartungsarbeiten kein Gas nach Deutschland fließen, teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitag mit. Danach sollten täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas geliefert werden. Das entspricht den 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat.

In den drei Tagen müsse die einzige funktionierende Turbine der Kompressorstation Portowaja überprüft und überholt werden, hieß es von Gazprom. Dies solle in Zusammenarbeit mit Spezialisten von Siemens Energy geschehen. Wegen angeblich nötiger Reparaturen hatte Gazprom schon seit längerem den Gasfluss auf 33 Millionen Kubikmeter gedrosselt. (dpa, AFP)